29. Kap. Nikolaus und die, welche sich nach ihm benannten.
Damals existierte kurze Zeit auch die sog. Häresie der Nikolaiten, deren auch die Offenbarung des Johannes1 gedenkt. Die Nikolaiten rühmten den Nikolaus als einen der Diakonen, die sich Stephanus angeschlossen hatten und von den Aposteln für die Armenfürsorge aufgestellt worden waren.2 Klemens von Alexandrien berichtet über ihn im dritten Buche der „Teppiche“ wörtlich also:3 „Da Nikolaus — so erzählt man— nach der Himmelfahrt des Erlösers wegen der Eifersucht auf seine hübsche Frau von den Aposteln zurechtgewiesen worden war, stellte er sie ihnen vor und überließ sie dem, der sie zu heiraten wünschte. Dies Verfahren stand — so sagt man — im Einklang mit seinem Worte: ‚Man muß das Fleisch verachten’; die, welche sich seiner Richtung angeschlossen, hielten sich einfältig und kritiklos an das, was geschah, und an seine Bemerkung und trieben in schamloser Weise Unzucht. Wie ich jedoch erfahren habe, hat Nikolaus nie mit einer anderen Frau als seiner eigenen verkehrt und haben seine Töchter als Jungfrauen ein hohes Alter erreicht und ist auch sein Sohn unverdorben geblieben. Wenn dem so ist, dann ist die Tatsache, daß Nikolaus seine eifersüchtig geliebte Frau in den Kreis der Apostel stellte, ein Beweis dafür, daß er der Leidenschaft Lebewohl sagte, und war das Wort ,Man muß das Fleisch verachten’ seinem Verzicht auf heiß ersehnte Genüsse entsprungen. Nach meiner Meinung S. 139 wollte er dem Befehle des Erlösers4 entsprechend nicht zwei Herren dienen, der Sinnlichkeit und dem Herrn. Auch Matthias soll in gleicher Weise gelehrt haben, man müsse gegen das Fleisch kämpfen und es verachten, indem man seiner Sinnlichkeit in keiner Weise nachgibt; der Seele aber müsse man durch Glauben und Erkenntnis aufhelfen.“5
Dies mag genügen bezüglich derer, welche zur erwähnten Zeit6 die Wahrheit niederzuringen suchten, aber schneller als ein Laut völlig verschwunden sind.
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2, 6. 15. ↩
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Apg. 6, 5. ↩
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III 25 f. ↩
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Matth. 6, 24; Luk. 16, 13. ↩
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Irenäus, Hippolyt und Pseudotertullian bringen den Apg. 6, 5 erwähnten Diakon Nikolaus in ursächlichen Zusammenhang mit der Sekte der Nikolaiten; nach Klemens aber (und Eusebius) führten sich die Nikolaiten selber darauf zurück. Vgl. G. Wohlenberg, „Nikolaus von Antiochien und die Nikolaiten“, in Neue kirchliche Zeitschrift 6 (1895) S. 923 bis 961. ↩
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d. i. unter Trajan. ↩