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Werke Eusebius von Caesarea (260-339) Vita Constantini et Oratio ad coetum sanctorum Vier Bücher über das Leben des Kaisers Konstantin und des Kaisers Konstantin Rede an die Versammlung der Heiligen (BKV)
Des Kaisers Konstantin Rede an die Versammlung der Heiligen

XXV. Kapitel: Diokletian hat mit Schande die Kaiserwürde niedergelegt und ist wegen seiner Verfolgung der Kirche vom Blitze getroffen worden.

Inhaltsangabe:

1. Diokletian hat sich durch seine Abdankung der Herrschaft für unwürdig erklärt. 2. Damit, daß er die Verfolgung begann, hat er sich die Ruhe geraubt und ins Unglück gestürzt.1 3. Verständige Leute haben sofort das den Verfolgern und dem Reiche drohende Unheil vorhergesagt. 4. Diese Vorhersagung war wegen der schrecklichen Greueltaten nur zu gerechtfertigt. 5. Die Verfolger ereilten furchtbare Strafgerichte, und auch Unschuldige wurden von dem Unheil betroffen. 6. Die Freude der ganzen Welt über die von Gott geschenkte Befreiung aus dem Unglück und den tiefen Frieden.

Diokletian aber hat nach seiner blutigen Verfolgung ohne es zu ahnen sich selbst das Urteil gesprochen, da S. 269er als untauglich die Herrschaft niederlegte und dadurch seinen verderblichen Wahnsinn zugestand, daß er sich in eine verächtliche Behausung einschloß. Was hat es ihm nun genutzt, den Krieg gegen unsern Gott begonnen zu haben?2 Das hat er wohl erlangt, daß er immer voll Furcht, vom Blitze getroffen zu werden, den Rest seines Lebens hinbrachte. Laut redet Nikomedia, nicht schweigen auch die, welche es gesehen haben, und zu diesen gehöre auch ich; denn ich sah es, wie er, schwach an Geist und voll Furcht vor jedem Anblick und vor jedem Geräusch, jammerte, sein Unverstand sei die Ursache all der drückenden Leiden geworden, er selber habe gegen sich Gott herausgefordert, den Gerechten zu Hilfe zu kommen. Verwüstet wurde in der Tat der Palast und seine Wohnung3 , da der Sturmwind sie verheerte und himmlisches Feuer raste.

Und es war schon ein solcher Ausgang von den verständigen Leuten vorhergesagt worden; denn nicht konnten diese schweigen noch ihren Jammer über die unwürdigen Ereignisse verbergen; laut und offen sprachen sie mit allem Freimut zueinander: „Was ist doch dies für ein Wahnsinn? Welch eine Überhebung der Herrschergewalt, daß Menschen es wagen, gegen Gott anzukämpfen, daß sie die heiligste und gerechteste Gottesverehrung schimpflich behandeln und auf das Verderben einer so großen Schar von Gerechten sinnen, ohne daß irgend eine Schuld vorliegt? Und dies geschieht alles, obwohl doch für den einzelnen wie für den ganzen Staat alles günstig steht, alles sich in bester Ordnung findet und die Eintracht unter den Herrschern bestehen bleibt. Kommen wird die Rache hierfür, kommen die Strafe für das ungerecht vergossene Blut und vielleicht wird wie die Schuldigen so auch die Unschuldigen dasselbe Unheil ereilen; denn es zürnt mit Recht gegen die Schlechten das göttliche Wesen.“

S. 270Wenn die Leute solches sagten, dann schlossen sie nicht unrecht; denn sie sahen eine furchtbare, ja ganz ungewöhnliche Grausamkeit; nachdem nämlich alles erschöpft war, was die Grausamkeit zu ersinnen imstande war, ging die Gottlosigkeit zu abscheulichen Strafen über: heilige Jungfrauen und sittsame Frauen verurteilte der genannte Kaiser zu schmählicher Ausschweifung, und durch schimpfliche Erlasse forderte er die Jugend zu unreinen Lüsten auf. Da wurde aber die Enthaltsamkeit des gemeinen Volkes als stärker erfunden denn die Schamlosigkeit des Tyrannen; keiner überließ sich frevelhafter Lust und der Befehl des Kaisers vermochte nicht die Sittsamkeit des Volkes zu erschüttern. Welch ein trefflicher Fürsorger für die Gesetze! Welch ein Lehrer der Sittsamkeit für alle seine Untertanen! Welch eine Sorge des Heeres um die eigenen Mitbürger! Es verwundeten die Brust ihrer Stammesgenossen die, welche noch nie in einer Schlacht den Rücken der Feinde geschaut hatten! Schließlich verhängte doch die göttliche Vorsehung die Strafe ob der gottlosen Werke, nicht ohne daß das Ganze Schaden litt. Ein solches Blutbad wurde angerichtet, daß es dem Reiche ewigen Frieden hätte geben können, hätte es unter den Barbaren stattgefunden, denn das ganze Heer des erwähnten Kaisers kam in die Gewalt eines nichtswürdigen Menschen, der die Herrschaft mit Gewalt an sich gerissen hatte4 , und es wurde, als die göttliche Vorsehung die Hauptstadt befreien wollte, durch viele und mannigfache Kriege aufgerieben. Was könnte man aber anführen, das klarer und deutlicher bewiese, daß Gott gerichtet hat? Das ruft selbst die Welt, leuchtender und klarer scheint der Zug der Sterne, die sich wohl freuen, daß die gottlosen Werke die gerechte Strafe ereilt hat, und selbst die Zeit, die auf jenes wilde und menschenunwürdige Leben S. 271folgte, freut sich, wie uns dünkt, ihres Glücks und offenbart die Güte Gottes gegen die Menschen. Doch auch das Schreien derer zu Gott, die unterdrückt waren und die Freiheit missen mußten, und das Lob, das sie jetzt nach ihrer Befreiung aus dem Unglück voll Dank zu Gott emporsenden, nachdem ihnen die Freiheit und das Recht im Verkehr wiedergegeben ist, wie sollte dies nicht auf alle Weise die Vorsehung Gottes und seine Liebe zu den Menschen bezeugen?


  1. Daß Diokletian selber vom Blitze getroffen worden sei, steht nicht im Kapitel. ↩

  2. Mit seiner Abdankung war die von ihm begonnene Verfolgung noch nicht beendet ↩

  3. Nachdem er das Ende Diokletians vorweggenommen hatte, ist Konstantin auf seine Christenverfolgung eingegangen; seine Wohnung, die vom Blitze zerstört wurde, befand sich natürlich im Palaste zu Nikomedia. ↩

  4. Von den Truppen des Severus und Galerius [Leben Konstantins 1, 26] ging ein Teil zu Maxentius über. Ausgegangen wird von Diokletian, der die Verfolgung begonnen und damit auch den Anstoß zu weiteren Verfolgungen und dem ganzen Unheil gegeben hat; sein Schicksal ist schon zu Beginn des Kapitels erwähnt, weil er sich zurückgezogen hat, ehe das Unheil in seiner ganzen Größe über die Verfolger hereinbrach. ↩

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