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Es wirket also, wie wir gezeigt haben, mit dem Vater der Sohn und der Hl. Geist. Denn: „Durch das Wort des Herrn sind die Himmel gefestigt und durch den Hauch des Mundes all ihre Kraft“1 . Der Geist muß auch angebetet werden: „Denn die Gott anbeten, müssen ihn im Geiste und in der Wahrheit anbeten“2 . Wenn er aber mitschafft, so ist es nicht ein Geschöpf, das die Schöpfung wirkt, auch gibt es keine geschaffene Gottheit, ebensowenig ist Gott nach Maß und Umfang bestimmbar; denn Gott ist unbeschreiblich, unbegreiflich, unfaßbar, da er alle Geschöpfe umfaßt. Ein Geschöpf dürfte man ja auch gar nicht anbeten. [Sagt ja die Schrift:] „Sie dienten dem Geschöpfe mehr als dem Schöpfer, und dadurch sind sie zu Toren geworden“3 . Wäre es denn nicht töricht, eine Kreatur als Gott anzubeten und dadurch jenes erste Gebot zu übertreten, welches mahnt: „Höre Israel: Der Herr, dein Gott, ist ein einziger4 , nicht sei dir ein neuer Gott!“5 Jedoch werden in den heiligen Schriften dem Vater und dem Sohne und dem Hl. Geiste verschiedene Namen beigelegt. So wird der Vater genannt: „der allmächtige Vater“, „der Vater aller“, „der Vater Christi“. Der Sohn heißt: „das Wort“, „Christus“, „das wahre Licht“. Der Hl. Geist aber wird bezeichnet als: „der Tröster“, „der Geist der Wahrheit“, „der Geist Gottes“, „der Geist Christi“. Ferner heißt der Gott und Vater auch „Licht“, und zwar Licht, welches alles mit seinem wunderbaren Glänze erhellt, „Kraft“ und „Weisheit“. Wie aber der Vater und Gott „Licht“ heißt, so der Sohn Licht S. 113vom Lichte, „der in einem unzugänglichen Lichte wohnt“6 . Gott ist ganz Kraft und sonach „Herr aller Kräfte“7 . Der Sohn ganz Weisheit und mithin die Weisheit aus der Weisheit, „in welchem alle Schätze der Weisheit verborgen sind“8 . Gott ist auch ganz Leben, daher Leben vom Leben der Sohn. „Ich“, sagt er, „bin die Wahrheit und das Leben“9 . Von beiden hier10 aber ist der Hl. Geist, der Geist aus dem Vater, „denn der Geist ist Gott“11 . Der Geist ist der Geber der Gnadengaben, der Wahrhaftigste, der Erleuchter, der Tröster, der Verkünder des göttlichen Willens. Denn gerade so, wie der Sohn „der Engel des großen Ratschlusses“12 heißt, so lesen wir auch vom Hl. Geiste: „Wir haben den Geist Gottes empfangen, damit wir wissen, was von Gott uns in Gnaden gegeben worden, was wir auch reden, nicht in überredenden Worten [menschlicher] Weisheit, sondern in der Lehre des Geistes Gottes, Geistiges mit Geistigem verbindend“13 .
Ps. 32, 6. — Schon der hl. Athanasius fand an unserer Stelle eine Andeutung des Geheimnisses der göttlichen Dreifaltigkeit, in dem Herrn [Jehova] Gott den Vater, im „Worte“ Gott den Sohn, im „Hauche“ Gott den Hl. Geist. ↩
Joh. 4, 24. ↩
Röm. 1, 25. ↩
Deut. 6, 4. ↩
Ps. 80, 10. ↩
1 Tim. 6, 16. ↩
Ps. 58, 6. ↩
Kol. 2. 3. ↩
Joh. 14, 6. ↩
Vgl. zu c. 8. ↩
Joh. 4, 24. ↩
Is. 9, 6. ↩
1 Kor. 2, 12. ↩
