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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) De virginitate Vom jungfräulichen Stande (BKV)

20. Es ist nicht recht, den jungfräulichen Stand zu verachten, selbst wenn es für die Verächter desselben gefahrlos sein würde.

Falls es aber auch gefahrlos wäre, Solches zu reden, so müßte man sich auch so der Verleumdung enthalten. Denn wer über vortreffliche Dinge entgegengesetzter Meinung ist, der legt, abgesehen von andern Nachtheilen, bei Allen auch ein nicht geringes Zeugniß seiner eigenen Verkommenheit ab, nämlich sein so verkehrtes und ungerechtes Urtheil. Daher sollte man, wenn auch aus keinem andern Grunde, als um keine schlechte Meinung von sich zu erwecken, seine S. 184 Zunge bezähmen und bedenken, daß der, welcher diejenigen bewundert, die sich in den schwersten Kämpfen hervorthun, wenn er auch nicht das Gleiche erreicht, von Allen leicht Nachsicht erlange. Wer aber Solches nicht übt, ja sogar das noch verdammt, was viele Kronen verdient, der wird mit Recht von Allen als ein Feind und Verächter der Tugend gehaßt und für unglücklicher gehalten, als die Wahnsinnigen. Denn diese wissen nicht, was sie thun, noch übernehmen sie aus freien Stücken, was sie leiden; wenn sie daher selbst die Vorgesetzten beleidigen, so werden sie nicht nur nicht gestraft, sondern sogar von den Verletzten bedauert. Falls aber Jemand das, was jene unfreiwillig thun, wissentlich wagt, so wird er mit Recht nach dem Urtheile Aller als ein Feind unserer Natur verdammt.

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Vom jungfräulichen Stande (BKV)
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