Ueber das Almosen (De eleemosyna)
Vorbemerkungen
Bei Montfaucon III. 248 ff.1
Die folgende Rede ist jedenfalls in Antiochien gehalten worden. Das geht aus der Bezugnahme aus Apostelg. 11, 30 (in Kap. 6) unzweifelhaft hervor. Nach der Einleitung zu urtheilen, wäre diese ausserordentlich schöne, an rührenden Zügen reiche Predigt vollständig extemporirt. Ist sie das wirklich, so wie sie uns vorliegt? Kaum glaublich. Selbst ein Chrysostomus hätte schwerlich aus dem Stegreif eine so erschöpfende und auf die Bedürfnisse des Augenblicks berechnete Exegese der Worte Pauli2 geben können. Werden doch in Kap. 4 nicht weniger als acht Mittel aufgezählt, durch welche der heilige Paulus in jenen wenigen Worten das Almosengeben leicht gemacht habe! Man darf wohl annehmen, daß die Predigt in ihrer jetzigen Gestalt einer nachträglichen Arbeit des heiligen Kirchenvaters ihr Dasein verdankt.
Inhalt
Die große Noth der Armen, von der sich der Heilige auf seinem Gange zur Kirche überzeugt hatte, bietet ihm Veran- S. 240 lassung, die Pflicht des Almosengebens einzuschärfen. Erklärung von I. Kor. 16, 1—4, angewandt auf die gegenwärtigen Umstände. Zurückweisung der gewöhnlichen Ausflüchte und Entschuldigungen. Erinnerung an die Wohlthätigkeit der Vorfahren.