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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Zwanzigste Homilie. Kap VI, V.16-23.

1.

S. 366

V.16: „Wenn ihr ab er fastet, so werdet nicht traurig, wie die Heuchler. Die entstellen ihre Gesichter, damit ihr Fasten von den Menschen bemerkt werde.“

Hier ist es wohl am Platz zu seufzen und bitterlich wehe zu klagen. Wir ahmen ja diese Heuchler nicht bloß nach, wir übertreffen sie sogar. Ich weiß nämlich sehr gut, dass viele nicht bloß fasten und dies merken lassen, sondern dass viele tun, als ob sie fasteten, und doch nicht fasten. Und dazu bringen sie noch eine Entschuldigung vor, die schlimmer ist, als die Sünde selbst. Ich faste nicht, sagen sie, um den Leuten kein Ärgernis zu geben! Was sagst du? Gott hat durch sein Gebot das Fasten anbefohlen, und du sprichst von Ärgernis? Und wenn du das Fastengebot hältst, glaubst du Anstoß zu erregen; wenn du es aber brichst, dem Ärgernis zu entrinnen? Was gäbe es wohl Ärgeres, als solchen Unverstand? Oder willst du nicht aufhören noch schlechter zu sein, als die Heuchler, und diese doppelte Heuchelei zu begehen? Und wenn du das Übermaß dieser Sünde bedenkst, schämst du dich dann nicht der Größe dieses Vorwurfes? Der Herr sagte ja nicht einfachhin: sie heucheln; vielmehr wollte er sie noch stärker treffen und sagte darum: „Sie entstellen ihre Gesichter“, das heißt, sie verderben, sie zerstören dieselben. Wenn aber schon das eine Entstellung des Gesichtes heißt, aus Ehrsucht blass zu erscheinen, was müssen wir da erst von den Frauen sagen, die ihre Gesichter mit Puder und Schminke entstellen, um unkeusche junge Leute zu verführen? Jene Heuchler schaden ja nur sich selbst; diese schaden sich selbst und denen, die nach ihnen sehen. Deshalb muss man das eine wie das andere Übel aus allen Kräften meiden. Christus S. 367 befahl uns ja, uns nicht nur nicht zu zeigen, sondern uns sogar geflissentlich zu verbergen. Das hat er auch zuvor selber getan. Auch hat er das Gebot des Almosens nicht so ohne weiteres gegeben, sondern zu den Worten: „Habt acht, dass ihr es nicht vor den Menschen tut“, fügte er hinzu: um von ihnen gesehen zu werden. Als er vom Fasten und vom Gebete sprach, machte er keinen solchen Unterschied. Warum dies? Weil es ganz unmöglich ist, ein Almosen zu verbergen; Gebet und Fasten hingegen kann man geheim halten. Wenn der Herr also sagte: „Deine Linke soll nicht wissen, was deine Rechte tut“, so meinte er damit nicht die linke Hand, sondern wollte sagen, es sollen alle sorgfältig trachten, verborgen zu bleiben; und wenn er befahl, man solle in seine Kammer gehen, so wollte er damit nicht vorschreiben, man solle ausschließlich oder auch nur vorwiegend bloß dort beten; nein, er legte nur wieder dasselbe nahe wie vorher. Ebenso hat er auch hier mit seinem Gebote, sich zu salben, nicht vorschreiben wollen, man müsse sich auf alle Fälle salben. Wir würden ja da alle als Gesetzesübertreter erfunden werden, und vor allen anderen jene, die noch am eifrigsten die Gebote gehalten haben, die Scharen der Mönche, die in den Bergen wohnen. Also nicht das ist es, was er vorschreiben wollte, vielmehr sagte er, man solle sich salben, weil die Alten gewohnt waren dies zu tun, sooft sie sich freuten und fröhlich waren1 . Dagegen wollte er nicht, dass wir uns unbedingt salben, sondern, dass wir uns jede erdenkliche Mühe geben dieses gute Werk sorgfältig geheim zu halten.

Damit du dann sehest, dass dies wirklich so ist, so hat er selbst durch die Tat das geübt, was er mit Worten gelehrt hat, und hat vierzig Tage lang gefastet; und nachdem er im Verborgenen gefastet hatte, hat er sich weder gesalbt noch gewaschen; obwohl er aber dies nicht getan, lag ihm doch jede Ruhmsucht absolut ferne. Das gleiche macht er also auch uns zur Vorschrift, indem er dabei nicht bloß auf die Heuchler hinweist, sondern auch durch eine zweifache Mahnung die Zuhörer davon abzubringen sucht. S. 368 Noch etwas anderes hat er mit dieser Bezeichnung „Heuchler“ angedeutet. Er will von dieser bösen Sucht nicht bloß durch die Lächerlichkeit der Sache an sich abschrecken, und durch den großen Schaden, den sie uns verursacht, sondern auch dadurch, dass er zeigt, dass diese Täuschung nur kurze Zeit dauert. Der Schauspieler glänzt ja nur so lange, als er im Theater sitzt, und nicht einmal da bei allen. Die meisten Zuschauer wissen ja ohnehin, wer es ist, der diese oder jene Rolle darstellt. Wenn dann aber erst das Theater vorüber ist, so enthüllt er sich noch deutlicher vor aller Augen. Das gleiche müssen sich auch die Ehrgeizigen gefallen lassen. Auch sie werden ja von den meisten verlacht, weil sie nicht sind, was sie scheinen, sondern nur eine Maske tragen, noch viel mehr werden sie aber nachher mitgenommen werden, wenn alles unverhüllt und offen an den Tag kommt. Auch noch auf eine andere Art sucht der Herr seine Zuhörer von Heuchelei abzuschrecken. Er zeigt ihnen nämlich, dass sein Gebot ohnehin leicht zu halten sei. Er dehnt nicht das Fasten weiter aus, und will es auch nicht verschärfen; er will bloß, dass man sich den Lohn dafür nicht verderbe. Also das, was uns schwer zu sein scheint, trifft uns so gut wie die Heuchler; denn auch sie fasten. Was aber ganz leicht ist, nämlich, dass wir nicht nach all der Mühe uns auch noch den Lohn verderben, das ist es, sagt Christus, was ich befehle. Er vermehrt nicht die Leistung, nur den Lohn sucht er uns mit allem Eifer zu sichern, weil er nicht will, dass wir mit leeren Händen ausgehen, wie sie. Diese Heuchler wollen ja nicht einmal die Kämpfer bei den olympischen Spielen nachahmen, die trotz der Anwesenheit so zahlreichen Volkes und so vieler Vornehmen doch nur einem zu gefallen trachten, dem Preisrichter, der ihnen den Siegeskranz zuerkennen soll, obgleich derselbe aus viel niedrigerem Stande ist2 . Du hingegen hast eine doppelte Ursache, demjenigen deinen Siegeskranz zu zeigen, der nicht nur Preisrichter ist, sondern auch unvergleichlich höher steht als alle, die im Theater sitzen. Trotzdem aber willst du dich vor S. 369 anderen zeigen, die dir nicht bloß nichts nützen, sondern dir im Gegenteil den größten Schaden verursachen.


  1. man kann dies ja auch deutlich an David und Daniel sehen ↩

  2. als manche Zuschauer ↩

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