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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Einundzwanzigste Homilie. Kap.VI, V.24-27.

3.

S. 387 Was sollen wir also darauf erwidern? Wenn auch die Vögel so von Natur aus sind, so können doch wir es durch freien Willen dazu bringen. Christus sagte ja nicht: Sehet, wie die Vögel fliegen! Das kann der Mensch nicht nachahmen. Dass sie sich aber ernähren, ohne sich darum Sorgen zu machen, das bringen auch wir ganz leicht zustande, wenn wir nur wollen. Das beweisen jene, die dies tatsächlich so machen. Gerade deshalb müssen wir auch die Weisheit des Gesetzgebers am meisten bewundern, weil er ja auch Beispiele von Menschen hätte anführen und auf Elias hinweisen können, auf Moses und Johannes und andere solche, die um ihren Lebensunterhalt nicht besorgt waren. Gleichwohl erwähnt er unvernünftige Tiere, um auf seine Zuhörer desto mehr Eindruck zu machen. Hätte er nämlich jene Gerechten genannt, so hätten diese sagen können: wir haben es eben noch nicht so weit gebracht wie jene. So aber schweigt er von ihnen, bringt dafür die Vögel des Himmels vor, und schneidet ihnen auf diese Weise jede Ausrede ab. Damit ahmte er das Alte Testament nach. Auch dieses verweist ja die Menschen auf die Biene1 ,die Ameise2 , die Turteltaube, die Schwalbe3 . Doch gereicht uns auch das zu nicht geringer Ehre, dass wir aus freiem Willen das vermögen, was jene von Natur besitzen. Wenn also Gott so gut für die Geschöpfe sorgt, die unseretwegen da sind, so wird er um so mehr für uns selber sorgen. Wenn er dies für die Diener tut, dann um so mehr für den Herrn. Darum sagte er: „Blicket hin auf die Vögel“; und er fügt nicht hinzu: denn sie wuchern nicht und treiben keinen Handel; das waren ja schon durchaus verbotene Dinge; vielmehr was? „Sie säen nicht, sie ernten nicht.“ Dann braucht man also nicht zu säen, meinst du? Der Herr hat aber nicht gesagt, man brauche nicht zu säen, sondern man solle sich keine Sorgen machen. Er meint auch nicht, man brauche nicht zu arbeiten, sondern man solle nicht kleinmütig sein und sich nicht dem Kummer überlassen. Er befahl ja auch, sich zu ernähren, aber ohne sich Sorgen zu machen. Dasselbe sagt S. 388 auch David schon zum voraus, da er andeutungsweise spricht: „Du öffnest deine Hand, und erfüllst jedes lebende Wesen mit Wohlgefallen“4 ; und an einer anderen Stelle: „Ihm, der Nahrung gibt den Tieren und den jungen Krähen, die ihn anrufen“5 .

Wer sind aber dann die, fragst du, die gar keine Sorgen hegten? Hast du nicht gehört, wie viele Gerechte ich schon erwähnte? Siehst du nicht, wie außerdem Jakob das väterliche Haus verlässt, von allen Dingen entblößt? Hörst du nicht, wie er betet und spricht: „Wird Gott mir Brot zu essen geben, und ein Gewand mich zu bekleiden?“6 Das ist noch kein Zeichen von Sorgen, sondern beweist nur, dass er alles von Gott erwartet. Ebenso machten es auch die Apostel, die alles verließen, ohne sich Sorgen zu machen. So machten es jene Fünftausend7 und jene Dreitausend. Wenn du es aber trotz dieser eindringlichen Worte nicht über dich bringst, dich von diesen verhängnisvollen Fesseln zu befreien, so lass wenigstens von deinen Sorgen bei dem Gedanken an die Torheit derselben.

V.27: „Denn“, sagt der Herr, „wer von euch kann mit all seinen Sorgen sich um eine Elle größer machen?“

Siehst du, wie er an einer klaren Sache auch das Unklare verständlich machte? Gerade so, will er sagen, wie du deinem Leibe trotz aller Sorgen nichts hinzufügen kannst, so kannst du dir auch deine Nahrung nicht damit verschaffen, wenn du es auch meinst. Daraus ergibt sich klar, dass nicht unser Eifer, sondern die Fürsorge Gottes alles vollbringt, auch da, wo wir selbst die Sache zu bewirken scheinen; wir auch andererseits, wenn er uns verhieße, weder Sorge, noch Mühe, noch sonst etwas dergleichen jemals Erfolg hätte, sondern alles umsonst wäre.


  1. Ekkli 11,3 ↩

  2. Spr 6,6 ↩

  3. Jer 8,7 ↩

  4. Ps 114,16 ↩

  5. ebd 146,9 ↩

  6. Gen 28,20 ↩

  7. Apg 2,41 u. 4,5 ↩

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