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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Achtundzwanzigste Homilie. Kap. VIII, V.23-34.

4.

Wenn aber jemand diese Erzählung im bildlichen Sinne erklären will, so steht dem gar nichts entgegen. Meine Erklärung berücksichtigt nur den wirklichen, historischen Vorgang. Doch muss man wohl wissen, dass Menschen, die nach Art von Schweinen leben, durch die Macht der Dämonen gar leicht zu überwinden sind. Da es aber Menschen sind, denen solches widerfährt, so können sie auch häufig als Sieger aus dem Kampfe hervorgehen. Sind sie aber einmal ganz und gar Schweine geworden, dann sind sie nicht bloß in der Gewalt des Teufels, sondern werden auch von ihnen ins Verderben gestürzt. Es soll aber niemand glauben, der ganze Vorgang sei nur Schein gewesen; jeder möge fest überzeugt sein, dass die Dämonen wirklich ausgetrieben wurden. Das geht schon klar aus der Tatsache hervor, dass die Schweine zugrunde gingen. Beachte aber auch, wie milde der Herr bei all seiner Macht ist. Da die Bewohner S. d405 dieser Gegend trotz dieser großen Wohltat, die er ihnen erwiesen, ihn fortgehen hießen, so widerstand er nicht, sondern entfernte sich und verließ diejenigen, die sich selbst für unwürdig erklärten, seine Lehre zu hören; er überließ ihnen dafür diejenigen, die er von den Dämonen befreit hatte, sowie die Schweinehirten als Lehrer, damit sie von ihnen erfahren möchten, was alles geschehen. Er selbst ging fort und ließ sie in größter Angst zurück. Wegen der Größe des Schadens ward nämlich die Kunde von dem Geschehenen weithin verbreitet und das Ereignis machte großen Eindruck auf ihr Gemüt. Von allen Seiten hörte man die Stimmen, die dieses außergewöhnliche Wunder verkündeten: das waren die geheilten Menschen, die ertränkten Schweine und die Herren und Hirten der Schweine.

Denselben Vorgang kann man auch jetzt noch beobachten, und sehen, wie viele Besessene lebendig in den Grabdenkmälern hausen, die nichts von ihrer Raserei abhalten kann, nicht Eisen, noch Fesseln, noch zahlreiche Menschen, keine Ermahnung, weder Furcht noch Drohung, noch sonst etwas Derartiges. Wenn nämlich ein Mensch der Unkeuschheit ergeben ist und nach jedem fremden Leibe in Gier entbrennt, so unterscheidet er sich in nichts mehr von einem Besessenen. Nackt wie dieser, irrt er umher, zwar mit Kleidern bedeckt, aber der wahren Kleidung beraubt und ledig der Ehre, die er besitzen sollte; und nicht mit Steinen zerschlägt er sich, wohl aber mit den Sünden, die viel schlimmer sind, als viele Steine. Wer kann einem solchen Menschen Fesseln anlegen? Wer ein Ende machen dem Treiben eines unkeuschen, vor Leidenschaft rasenden Menschen, der niemals im eigenen Hause sich aufhält, sondern immer an fremden Gräbern sich herumtreibt! Solche Gräber sind nämlich die Wohnungen der Huren, voll von Gestank und Fäulnis.

Und der Geizhals? Ist der nicht ebenso? Wer könnte seinen Geiz in Fesseln schlagen? Wirken nicht Furcht und Drohung tagtäglich auf ihn ein, und hört er nicht Bitten und gute Ratschläge? Aber all diese Bande zerbricht er. Ja, wollte ihn jemand aus diesem Zustand befreien, er würde ihn beschwören, ihn S. d406 nicht zu befreien, und es für die größte Tortur halten, nicht unter dieser Folter des Geizes zu stehen. Gäbe es da wohl etwas Mitleiderregenderes, als solch einen Menschen? Dort hat der Dämon, wenn er auch die Menschen verachtete, doch dem Befehl Christi gehorcht und verließ sofort den Leib des Besessenen. Der Teufel des Geizes dagegen weicht nicht einmal einem Befehl. Ja, sieh nur! Tag für Tag hört er, wie der Herr sagt: „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon“1 , und wie er mit der Hölle droht und den schrecklichsten Strafen; aber er gehorcht nicht. Nicht als ob dieser Teufel mächtiger wäre, als Christus, sondern weil Christus uns nicht gegen uns, nicht gegen unseren Willen retten will. Deshalb leben solche Leute gleichsam in der Wüste, wenn sie auch mitten in einer Stadt sich aufhalten. Welcher verständige Mensch möchte sich aber solchen Leuten zugesellen? Ich möchte lieber mit einem Dämon zusammen sein, als mit einem einzigen Menschen, der diesem Laster ergeben ist. Und dass ich mit diesen Worten mich nicht im Irrtum befinde, ergibt sich aus dem, was die beiden zu tragen haben. Diese betrachten den2 als ihren Feind, der ihnen nichts zuleide getan hat, und wollen den, der frei ist, als Sklaven besitzen und fügen ihm tausenderlei Unrecht zu; die Besessenen dagegen tun nichts dergleichen, sondern tragen ihre Krankheit mit sich selbst herum. Die einen reißen viele Häuser nieder und machen, dass der Name Gottes gelästert wird, sind eine Schande der Stadt und der ganzen Welt. Die anderen sind von den Dämonen gepeinigt und verdienen vielmehr Mitleid und Tränen. Diese tun das meiste, ohne sich dessen bewusst zu sein; jene sind trotz ihres Verstandes von Sinnen, führen mitten in den Städten ein ausschweifendes Leben und leiden an einer ganz neuen Art von Raserei. Oder wo tun die Besessenen je etwas Derartiges wie Judas, der die schrecklichste Ruchlosigkeit beging? Und alle, die es ihm nachmachen, sind wie wilde Tiere, die ihren Käfigen entsprungen und die Stadt unsicher machen, ohne dass ihnen jemand Einhalt gebieten kann. S. d407 Und doch sind auch sie auf allen Seiten von Fesseln umstrickt; so z.B. drückt sie die Furcht vor den Richtern, die Strafandrohung des Gesetzes, die fast allgemeine Verachtung und noch vieles andere. Aber alle die Fesseln sprengen sie und kehren alle Ordnung um. Und wollte man erst jene Fesseln von ihnen nehmen, dann könnte man ganz deutlich sehen, der Dämon, der sie erfasste, viel schlimmer ist als der, den der Herr hier ausgetrieben.


  1. Mt 6,24 ↩

  2. Leib ↩

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