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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Zweiunddreißigste Homilie. Kap IX, V.27 - Kap. X, V.15.

2.

Die Pharisäer aber taten das gerade Gegenteil. Sie verdächtigten nicht nur das geschehene Wunder, sondern scheuten sich nicht einmal, sich selbst zu widersprechen. So geht es eben, wenn man bösen Willen hat. Und was sagen sie denn?

V.34: „Durch den obersten der Teufel treibt er die Dämonen aus.“

Was gibt es wohl Unsinnigeres als das? Es ist ja, wie der Herr im Folgenden sagte, ganz und gar unmöglich, dass ein Teufel Teufel austreibe. Der Teufel pflegt ja sein Eigentum wohl zu hüten, nicht aber zu zerstören. Der Herr hatte aber nicht bloß Dämonen ausgetrieben, sondern auch Aussätzige gereinigt, Tote auferweckt, das Meer besänftigt, Sünden nachgelassen, das Himmelreich gepredigt und Seelen seinem Vater zugeführt. Alles das mochte und konnte ja doch ein Teufel niemals zustande bringen. Die Dämonen treiben die Menschen den Götzen zu und von Gott weg, und suchen ihnen den Glauben an das jenseitige Leben zu nehmen. Wenn ein Dämon beschimpft wird, erweist er keine Wohltaten dafür, sucht er ja doch auch ohne Schmähung denen zu S. d454 schaden, die ihn anbeten und verehren. Christus dagegen tut das gerade Gegenteil. Nachdem er selbst Beschimpfungen und Schmähungen erfahren hatte, da heißt es:

V.35: „Durchwanderte er alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen, verkündete das Evangelium vom Himmelreich und heilte alle Krankheiten und Gebrechen.“

Ja, er hat diejenigen, die ihn schmähten, nicht nur nicht gestraft, sondern erteilte ihnen nicht einmal einen einfachen Tadel. Damit zeigte er seine Sanftmut, und widerlegte so auch das böse Gerede. Sogleich wollte er durch kommende Wunderzeichen noch größere Beweise bieten und dann erst auch den mündlichen Tadel folgen lassen. Er ging also in die Städte, Dörfer und Synagogen, und gab uns dadurch die Lehre, Verleumdungen so zu vergelten, nicht auch unsererseits schlecht zu reden von anderen, sondern ihnen nur um so mehr Gutes zu tun. Wenn du also deinen Nächsten nicht um der Menschen, sondern um Gottes willen Gutes tust, so lasse von deinen Wohltaten nicht ab, was immer die dir auch tun mögen; dann wird dein Lohn nur um so größer sein. Wer aber infolge böser Nachreden vom Wohltun ablässt, der zeigt dadurch, dass er wegen des Lobes der anderen, nicht um Gottes willen diese Tugend geübt hat. Christus wollte uns also zeigen, dass er nur aus lauter Güte so handle; deshalb wartete er auch nicht, bis die Kranken zu ihm kamen, sondern ging selbst zu ihnen, um ihnen zwei große Wohltaten zu erweisen: erstens um ihnen das Reich Gottes zu verkünden, zweitens um sie von allen Krankheiten zu heilen. Dabei ließ er keine Stadt aus, ging an keinem Dorfe vorbei, sondern besuchte jeden Ort. Ja, selbst damit begnügte er sich nicht, sondern zeigte auch in anderer Weise sein Wohlgefallen für sie.

V.36: „Denn als er die Schar der Leute sah, da erbarmte er sich ihrer, weil sie geplagt und verlassen waren wie Schafe, die keinen Hirten haben.

S. d455

V.37: Da sprach er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber der Arbeiter sind nur wenige.

V.38: Bittet also den Herrn unserer Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende.“

Beachte hier wieder, wie wenig der Herr auf Menschenruhm achtet. Um nicht alle an sich zu ziehen, sendet er seine Jünger aus. Doch ist dies nicht der einzige Grund; er will auch, dass sie sich in Palästina wie in einer Ringschule übten, und sich so zu den Kämpfen in der weiten Welt rüsteten. Deshalb hat er ihnen auch außergewöhnlich große Kampfesübungen auferlegt, soviel als ihre Kraft nur zu leisten vermochte, damit sie die späteren Kämpfe um so leichter bestünden. So übte er sie gleichsam zum Flug, wie zarte junge Vögelchen. Und zunächst machte er sie zu Ärzten der Leiber; nachher aber verlieh er ihnen die höhere Gabe, auch die Seelen zu heilen. Beachte auch, wie er die Sache als leicht und zugleich als notwendig hinstellte. Denn wie lauten seine Worte? „Die Ernte ist groß, der Arbeiter sind aber wenige.“ Er will damit sagen: Ich sende euch nicht zur Aussaat, sondern zur Ernte. Bei Johannes heißt es: „Andere haben die Mühe der Arbeit gehabt, und ihr habt die Frucht ihrer Mühe geerntet“1 . Das sagte er, um sie etwas zu verdemütigen und zum Vertrauen anzuhalten und zu zeigen, dass die schwerere Arbeit schon vorher geschehen ist. Siehe aber, wie er auch hier mit der Nächstenliebe beginnt, nicht mit der Hoffnung auf Entgelt. „Denn er ward von Mitleid gerührt, weil sie so abgehetzt und verlassen waren, wie Schafe, die keinen Hirten haben.“ Dieser Vorwurf trifft die Hohenpriester der Juden, die sich als Wölfe erwiesen, während sie hätten Hirten sein sollen. Denn sie wiesen das Volk nicht nur nicht auf den rechten Weg, sondern hinderten es sogar im rechten Fortschritt. Als daher die Leute sich wunderten und sagten: „So etwas ist in Israel noch nicht gesehen worden“, da sagten diese das Gegenteil und meinten: „Er treibt die Teufel im Namen des Beelzebub aus. “Wer ist aber hier mit den Arbeitern gemeint? Die zwölf Jünger. S. d456 Hat dann also der Herr, nachdem er doch selbst gesagt hatte: „Der Arbeiter sind wenige“, noch einige andere hinzugefügt? Durchaus nicht; vielmehr hat er gerade sie ausgesandt. Weshalb sagte er also dann: „Bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter aussende in seine Ernte“? Weil er später auch die zwölf vermehrt, nicht der Zahl nach, sondern durch die Kraft, die er ihnen verlieh.


  1. Joh 4,38 ↩

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