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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Vierte Homilie. Kap.1, V.17-22.

2.

So pflegt es Gott zu machen. Wenn die Sünde überhand nimmt und er die Seinigen in Bedrängnis weiß, seine Feinde aber in tyrannischer Wut gegen sie entflammt sieht, dann zeigt er seine eigene Macht. So tat er, als die Juden in Babylonien1 waren. Es geht also aus dem Gesagten klar hervor, dass der Evangelist die Vorfahren Christi nicht bloß nach Willkür oder Zufall in drei Gruppen geteilt hat. Beachte aber, wo er anfängt und wo er aufhört? Von Abraham geht er bis David; von David bis zum babylonischen Exil, und von diesem bis zu Christus. Auch im Anfang erwähnt er bereits beide nacheinander, und am Schluss wiederholt er S. 60ebenfalls beide. An sie waren nämlich, wie ich schon früher sagte, die Verheißungen ergangen. Warum aber hat er den Aufenthalt in Ägypten nicht erwähnt, während er des babylonischen Exils gedachte? Weil sie die Ägypter nicht mehr fürchteten, vor den Babyloniern aber immer noch zitterten; auch war das erst längst schon vorüber, das andere aber noch neu und in frischer Erinnerung; auch kamen sie nach Ägypten nicht ob ihrer Sünden, nach Babylon aber wurden sie ob ihrer Missetaten geführt. Wollte sich aber jemand auch auf die Auslegung ihrer Namen einlassen, so fände er auch da manch tiefe Gedanken, die viel zum Verständnis des Neuen Testamentes beitrügen; z.B. in den Namen Abraham, Jakob, Salomon, Zorobabel; denn nicht aus bloßem Zufall wurden ihnen diese Namen gegeben. Um aber nicht durch allzu große Weitläufigkeit lästig zu fallen, wollen wir diese Namen übergehen und das Folgende in Angriff nehmen. Nachdem also der Evangelist alle Vorfahren2 aufgezählt hat und bis zu Joseph gekommen ist, blieb er bei diesem nicht stehen, sondern fügte hinzu: „Joseph, den Mann Mariä.“ Damit gab er uns zu verstehen, dass er dessen Vorfahren nur um ihretwillen aufgezählt hatte. Damit du aber nicht etwa glaubst, der Ausdruck „Mann Mariä“ setze eine Geburt nach dem allgemeinen Naturgesetz voraus, so beachte, wie er dies in der Folge richtig stellt. Du hörtest das Wort „Mann“, hörtest das Wort „Mutter“, hörtest den Namen, der dem Kinde beigelegt wurde. Jetzt vernimm auch die Art und Weise, wie die Geburt stattfand.

V.18: „Die Geburt Jesu Christi aber geschah in dieser Weise.“

Welche Geburt meinst du? Du hast ja schon sämtliche Vorväter aufgezählt! Ja, ich will aber jetzt auch von der Art und Weise der Geburt reden. Siehst du, wie er das Interesse des Zuhörers weckt? Da er etwas ganz Neues vorbringen will, so kündigt er zum voraus an, er wolle auch über die Art und Weise sprechen. - S. 61Da beachte auch die vollkommen logische Reihenfolge des Gesagten. Er fängt nicht ohne weiteres von der Geburt zu reden an, sondern macht uns zuerst darauf aufmerksam, das wievielte Glied der Herr sei von Abraham an gerechnet, das wievielte von David, und von der babylonischen Gefangenschaft. Dadurch veranlasst er einen aufmerksamen Zuhörer, die Zeitabstände zu prüfen, und zeigt ihm so, dass dieser eben jener Christus ist, den die Propheten geweissagt haben. Wenn du nämlich die Generationen zählst und an der Zeit merkst, dass dieser der Verheißene ist, dann wird es dir auch leicht fallen, an seine wunderbare Geburt zu glauben. Da er eben etwas Großes verkünden wollte, nämlich seine Geburt aus der Jungfrau, so wollte er nicht gleich mit dem Ausrechnen des Zeitpunktes beginnen, sondern lässt die Sache zuerst im dunklen und redet nur von einem „Mann Mariä“; ja er unterbricht förmlich die Erzählung über die Geburt. Übrigens zählt er die Jahre auch deshalb auf, um den Zuhörer daran zu erinnern, dass gerade er derselbe ist, dessen Erscheinen der Patriarch Jakob3 voraussagte für die Zeit, da es keine Fürsten aus dem Stamme Juda mehr geben werde; derselbe, von dem der Prophet Daniel4 weissagte, er werde nach jenen bekannten vielen Wochen erscheinen. Und wenn jemand diese Jahreswochen, von denen der Engel zu Daniel sprach, von der Erbauung der Stadt an berechnen und bis zur Geburt Christi herabführen wollte, so würde er sehen, dass diese5 mit jenen6 übereinstimmen.

Welches war also jetzt das besondere Merkmal seiner Geburt? „Als seine Mutter Maria verlobt war.“Er sagte nicht „Jungfrau“, sondern einfach „Mutter“, damit man es leichter verstehe. Nachdem er also den Zuhörer durch die Erwartung auf etwas Natürliches vorbereitet und hingehalten hat, setzt er ihn erst in Erstaunen durch die Ankündigung von etwas ganz Außergewöhnlichem, indem er sagt: „Bevor sie zusammen S. 62kamen, fand man, dass sie vom Heiligen Geiste empfangen hatte.“ Er sagte nicht: Bevor sie in das Haus ihres Bräutigams geführt wurde; denn sie war schon darin. Bei den Alten war es nämlich fast überall Sitte, die Bräute im Hause zu behalten, wie wir es ja auch in diesem Falle sehen; auch die Schwiegersöhne des Lot waren mit ihm im Hause. Es war also auch Maria zusammen mit Joseph.


  1. Chrysostomus sagt für das später von den Persern eroberte Babylonien fast immer Persien ↩

  2. des Herrn ↩

  3. Gen 49,10 ↩

  4. Dan 9,2527 ↩

  5. Jahreswochen ↩

  6. nach den Generationen berechneten Jahren ↩

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