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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Dreiundvierzigste Homilie. Kap.XII,V.38-45.

2.

Beachte aber, wie genau der Herr in seinen Ausdrücken ist, auch wo er nur andeutungsweise spricht. Er sagte nämlich nicht: in der Erde, sondern: „im Herzen der Erde.“ Er wollte damit auf sein Grab hinweisen, damit keiner glaube, das Ganze sei nur Schein. Deshalb hat er auch1 drei Tage zugewartet, damit man sich überzeugen könne, dass er wirklich gestorben sei. Denn für seinen Tod dient nicht bloß das Kreuz als Beweis und dass so viele Menschen es selbst gesehen, sondern auch die Zeit der drei Tage. Für die Auferstehung würde ja die ganze nachfolgende Zeit Zeugnis ablegen. An den Kreuzestod dagegen hätte man vielleicht nicht geglaubt, wenn nicht viele Zeichen ihn bezeugt hätten; wer aber nicht an den Kreuzestod glaubte, hätte wohl auch an der Auferstehung gezweifelt. Darum nannte er auch dies ein Zeichen. Wäre er aber nicht gekreuzigt worden, so wäre auch das Zeichen nicht erfolgt. Deshalb führt er auch das Urbild an, damit die Erfüllung Glauben finde. Oder sage mir doch, war es nur Einbildung, dass Jonas im Bauche des Fisches lag? Das kannst du doch wohl nicht behaupten. Dann war es auch keine, dass Christus im Herzen der Erde lag. Denn es wird doch nicht das Bild Wahrheit sein und die Wahrheit selbst nur Schein. Darum verkünden wir auch überall seinen Tod, bei den Mysterien, bei der Taufe und auch sonst überall. Darum ruft auch Paulus mit lauter Stimme: „Fern sei es von mir, mich zu rühmen, es sei denn im Kreuze unseres Herrn Jesu Christi“2 .

Daraus kann man klar ersehen, dass die Anhänger der Häresie des Marcion Kinder des Teufels sind, denn sie wollen das aus dem Wege räumen, was Christus auf jede Weise erhalten wollte, und was der Teufel auf jede Weise hätte zunichte machen wollen, nämlich das Kreuz und das Leiden. Darum sagte der Herr auch S. d617 anderswo: „Zerstöret diesen Tempel, und in drei Tagen will ich ihn wieder aufbauen“3 , und: „Es werden Tage kommen, da der Bräutigam von ihnen wird genommen werden“4 . Und an unserer Stelle sagt er: „Es wird ihr kein Zeichen gegeben werden, es sei denn das Zeichen des Jonas, des Propheten“5 . Damit gibt er zu erkennen, dass er zwar einmal für sie leiden werde, dass sie aber auf der anderen Seite keinen Nutzen daraus ziehen würden. Denn das hat er nachher geoffenbart. Obwohl er aber dieses wusste, ist er dennoch gestorben. So groß war eben seine Fürsorge für sie. Man sollte eben nicht glauben, es würde auch bei den Juden nachher eintreten, was einst bei den Niniviten geschehen, dass sie sich nämlich bekehrten; und wie er die bereits wankende Stadt der Niniviten rettete und die Barbaren zur Umkehr wandte, so würden auch diese nach der Auferstehung sich bekehren; darum höre nur, wie er gerade das Gegenteil davon weissagt. Dass sie nämlich zum eigenen Besten gar keinen Nutzen daraus ziehen würden, sondern nur Unheil davon erfahren sollten, hat der Herr ebenfalls in der Folge zu verstehen gegeben durch das Beispiel mit dem Dämon. Zunächst aber gibt er den Grund an für spätere Leiden und zeigt, dass sie gerechterweise gestraft würden. Denn das Unglück, das sie traf, und die Verwüstung hat er durch jenes Beispiel angedeutet; vorläufig zeigt er aber, dass das alle auch mit Recht über sie kommen werde.

So machte es Gott auch im Alten Bunde. Als er Sodoma zerstören wollte, verteidigte er sich zuerst bei Abraham, wies auf die Verwüstung und das Hinschwinden der Tugend hin, da ja in so volkreichen Städten nicht einmal zehn Menschen gefunden wurden, die ein rechtschaffenes Leben führten6 . Ebenso hat er dem Lot ihren Mangel an Gastfreundschaft und ihre unsittlichen Leidenschaften als Grund angegeben und dann erst das Feuer auf sie fallen lassen7 . Auch zur Zeit S. d618 der Sündflut hat er es ebenso gemacht und diese mit den Missetaten der Menschen bei Noe gerechtfertigt8 . Ähnlich auch bei Ezechiel, als er ihn, der in Babylon weilte, das Unheil schauen ließ, das in Jerusalem geschehen9 . Ebenso bei Jeremias, da er zu seiner Rechtfertigung die Worte gesprochen: „Bitte nicht; oder siehst du nicht, was diese tun?“10 .

Das gleiche Verfahren hielt er überall ein; so auch hier. Denn wie lauten seine Worte?

V.41: „Die Männer von Ninive werden aufstehen und dieses Geschlecht verurteilen. Denn jene haben auf die Predigt des Jonas hin Buße getan. Und siehe, hier ist noch mehr als Jonas.“

Jonas war ein Knecht, ich bin der Herr; er kam aus dem Fische heraus, ich bin vom Tode erstanden; er predigte Verderben, ich bin gekommen, das Himmelreich zu verkünden. Die Bewohner von Ninive haben ohne Wunder geglaubt, ich habe viele Zeichen gewirkt. Sie bekamen nur jene Worte11 zu hören, ich habe alle erdenklichen Gründe für ein gutes Leben aufgeführt. Jonas war im Auftrage gekommen, ich kam als der Gebieter selbst und als Herr aller Dinge, nicht um zu drohen, nicht um Rechenschaft zu verlangen, sondern um Vergebung zu bringen. Dort handelte es sich um Barbaren, diese12 hatten mit unzähligen Propheten verkehrt. Den Jonas hatte niemand vorherverkündet, mich haben alle Propheten geweissagt und die Tatsachen stimmten mit deren Worten überein. Jener entfloh und wollte davon gehen, um nicht13 ausgelacht zu werden, ich bin gekommen, obgleich ich wusste, dass ich gekreuzigt und verlacht werden würde. Jener wollte nicht einmal eine Beschämung ertragen um der Gerechtigkeit willen, ich habe selbst den Tod auf mich genommen, und zwar den allerschimpflichsten Tod, und nach all dem sandte ich auch noch andere Boten aus. Jonas war ein Fremder, ein Auswärtiger und Unbekannter, ich bin S. d619 euer Stammesgenosse dem Fleische nach, und habe dieselben Vorväter wie ihr. Noch vieles andere könnte ich anführen, wenn ich noch mehr wollte.


  1. mit der Auferstehung ↩

  2. Gal 6,14 ↩

  3. Joh 2,19 ↩

  4. Mt 9,15 ↩

  5. ebd 12,39 ↩

  6. Gen 18,20-32 ↩

  7. ebd 19,24 ↩

  8. Gen 6,13 ↩

  9. Ez 8 ↩

  10. Jer 7,16 17 ↩

  11. des Jonas ↩

  12. Pharisäer und Schriftgelehrten ↩

  13. von den Niniviten ↩

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