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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Vierundvierzigste Homilie. Kap.XII,V.46-Kap.XIII,V.9.

4.

Damit also uns nichts Derargtiges widerfahre, wollen wir den Samen des Wortes mit dem Erdreich der Bereitwilligkeit und des fortwährenden Andenkens bedecken. Denn wenn auch der Teufel es rauben will, es steht doch in unserer Macht, es uns nicht rauben zu lassen. Und wenn der Same verdorrt, so geschieht dies nicht wegen der Hitze1 ; und wenn die Worte ersticken, so sind nicht die Dornen daran schuld, sondern diejenigen, welche die Dornen wachsen lassen. Wenn du nur willst, so kannst du ja dieses verderbliche Gewächs hindern und den Reichtum in der richtigen Weise gebrauchen. Deshalb sagte er nicht: die Welt, sondern "die Sorge für die Welt"; auch nicht: der Reichtum, sondern: "der Trug des Reichtums". Schieben wir also die Schuld nicht auf die weltlichen Geschäfte, sondern auf unsere eigene verkehrte Gesinnung. Denn man kann auch reich sein, ohne sich täuschen zu lassen, und kann in dieser Welt leben, ohne von Sorgen erdrückt zu werden. Der Reichtum bringt S. d639 eben zwei große, entgegengesetzte Nachteile mit sich. Der eine peinigt und macht finster, das ist die Sorge. Der andere macht weichlich, das ist die Üppigkeit. Treffend sagt auch der Herr; "die Täuschung des Reichtums". Denn im Reichtum ist alles Täuschung; er ist nur ein Name, dem nichts Wirkliches zugrunde liegt. Auch die Lust, der Ruhm, der Schmuck und all diese Dinge sind je nur Einbildung, nicht Wahrheit und Wirklichkeit.

Nachdem also der Herr gesagt hat, auf wie vielfache Art und Weise der Same zugrunde gehen kann, so erwähnt er zuletzt auch das gute Erdreich, damit niemand den Mut verliere; vielmehr will der die Hoffnung auf Sinnesänderung bestehen lassen und zeigen, dass man von jedem der erwähnten Fehler sich zur Buße bekehren könne. Indessen, wenn das Erdreich und der Sämann gut, sowie der Same bei allen der gleiche ist, warum trägt denn der eine hundertfache, der andere sechzigfache, der dritte nur dreißigfache Frucht? Dieser Unterschied liegt an der Natur des Erdreiches; denn auch wo dieses gut ist, weist es doch noch große Unterschiede auf. Siehst du also, dass nicht der Sämann die Schuld trägt, auch nicht der Same, sondern die Erde, die ihn aufnimmt; dass es nicht an der Natur liegt, sondern an der Gesinnung?

Hierin zeigt sich nun aber ein hohes Maß von Liebe, dass er nicht einen unmöglichen Grad von Tugend von allen verlangt, sondern dass er die ersten annimmt und die, die an zweiter Stelle kommen, nicht zuurückweist, und denen, so an dritter Stelle stehen, ebenfalls noch einen Platz einräumt. Das sagt er aber, damit jene, die ihm nachfolgen, nicht etwa glauben, es sei das bloße Anhören2 zum Heile genügend. Warum aber, fragst du, hat er nicht auch die anderen Laster aufgezählt, wie zum Beispiel die Fleischesliebe, die eitle Ruhmsucht? Durch die Ausdrücke: "Sorge für diese Welt" und "Trug des Reichtums" hat er eben alles andere mit inbegriffen. Denn auch eitle Ruhmsucht, sowie alles andere ist von dieser Welt und ist Trug des Reichtums, wie z.B. die böse Lust, Schlemmerei, Neid, Ehrgeiz und alles Derartige. Auch erwähnt er den Weg S. d640 und den felsigen Grund, um zu zeigen, dass es nicht genug ist, bloß der Liebe zum Gelde zu entsagen, sondern dass man auch die anderen Tugenden üben müsse. Oder was nützt es dir, wenn du zwar keinen Reichtum besitzest, dafür aber unmännlich und weichlich bist? Oder was nützt es, wenn du zwar nicht unmännlich bist, dafür aber leichtsinnig und nicht ernst im Anhören des Wortes? Ein einziger Teil genügt euch nicht zum Heile; vielmehr müsst ihr zuerst genau achtgeben und euch fortwährend an das Gehörte erinnern. Sodann braucht ihr Mannhaftigkeit und dann Ver achtung des Reichtums und Losschälung von aller Anhänglichkeit an das Irdische. Aus diesem Grunde nennt er auch dieses3 vor jenem, weil dieses in erster Linie vonnöten ist. ("Denn wie werden sie glauben, wenn sie nicht hören?"4), wie ja auch wir nicht erfahren können, was wir zu tun haben, wenn wir nicht achtgeben auf das, was gesagt wird, dann erst nennt er die Mannhaftigkeit und die Verachtung der irdischen Dinge.

Nachdem wir also dieses gehört, wollen wir uns nach allen Seiten hin rüsten, wollen auf das, was gesagt wird, achthaben, die Wurzeln in die Tiefen gehen lassen und uns von aller Anhänglichkeit an irdische Dinge losmachen. Wenn wir dagegen nur das eine tun und das andere vernachlässigen, so nützt uns alles übrige nichts; denn wenn wir nicht aus dem einen Grunde verloren gehen, dann eben aus dem anderen. Oder was verschlägt es, wenn wir zwar nicht wegen des Reichtums, dafür aber wegen Gleichgültigkeit zugrunde gehen; oder nicht wegen Gleichgültigkeit, dafür wegen Weichlichkeit? Auch der Sämann ist ja betrübt, ob nun sein Same auf diese oder auf jene Weise zugrunde geht. Suchen wir also keinen Trost darin, dass wir nicht auf jede dieser Arten zugrunde gehen; trauern wir lieber, wenn wir auch nur aus einer dieser Ursachen verloren gehen. Verbrennen wir darum die Dornen; sie ersticken das Wort Gottes. Das wissen jene Reichen gar wohl, die weder dafür, noch für sonst etwas zu haben sind. Sie sind eben Sklaven und Gefangene ihrer Vergnügungen geworden S. d641 und haben kein Verständnis mehr für die Bedürfnisse anderer; wenn aber schon für diese nicht mehr, dann noch viel weniger für das, was den Himmel betrifft. Denn auf zweifache Weise wird der Geist dadurch geschädigt: durch die Schwelgerei und durch die Sorgen, die sie haben. Von diesen beiden wäre jedes schon für sich allein genügend, das Schifflein der Seele zum Kentern zu bringen; wenn dann gar erst beide zusammenkommen, so kannst du dir denken, wie groß die Gewalt des Stromes werden wird.


  1. denn der Herr sagte nicht, er sei wegen der Hitze verdorrt, sondern weil er keine Wurzel hatte ↩

  2. seiner Worte ↩

  3. das Anhören ↩

  4. Röm 10,14. ↩

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