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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Vierte Homilie. Kap.1, V.17-22.

10.

Wie derjenige, der einen geilen Ehebrecher und Unzüchtigen lobt und ihm schmeichelt, ihn eben dadurch weit mehr anklagt als lobt, so sind auch wir, wenn wir S. 78alle den Ehrgeizigen loben, weit mehr Ankläger als Lobspender derer, die gerühmt sein wollen. Was jagst du also Dingen nach, die dir doch immer gerade das Gegenteil eintragen? Willst du geehrt werden, so verachte die Ehre, und du wirst berühmter sein als alle anderen. Warum willst du, dass es dir ergehe wie dem Nabuchodonosor? Auch er hat ein Bild aufgestellt und glaubte, er könne durch Holz und leblosen Stoff noch größere Berühmtheit erlangen; er, der Lebende, wollte durch unbelebte Dinge noch mehr verherrlicht werden! Siehst du, wie groß solche Torheit ist? Er glaubte sich selber zu ehren und hat sich nur dem Gespött preisgegeben. Denn wenn man sieht, wie er auf unbeseelte Dinge mehr vertraute als auf sich und seine eigene Seele, und deshalb bloßem Holze solche Ehre erwies, wie sollte man sich da nicht mit Recht über ihn lustig machen, da er lieber durch Bretter aus Holz,1 als durch sein eigenes Leben geehrt werden wollte? Das ist gerade so, wie wenn einer mehr auf den Fußboden oder die schöne Stiege, die er zu Hause hat, stolz sein wollte, als darauf, dass er ein Mensch ist. So machen es aber heutzutage gar viele. Denn wie jener mit seiner Bildsäule, so wollen die einen wegen ihrer Kleider bewundert werden, andere wegen ihres Hauses, wegen ihrer Maulesel und Wagen, auch wegen der Säulen, die in ihrem Hause stehen. Da sie eben verlernt haben, Menschen zu sein, so gehen sie herum und suchen ihren unaussprechlich lächerlichen Ruhm in anderen Dingen.

Die hervorragenden und großen Diener Gottes hingegen haben nicht mit solchen Dingen geglänzt, sondern in ganz anderen, die sich mehr für sie ziemten. Unter ihnen konnte man Gefangene sehen, Sklaven, Jünglinge, Fremde und solche, die nichts Eigenes hatten, und die doch größer dastanden als einer, der mit all diesen Reichtümern beglückt ist. Dem Ehrgeiz und Größenwahn des Nabuchodonosor genügte auch die größte Bildsäule nicht, so wenig wie seine Satrapen, S. 79Heerführer, zahllosen Armeen, Berge von Gold und was immer er sich sonst noch ausdenken mochte. Jenen aber, die von all dem nichts besaßen, genügte ihr Glauben allein; und sie, die nichts dergleichen ihr Eigen nannten, überragten jene, die mit Kronen und Purpur geschmückt waren, um ebensoviel mehr an Glanz, als die Sonne heller strahlt denn Staub und Erde. Da, im Angesichte der gesamten Welt werden die Jünglinge vorgeführt als Kriegsgefangene und Sklaven. Bei ihrem Erscheinen sprühen die Augen des Herrschers Feuer; ringsum stehen die Feldherrn, die Anführer und Obersten und die gesamte Heerschau des Teufels; der Klang von Pfeifen und Trompeten und jeglicher Instrumente tönt zum Himmel und betäubt von allen Seiten ihre Ohren; der Feuerbrand loht auf zu unermeßlicher Höhe, bis in die Wolken reichen seine Feuerzungen; alles ist erfüllt von Furcht und Schrecken. Sie aber schreckt von all dem nichts; sie lachen der Umstehenden, wie über spielende Knaben; sie zeigen sich mannhaft und gefasst, und mit einer Stimme, weit schöner als Trompetenklang, sprechen sie: „Wisse, o König“2 . Sie wollten nämlich den Tyrannen auch nicht mit einem Worte beleidigen, sondern nur ihre Ehrfurcht bezeugen. Darum hielten sie auch keine langen Reden, sondern setzten ihm alles in Kürze Auseinander: „Im Himmel“, so sagen sie, „ist Gott, und er hat die Macht, uns zu befreien. Wozu zeigst du uns die Scharen des Volkes, wozu den Feuerofen, die geschliffenen Schwerter, die schrecklichen Speerträger? Unser Herr steht hoch über all dem, an Größe und Macht.“ Wie sie aber bedachten, es könnte Gott so gefallen, oder er könnte zulassen, dass sie verbrannt würden, da wollten sie in diesem Falle nicht als Lügner dastehen und sagten darum: „Wenn er uns aber auch nicht befreit, so wisse, wir werden deine Götter doch nicht anbeten.“


  1. nach der Hl. Schrift <Dan 3,1> war das Standbild von Gold; aber das Gerüst oder die Säule, auf der es stand, wird kaum ganz aus Gold gewesen sein ↩

  2. Dan 3,18 ↩

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Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)

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