• Start
  • Werke
  • Einführung Anleitung Mitarbeit Sponsoren / Mitarbeiter Copyrights Kontakt Impressum
Bibliothek der Kirchenväter
Suche
DE EN FR
Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Dreiundfünfzigste Homilie. Kap. XV, V.32-Kap XVI, V.12.

5.

Wenn ihr euch von dieser Wahrheit überzeugen wollt, so lasset uns jemand befragen, der schon dem Tode nahe ist, oder wenigstens im hohen Greisenalter steht. Wir wollen einerseits an die leckeren Mahlzeiten erinnern, die er genossen, an seine Ehre und sein Ansehen, anderseits an die guten Werke, die er verrichtet und geübt hat, und ihn befragen, worüber er sich am S. d766 meisten freut. Da werden wir sehen, dass er sich wegen ersterer schämt und sich verbergen möchte, wegen letzterer dagegen frohlockt und jubelt. So war es bei Ezechiel der Fall, als er krank darniederlag; da gedachte er nicht seines wohlbesetzten Tisches, nicht seines Ansehens und seiner königlichen Würde, wohl aber seiner Rechtschaffenheit. „Gedenke doch, o Herr, wie ich vor Dir gewandelt bin in Wahrheit“1 . Höre auch, wie sich Paulus über diese Dinge freut: „Den guten Kampf habe ich gekämpft, habe den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt“2 . Ja, was hätte der auch sonst zu sagen gehabt, meinst du? O, gar vieles und größeres als das: die Ehre, die man ihm erwiesen, das bewaffnete Geleite, das man ihm gegeben hatte und die Bedienung, die ihm sooft geleistet worden war. Oder hast du ihn nicht sagen hören: „Wie einen Engel Gottes nahmet ihr mich auf, gleichwie Christum Jesum“, und: „Hätte es geschehen können, ihr hättet eure Augen ausgerissen und mir gegeben“3 , und: „Sie haben für mein Leben ihren Nacken eingesetzt“?4 Von all dem führt er aber nichts an, sondern nur die Mühen und Gefahren, die er überstanden, und die Krone, die er dafür erhalten; und da hatte er ganz recht. Denn jene Dinge muss man hier lassen, diese hingegen begleiten uns hinüber; über jene muss man Rechenschaft ablegen, für diese aber darf man Lohn gewärtigen. Wisset ihr nicht, wie am jüngsten Tage die Sünden die Seele beängstigen, wie sie das Herz niederdrücken werden? Sobald nun das geschehen wird, wird auch die Erinnerung an die guten Werke auftauchen und wie die Windstille nach dem Sturme die geängstigte Seele trösten. Wenn wir wachsam wären, würde uns diese Furcht zeitlebens begleiten; da wir jedoch gedankenlos dahinleben, so wird sie uns sicherlich dann befallen, wenn wir von hier abberufen werden. Auch der Gefangene empfindet ja dann die größte Angst, wenn man ihn vor das Gericht führt, und zittert am meisten S. d767 dann, wenn er vor dem Richterstuhl steht und Rechenschaft ablegen soll.

Deshalb kann man auch hören, wie manche Sterbende erzählen, dass sie dann Schreckbilder und fürchterliche Erscheinungen haben, und da sie diesen Anblick nicht ertragen können, rütteln sie mit großer Heftigkeit an ihrem Lager und werfen entsetzte Blicke auf die Anwesenden, während sich ihre Seele in ihnen zusammenkrampft, da sie sich fürchtet, vom Leibe zu scheiden und den Anblick der herannahenden Engel nicht ertragen kann. Denn wenn man schon beim Anblicke schrecklicher Menschen erbebt, was wird man da erst empfinden, wenn man die drohenden Engel und rächenden Mächte nahen sieht, während die Seele vom Leibe getrennt und fortgezogen wird und dabei vergeblich in laute Klagen ausbricht? Auch der reiche Prasser musste ja nach seinem Tode vieles leiden; und doch hatte er keinen Nutzen davon. Malen wir uns nur alles das aus und erwägen wir es reichlich, damit nicht auch uns dasselbe Schicksal widerfahre; bewahren wir vielmehr die Furcht, die bei solcher Betrachtung geweckt wird, auf dass wir der Strafe für unsere Missetaten entgehen und wir die ewigen Güter erlangen. Mögen sie uns allen zuteil werden durch die Gnade und Güte unseres Herrn Jesus Christus, dem im Verein mit dem Vater und dem heiligen und lebenspendenden Geiste Ehre sei jetzt und immer und in alle Ewigkeit. Amen!


  1. 4 Kön 20,3 u. Jes 38,3 ↩

  2. 2 Tim 4,7 ↩

  3. Gal 4,14-15 ↩

  4. Röm 16,4 ↩

pattern
  Drucken   Fehler melden
  • Text anzeigen
  • Bibliographische Angabe
  • Scans dieser Version
Download
  • docxDOCX (1.04 MB)
  • epubEPUB (1.01 MB)
  • pdfPDF (3.23 MB)
  • rtfRTF (3.18 MB)
Übersetzungen dieses Werks
Commentaire sur l'Evangile selon Saint Matthieu vergleichen
Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)

Inhaltsangabe

Theologische Fakultät, Patristik und Geschichte der alten Kirche
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Impressum
Datenschutzerklärung