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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Sechsundfünfzigste Homilie Kap. XVI, V.28-Kap. XVII, V.9.

2.

Zu diesen Gründen lässt sich noch ein weiterer hinzufügen. Und was für einer? Die Apostel sollten lernen, dass er Gewalt über Leben und Tod hat, und dass ihm alles im Himmel und auf Erden untersteht. Deshalb lässt er zwei Männer auftreten, von denen der eine gestorben war, während der andere den Tod noch nicht erfahren hatte. Den fünften Grund führt der Evangelist selbst an. Welcher ist das? Der Herr wollte zeigen , zu welcher Herrlichkeit der Kreuzestod führt, um Petrus und den anderen, die sich vor dem Leiden entsetzten, Trost zuzusprechen und Mut einzuflößen. Wir lesen nämlich, dass die beiden nicht schweigend erschienen, sondern „die Herrlichkeit besprachen, welche er in Jerusalem vollenden sollte“1 , d.h. sein Leiden und seinen Kreuzestod; denn so bezeichnen sie dasselbe jedesmal. Aber nicht allein durch die Worte dieser S. d804 Männer, sondern auch durch ihr Tugendbeispiel suchte er die Apostel zu der Tugend zu ermuntern, die er nämlich von ihnen erwartete. Denn nach den Worten: „Wenn mir jemand nachfolgen will, der nehme sein Kreuz auf sich und komme mir nach“2 , lässt er diejenigen erscheinen, welche tausendmal um des Gesetzes Gottes willen und für das ihnen anvertraute Volk in den Tod gegangen waren. Jeder von ihnen hatte sein Leben verloren und es gefunden. Beide waren vor die Gewalthaber hingetreten, der eine vor Pharao in Ägypten, der andere vor Ahab, beide im Interesse von undankbaren und unlenksamen Menschen; beide waren von denen, für deren Rettung sie gearbeitet hatten, in die größte Gefahr gebracht worden; beide hatten sich abgemüht, das Volk dem Götzendienst zu entreißen; beide waren einfache Männer; der eine besaß eine schwere Zunge und eine schwache Stimme, der andere war etwas hart und unbeholfen in seinem Wesen; bei beiden finden wir vollendete Armut, denn Moses besaß nichts und Elias hatte kein anderes Eigentum als seinen Mantel; und alles das ereignete sich im Alten Bunde und ohne dass ihnen eine so große Wundergabe zuteil geworden war. Denn hatte auch Moses das Meer geteilt, Petrus schritt auf dem Wasser einher und war imstande, Berge zu versetzen, alle möglichen Krankheiten des Leibes zu heilen und wilde Teufel auszutreiben; er wirkte mit seinem bloßen Schatten gewaltige Wunder und gestaltete die ganze Welt um. Elias hatte zwar einen Toten erweckt, die Jünger aber erweckten unzählige, selbst als sie noch nicht den Heiligen Geist empfangen hatten.

Noch aus einem anderen Grunde lässt Christus die beiden erscheinen. Er wollte nämlich, dass seine Jünger diesen Männern auch in der Führung des Volkes, in der Standhaftigkeit und Unbeugsamkeit nacheiferten; sie sollten sanftmütig wie Moses, voll Eifer wie Elias, und fürsorglich sein wie beide. Der eine ertrug ja eine dreijährige Hungersnot wegen des Judenvolkes, der andere sagte: „Entweder vergib ihnen diese Schuld, oder tust Du das nicht, so tilge mich aus dem Buche, das Du S. d805 geschrieben“3. An all das wollte der Herr die Apostel durch diese Erscheinung erinnern. Sie sollten noch weiter in der Tugendhaftigkeit gehen als jene beiden; deshalb ließ er sie in der Herrlichkeit erscheinen. Das zeigt uns ein Vorfall. Einmal sprachen sie:„Wir wollen sagen, dass Feuer niederfahre vom Himmel und sie verzehre“, und beriefen sich dabei auf Elias, der es ebenso gemacht habe. Christus aber erwiderte: „Ihr wisset nicht, wessen Geistes ihr seid“4 , und belehrte sie dadurch, erlittenes Unrecht gelassen zu ertragen, weil sie größere Gnaden erhalten hatten, als die im Alten Bunde. Es denke aber ja niemand, dass wir Elias herabsetzen wollen, als wäre er unvollkommen gewesen; das ist durchaus nicht unsere Absicht; im Gegenteil, er war sogar sehr vollkommen; aber zu seiner Zeit waren die Menschen der Einsicht nach noch mehr wie Kinder und bedurften deshalb einer solchen Erziehungsweise. In demselben Sinne war auch Moses sehr vollkommen, von den Jüngern wird aber dennoch mehr verlangt als von ihm. „Denn wenn eure Gerechtigkeit nicht größer ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich eingehen“5 . Sie sollten ja nicht nach Ägypten gehen, sondern in die ganze Welt, die schlimmer war als Ägypten. Nicht etwa mit einem Pharao sollten sie reden, sondern mit dem Teufel kämpfen, mit dem Fürsten aller Bosheit. Ihre Aufgabe bestand darin, diesen in Fesseln zu schlagen und ihm seine ganze Waffenrüstung zu nehmen. Und zwar hatten sie dabei nicht das Meer mit dem Stabe Jesses zu überwinden, sondern einen Abgrund der Gottlosigkeit, dessen Wogen noch weit fürchterlicher tosten. Erwäge also, durch wie viele Dinge die Menschen damals in Furcht versetzt wurden: durch Tod, Armut, Verachtung, ungezählte Leiden; vor diesen Dingen bebten sie mehr als seinerzeit die Juden vor dem Meere. Nichtsdestoweniger brachte der Herr sie dazu, alles dieses zu wagen und mit der größten Sicherheit, als wäre es Festland S. d806 darüber hinwegzuschreiten. Und um sie dazu zu stärken, lässt er Männer auftreten, die im Alten Bunde geglänzt hatten.

Was macht nun der feurige Petrus?

V.4:„Es ist gut“, sagt er, „dass wir hier sind.“

Seit er gehört hatte, dass Christus nach Jerusalem gehen müsse, um dort zu leiden, fürchtete und bangte er trotz der Zurechtweisung noch immer für ihn, wenn er auch nicht mehr wagte, vor ihn hinzutreten und zu sagen: „Das wird Dir nimmer geschehen.“ Mit anderen Worten aber spielte er infolge dieser Furcht wieder auf dasselbe an. Der Berg, die große Zurückgezogenheit und die Einsamkeit brachte ihn auf den Gedanken, hier wären sie ganz sicher, dazu kam noch der Wunsch, der Herr möge nicht mehr nach Jerusalem hinabsteigen; er möchte gern, dass er für immer hier bleibe; deshalb spricht er auch vom Hüttenbauen. Würden sie gebaut werden, so rechnete er, dann gehen wir nicht mehr nach Jerusalem; wenn wir nicht dorthin gehen, braucht er auch nicht zu sterben, denn nur dort sollen die Schriftgelehrten an ihn Hand anlegen. So wagte er aber nicht zu reden, sondern sagte in der Absicht, seinen Zweck zu erreichen: „Hier ist gut sein“, wo auch Moses und Elias sind; Elias, der auf dem Berge Feuer vom Himmel fallen ließ, und Moses, der in die Wolke einging und mit Gott Zwiesprache hielt; und kein Mensch wird auch nur erfahren, wo sie sind.


  1. Lk 9,31 ↩

  2. Mt 16,24 ↩

  3. Ex 32,31-32 ↩

  4. Lk 9,54-55 ↩

  5. Mt 5,20 ↩

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