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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Fünfundsechzigste Homilie. Kap. XX, V.17-28.

5.

Siehst du, so heilt Jesus die Apostel von dieser Krankheit. Er zeigt ihnen, wie es kommt, dass die einen ihr Ziel verfehlen, die anderen es erreichen; damit will er sie antreiben, dass sie das eine meiden, das andere suchen. Die Heiden erwähnte er, um anzudeuten, wie schimpflich und abscheulich ein solches Streben sei. Ein Hochmütiger muss ja notwendigerweise erniedrigt, ein Demütiger hinwieder erhöht werden. Darin eben liegt die wahre und echte Hoheit, nicht jene, die hiervon nur den äußeren Namen hat. Äußerliche Größe beruht nur auf Furcht oder Zwang, die wahre Größe bleibt erhaben, auch wenn niemand sie bewundert, während der Hochmut trotz allseitiger Huldigung doch niedrig ist. Diese S. d947 Huldigung geht eben nur aus Zwang hervor und hat darum keinen Bestand; der wahren Größe huldigt man aus Überzeugung und darum auch immer. Warum bewundern wir denn die Heiligen? Eben weil sie sich mehr als alle verdemütigten, obschon sie hoch über allen standen, und diese Größe ist ihnen bis auf den heutigen Tag geblieben; auch der Tod konnte sie ihnen nicht nehmen. Das lässt sich aber auch, wenn ihr wollt, aus der Vernunft dartun. Groß nennt man einen Menschen, wenn er entweder hochgewachsen oder gerade an einem hohen Orte steht; im umgekehrten Falle heißt er klein. Sehen wir nun, wer groß ist, ein Hochmütiger oder ein Bescheidener? Du wirst finden, dass es nichts Größeres gibt als die Demut, nichts Niedrigeres als den Hochmut. Ein Eitler will größer sein als die anderen, bildet sich ein, niemand sei ihm ebenbürtig; mag man ihm noch so viel Ehre antun, er meint, es sei immer noch zu wenig und trachtet gierig nach immer mehr; er verachtet die Menschen und will doch von ihnen geehrt werden. Kann es etwas Widersinnigeres geben? Es ist ein reines Rätsel: Er will bei Leuten in Ansehen stehen, auf die er gar nichts gibt. Siehst du, wie er bei seinem Jagen nach Erhöhung fällt und am Boden liegt? Dass er alle Menschen im Vergleich zu seiner Person für nichts hält, zeigt er selber klar: Darin besteht ja der Hochmut. Was kann dir also an einem liegen, der nichts ist? Warum strebst du darnach, von ihm geehrt zu werden? Wozu lässt du dich von ganzen Scharen begleiten? Siehst du also ein, wie klein ein solcher ist und wie er auf Kleinen steht?

Fassen wir jetzt einen wahrhaft Großen ins Auge! Ein solcher ist sich bewusst, was es Großes ist um einen Menschen; er weiß, dass jeder Mensch etwas Großes ist, erachtet sich für den letzten unter allen und sieht deshalb jede Ehre, die man ihm erweist, für etwas Großes an. Er bleibt sich selbst treu, bleibt wirklich erhaben und wechselt seine Meinung nicht. Weil er alle Menschen für groß hält, so erachtet er auch ihre Ehrenbezeigungen für groß, wenn sie auch an sich nur unbedeutend sind, eben weil er jene für groß hält. Der Hochmütige hingegen sieht die Ehrerweise für groß an, indes die S. d948 Menschen, die ihm Ehre erweisen, ihm nichts gelten. Der Demütige liegt ferner nicht in den Fesseln irgendeiner Leidenschaft gefangen; weder der Zorn noch Ehrgeiz, weder Neid noch Eifersucht beherrschen ihn. Kann es aber wohl etwas Erhabeneres geben, als eine Seele, die aller dieser Leidenschaften ledig ist? Der Hochmütige ist ganz in ihnen verstrickt, wie ein Wurm, der sich im Schmutze wälzt; Eifersucht, Neid, Zorn haben immer die Oberhand in seiner Seele. Wer ist nun der größere? Der über die Leidenschaften erhaben oder der ihr Knecht ist? Wer sich ihnen zitternd und bebend ergibt, oder wer sich ihnen nicht unterwirft, nicht in ihren Fesseln schmachtet? Wann sagt man, ein Vogel fliege hoch? Wenn er so hoch fliegt, dass ihn die Hand und das Rohr des Jägers nicht erreichen kann, oder wenn er am Boden herumflattert, ohne sich in die Luft erheben zu können, so dass der Jäger gar keines Rohres bedarf, um ihn zu erbeuten? Zu letzterer Art gehört auch der Hochmütige, er kriecht gleichsam am Boden dahin und kann mit jeder Schlinge leicht gefangen werden.

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