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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Siebzigste Homilie. Kap. XXII, V.15-33.

3.

Zuerst geht der Herr auf ihre Frage ein. Der Grund, weshalb sie die Auferstehung bestritten, lag daran, dass sie eine falsche Ansicht über die genauere Art und Weise derselben hatten. Er teilt also zuerst die Ursache der Krankheit1 , dann erst sie selbst. Er zeigt zuerst wie es um die Auferstehung bestellt sein wird.

V.30: „Bei der Auferstehung werden sie weder heiraten noch verheiratet werden, sondern wie Engel Gottes im Himmel werden sie sein.“

Lukas schreibt: „wie die Kinder Gottes“2 . Wenn sie also dann nicht heiraten, ist ihre Frage gegenstandslos. Nicht deshalb, weil sie nicht heiraten, sind sie S. d1014 Engel, sondern umgekehrt, weil sie Engel sind, heiraten sie nicht. Hiermit stellte er noch vieles andere richtig, was Paulus in einem einzigen Worte andeutet: „Es geht vorüber die Gestalt dieser Welt“3 . In diesen Worten hat er erläutert, wie die Auferstehung sein wird; damit beweist er auch, dass es eine Auferstehung gibt. Obwohl das schon aus seinen Worten mit hervorging, spricht er doch zum Überfluss noch eigens davon. Er begnügt sich nicht damit, bloß ihre Frage zu beantworten, sondern geht auch auf ihre Absicht ein. Und so verfährt er jedesmal, wenn eine Frage nicht aus Bosheit, sondern aus Unwissenheit gestellt wurde, und gibt dann eine gründliche Aufklärung; geht die Frage jedoch aus böser Absicht hervor, so lässt er sich zu gar keiner Antwort herbei. Weil sie Moses ins Feld geführt hatten, so schlägt er sie auch durch eine Stelle Moses' und sagt:

V.31: „Über die Auferstehung der Toten aber habt ihr nicht gelesen:

V.32: Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs; nicht ist er ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen?“4 .

Das soll heißen: nicht derer, die gar nicht sind, oder die einmal gestorben sind, und nicht mehr auferstehen werden. Es heißt nicht: ich war, sondern; „ich bin“, nämlich5 derer, die sind und leben. So war es auch bei Adam, er starb infolge des Strafurteils, da er von dem Baume aß, und blieb doch am Leben; ebenso leben auch diese, trotzdem sie gestorben sind, auf Grund der Verheißung, dass sie auferstehen werden. Warum sagt aber dann Paulus an einer anderen Stelle: „Damit er über Tote sowohl als Lebende herrsche“?6 Das widerstreitet unserer Stelle nicht: Tote heißen nämlich hier diejenigen, die einst leben sollen. Zudem ist ein Unterschied zwischen dem Satze: „Ich bin der Gott Abrahams“ und dem anderen: „um über Tote und Lebende zu herrschen“; er kennt nämlich auch einen S. d1015 anderen Tod, wenn er z.B. sagt: „Lass die Toten ihre Toten begraben“7 .

V.33: „Und die Volksscharen, welche es hörten, verwunderten sich ob seiner Lehre.“

Nicht aber die Sadduzäer, diese zogen sich nach ihrer Niederlage zurück; nur das unvoreingenommene Volk hatte den Nutzen davon.

Da es sich so mit der Auferstehung verhält, wohlan, so wollen wir uns um jeden Preis bemühen, einen hervorragenden Platz dabei zu erlangen. Und wenn es euch recht ist, will ich euch Leute vor Augen führen, die sich schon hienieden, also noch vor der Auferstehung eifrig darum bemühten und dafür arbeiteten. Wir brauchen nur wieder in die Wüste zu gehen. Ich komme noch einmal auf diesen Gegenstand zurück, weil ich sehe, dass ihr mit großer Freude davon reden hört. Wir wollen also auch heute jene geistlichen Truppen betrachten und sehen, wie sie eine Freude genießen, die frei ist von jeglicher Furcht. Nicht wie Soldaten hierbei brach ich jüngst meine Rede ab mit Lanzen, Schildern und Panzern bewaffnet, haben sie ihr Lager bezogen, und den noch kannst du sehen, dass sie ohne dergleichen Dinge Werke verrichten, wie sie die Soldaten trotz ihrer Waffen nicht vollbringen. Damit du es mit anschauen kannst, so komm, reiche mir deine Hand und wir wollen miteinander in diesen Krieg ziehen, um ihre Kämpfe zu betrachten. Diese Männer streiten nämlich Tag für Tag gegen die Feinde, die Leidenschaften, die uns nachstellen, und schlagen und überwinden sie. Du wirst sehen, dass dieselben zu Boden gerungen sind, so dass sie sich nicht mehr rühren können, wirst finden, dass das Wort des Apostels zur Wahrheit geworden ist: „Die, welche Christi sind, haben ihr Fleisch gekreuzigt zusamt den Leidenschaften und Begierlichkeiten“8 . Siehst du die Menge Leichen, welche durch das Schwert des Geistes gefallen sind? Da gibt es aber auch keine Trunkenheit, keine Völlerei. Beweis dessen ist ihr Tisch und das Siegeszeichen, das darauf steht. S. d1016 Trunkenheit und Völlerei, dieses vielgestaltige, vielköpfige Untier, liegt da tot zu Boden, weil man eben dort nur Wasser trinkt. Die Trunkenheit hat nämlich wie die Szylla und die Hydra in der Sage viele Köpfe: Unzucht, Zorn, Trägheit schießen daraus empor, ebenso die verbotenen Liebschaften. Hier ist aber von all dem keine Spur vorhanden. Mögen auch die Heere in tausend Kriegen siegreich bleiben, diesen Feinden unterliegen sie, weder Rüstung noch Lanzen oder dergleichen kann diesen Feinden gegenüber standhalten; selbst Riesen, Helden, Männer, die unzählige Großtaten vollbracht haben, werden ohne Bande von Schlaf und Trunkenheit gefesselt; man kann sie daliegen sehen ohne Blut und Wunden, wie Gefallene, ja noch viel elender. Während sich jene wenigstens noch regen, sinken diese plötzlich regungslos nieder. Siehst du nun, dass die Mönche ein gewaltigeres und bewunderungswürdigeres Heer bilden? Die Feinde, über welche die Soldaten nicht Herr werden, schlagen sie mit der bloßen Waffe ihres Willens; so sehr nehmen sie der Mutter aller Übel ihre Kraft, dass ihnen diese nicht mehr lästig werden können; ist der Anführer erschlagen, ist das Oberhaupt gefallen, dann gibt auch das übrige Heer den Kampf auf. Ferner sieht man, dass jeder einzelne von ihnen Sieger wird. Hier geht es eben nicht zu, wie in einem Kriege, wo einer, der einmal schwer getroffen und gefallen ist, niemandem mehr schaden kann, sondern wer diese Bestie nicht niederschmettert und zu Boden wirft, wird vollends von ihr besiegt; daher müssen alle sie bekämpfen und vernichten.


  1. daraus war nämlich ihre Krankheit hervorgegangen ↩

  2. Lk 20,36 ↩

  3. 1 Kor 7,31 ↩

  4. Ex 6,3 ↩

  5. der Gott ↩

  6. Röm 14,9 ↩

  7. Mt 8,22 u. Lk 9,60 ↩

  8. Gal 5,24 ↩

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