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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Fünfundachtzigste Homilie. Kap.XXVI,V.67-Kap.XXVII,V.10.

2.

Wie kann aber die Darstellung wahr sein, da doch Matthäus erzählt. der Herr habe gesagt: „Wahrlich, ich sage dir, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen", während Markus berichtet: „Zum zweiten mal krähte der Hahn"?1 . Es ist beides wahr und stimmt ganz gut miteinander überein. Da nämlich der Hahn bei jedem Krähen drei oder vier Absätze zu machen pflegt so will Markus kundgeben, dass nicht einmal das Krähen den Petrus abhielt und zur Besinnung brachte. Beide Berichte sind also wahr. Bevor nämlich der Hahn das ganze Krähen beendet, hatte Petrus das dritte Mal geleugnet. Ja, als er von Christus an seine Sünde gemahnt worden war, wagte er nicht einmal, offen zu weinen, um nicht durch seine Tränen verraten zu werden, sondern, „er ging hinaus und weinte bitterlich". Schluss des Kapitels XXVI.

Kapitel XXVII. V.1: „Als es aber Morgen geworden war, führten sie Jesus von Kaiphas zu Pilatus.Weil sie ihn hinrichten wollten, wegen des Festes aber selbst es nicht konnten, führten sie ihn zum Statthalter."

Beachte hierbei, wie sich die Sache entwickelte, dass sein Tod gerade am Feste stattfand, genau so, wie es vorgebildet worden war.

V.3: "Als da Judas, der ihn überantwortet hatte, sah, dass er verurteilt worden, brachte er, von Reue ergriffen, die dreißig Silberlinge zurück."

S. d1206 Hierin liegt eine Anklage sowohl für Judas, als auch für die Hohenpriester; für jenen, nicht etwa darin, dass er von Reue ergriffen wurde, sondern darin, dass dies so spät und langsam geschah, und dass er sich selbst verdammt hatte, denn er gesteht selbst ein, dass er ein Verräter ist; für diese, dass sie nicht in sich gingen, obschon sie sich noch bessern konnten. Siehe ferner, wann Judas seine Tat bereute. Als der Frevel vollbracht und zum Ende gediehen war. So ist es eben die Art des Teufels: Vor der Tat verleitet er zur Unachtsamkeit, dass man das Böse nicht einsieht, und damit der also Gefangene nicht anderen Sinnes werde. So oft hatte Jesus den Judas gewarnt, ohne dass es ihn gerührt hätte; sobald aber die Schandtat vollbracht war, da befiel ihn die Reue; aber nun nützte es ihm nichts mehr. Dass er sich beschuldigte und das Geld hinwarf, ohne Scheu vor dem Judenvolke, ist ganz anerkennenswert; aber dass er sich aufhängte, ist unverzeihlich; das war das Werk des bösen Feindes. Der hielt ihn von seiner Reue ab, um ihn um die Frucht derselben zu bringen, und verleitete ihn dazu, sich selbst zu verderben, indem er sich auf die schändlichste Weise vor aller Augen entleibte.

Beachte, wie allseitig die Wahrheit klar zutage tritt, sogar durch die Werke und Schicksale der Feinde. Auch das Ende des Verräters schließt den Richtern des Herrn den Mund und lässt ihnen auch nicht den Schatten einer wenn auch noch so unverschämten Entschuldigung. Was hätten sie auch noch vorzubringen, nachdem der Verräter offen sich selbst in solcher Weise verurteilt? Fassen wir seine Worte ins Auge: „Er brachte die dreißig Silberlinge den Hohenpriestern zurück und sagte:

V.4: "Gesündigt habe ich, weil ich unschuldiges Blut verraten habe. Sie aber sprachen: Was geht das uns an? Siehe du zu.

V.5: Und nachdem er die Silberlinge in den Tempel geworfen hatte, entfernte er sich, ging hin und erhängte sich."

Es waren die Gewissensbisse, die er nicht ertragen konnte. Beachte, dass es auch den Juden so ergeht. S. d1207 Ihre Erfahrungen hätten sie zur Besserung bewegen sollen, aber sie halten nicht inne, bis die Sünde vollbracht war. Der Frevel des Judas war vollendet, er hatte den Herrn verraten; die Untat der Juden war es noch nicht. Als auch sie dieselbe vollendet und ihn gekreuzigt hatten, da wurden sie ebenfalls unruhig. Da sagten sie: „Schreibe nicht, er sei König der Juden"23 , dann wieder bewachten sie ihn mit der Erklärung: „Damit nicht etwa seine Jünger ihn stehlen und sagen, er sei auferstanden, und so der letzte Betrug schlimmer sei, als der erste"4 . Gesetzt, die Jünger sagten so, es wäre ja doch nur zum Schaden ihrer eigenen Sache, wenn es sich als unwahr herausstellte. Wie aber sollten sie so reden, da sie nicht einmal zu widerstehen wagten, als Jesus ergriffen wurde, und der erste unter ihnen vor der Drohung einer Magd nachgab und den Herrn sogar dreimal verleugnete? Die Juden waren eben, wie gesagt, von da an5 verwirrt. Dass sie aber wohl wussten, wie schlecht ihre Tat sei, geht aus ihren Worten hervor: "Siehe du zu."

Vernehmet ihr Habsüchtigen, und beherziget das Schicksal des Judas! Er verlor das Geld, beging eine Sünde und richtete seine Seele zugrunde. So herrscht eben der Geiz. Judas konnte weder des Geldes, nicht des zeitlichen und nicht des jenseitigen Lebens, froh werden, er warf vielmehr durch ein einziges Verbrechen alles von sich und erhängte sich, als er bei den Hohenpriestern schlecht ankam. Aber, wie ich schon sagte, nach der Tat kommen manche zur Einsicht. Beachte auch das Verhalten der Juden. Bisher hatten sie ihren Frevel nicht einsehen wollen und sagten: „Sieh du zu." Das ist für sie der größte Tadel, denn damit gestehen sie zu, dass es eine Untat und ein Frevel sei, aber außer sich vor Leidenschaft wollen sie von dem teuflichen Beginne nicht abstehen, sondern hüllen sich voll Torheit in den Schleier angeblicher Unwissenheit. Hätten sie nach der Kreuzigung und Hinrichtung Christi so S. d1208 gesprochen, so hätte ihre Rede zwar auch damals keinen Sinn gehabt, hätte sie aber doch nicht so scharf verurteilt. Nun aber, wie könnt ihr so reden, da er noch in eurer Mitte weilt und ihr die Möglichkeit habt, ihn freizulassen? Da muss eine solche Entschuldigung zur schwersten Anklage gegen euch werden. Wie so denn? Weil sie die ganze Schuld auf den Verräter abschieben6 , und obschon sie durch die Freilassung Christi eine Ermordung aufgeben konnten, dennoch das Verbrechen fortsetzten und zum Verrate noch die Kreuzigung fügen. Hat sie denn, als sie zu Judas sagten: „Siehe du zu", etwas gehindert, von dem Verbrechen abzustehen? Sie tun es aber nicht; im Gegenteil, sie schreiten auch noch zum Mord und verwickeln sich durch all ihr Tun und Reden in ein Unheil, dem sie nicht mehr entrinnen können. Auch als ihnen später Pilatus die Wahl freigab, wollten sie, dass eher der Räuber als Jesus freigegeben werde, und ihn, der ihnen nichts Böses getan, sondern nur zahllose Wohltaten erwiesen hatte, brachten sie um.


  1. Mk 14,72 ↩

  2. Joh 19,21 ↩

  3. warum seid ihr voll Furcht und Unruhe, da doch nur ein Leichnam am Kreuze hängt? ↩

  4. Mt 27,64 ↩

  5. durch Furcht ↩

  6. durch die Worte: „Siehe du zu" ↩

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