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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Neunundachtzigste Homilie. Kap.XXVII, V.62-Kap.XXVIII V.10

4.

Bedenke doch, an wieviel Hungrigen du mit dieser Tracht, an wieviel Unbekleideten du mit diesem teuflischen Prunkt vorübergehst. Wieviel besser wäre es, hungrige Seelen zu speisen, als die Ohrläppchen zu durchbohren und den Unterhalt ungezählter Armer aus Eitelkeit hineinzuhängen. Ist es denn ein Lob, reich zu sein? Ist es ein Ruhm, Gold zu tragen? Hättest du dieses Geschmeide auf gerechte Weise erworben, so wäre dein Verhalten schon sehr tadelnswert; bedenke aber, wie himmelschreiend es ist, wenn Ungerechtigkeit dabei im Spiele war! Aber du strebst nach Lob und Ansehen? Dann lege diesen lächerlichen Tand ab, nur dann werden dich alle bewundern, dann wirst du in S. d1256 Ansehen stehen und eine reine Freude genießen, während du jetzt nur mit Spott überhäuft wirst und viel Anlass zur Unzufriedenheit gibst. Beherzige wieviel Unheil entsteht, wenn ein Schmuckstück verloren geht: wie viele Mägde werden da gepeitscht, wie viele Männer behelligt, wie viele von ihnen eingezogen, wie viele gefangen gehalten? Die Folge davon sind Gerichtstage, Prozesse, zahllose Flüche und Vorwürfe; der Mann verwünscht das Weib, die Freunde den Mann, die Seele sich selbst.

Aber das Geschmeide wird nicht verloren gehen. Das ist gar nicht so ausgemacht. Wenn es aber auch gut verwahrt wird, so bereitet es ebensoviel Kummer, Sorge, Ärger und bringt keinen Nutzen. Was wirft es der Familie ab? Was nützt es der Trägerin? Es nützt ihr gar nichts, vielmehr verunstaltet es sie gewaltig und gereicht ihr zum schweren Vorwurfe. Wie wirst du Christi Füße küssen und umfassen können, wenn du so aufgeputzt bist? Solchen Schmuck verabscheut er. Darum wählte er die Hütte eines Zimmermannes zu seiner Geburtsstätte, ja nicht einmal diese Hütte, sondern eine Höhle und Krippe. Wie wirst du ihn schauen dürfen, wenn du einen Schmuck hast, den er nicht liebt, einen Putz trägst, den er nicht mag, sondern hasst? Wer ihm nahen will, darf keine solchen Gewänder tragen, sondern muss sich mit Tugend schmücken. Überlege doch, was dieses Gold eigentlich ist. Nichts als Staub und Asche. Vermische Wasser damit und es wird Kot. Bedenke es und schäme dich, dass du Kot zu deinem Gebieter machst und alles andere hintansetzest, um ihm anzuhängen, ihn überall zu tragen und herumzuschleppen, auch wenn du in die Kirche gehst, wo du ihn besonders meiden sollstest. Dazu ist die Kirche nicht erbaut worden, dass du darin solchen irdischen, sondern dass du geistlichen Reichtum zur Schau tragest. Du aber putzest dich auf, als ginge es zu einem Aufzuge, machst es wie die Schauspielerinnen, und trägst mit solchem Aufwand diesen lächerlichen Unrat. Deshalb leiden auch viele darunter Schaden, und nach dem Gottesdienste kann man hören, wie sich in den Familien, bei Tische das Gespräch gewöhnlich um solche S. d1257 Sachen dreht. Anstatt zu besprechen, was der Prophet, was der Apostel gelehrt hat, plaudert man über die kostbaren Kleider, die großen Steine und über all die anderen Unschicklichkeiten, welche die Weiber getragen haben. Das macht dann auch eure Angehörigen lässig in der Mildtätigkeit. Es dürfte sich wohl nicht leicht jemand unter euch finden, der einen Goldschmuck zerbrechen wollte, um Arme zu speisen. Da du selbst lieber in beschränkten Verhältnissen leben, als solche Sachen zerschlagen möchtest, wie solltest du wohl einen anderen dafür speisen? Die meisten Frauen gehen ja damit um, wie mit etwas Lebendigem, ja nicht anders als mit Kindern. Beileibe nicht, sagt man. Nun gut, beweiset, dass es nicht so ist, beweiset es durch Taten; denn bis jetzt sehe ich nur das Gegenteil. Wo gibt es ein Weib, das an solchen Dingen hängt, die sich entschlossen hätte, sie einschmelzen zu lassen, um eines Kindes Seele zu retten? Eines Kindes, sage ich? Wo ist eine, die damit auch nur ihre eigene gefährdete Seele erkauft hätte? Im Gegenteil, die meisten verkaufen sie noch Tag für Tag darum. Ja, wenn sie in irgendeine Krankheit fallen, so tun sie alles mögliche; ihre Seele aber können sie zugrunde gehen sehen, ohne etwas dergleichen zu tun, vielmehr vernachlässigen sie die Seele der Kinder und ihre eigene, um nur diese Sachen behalten zu können, die doch mit der Zeit vergehen. Du trägst für viele Talente Gold an dir, und Christi Glieder haben nicht einmal die notwendige Nahrung.

Der Herr aller Menschen hat den Himmel und was im Himmel ist und den geistlichen Tisch allen Menschen gleicherweise zugänglich gemacht, und du gibst von diesen vergänglichen Dingen nichts weg, um ja unaufhörlich in den Fesseln dieser elenden Geschmeide zu liegen. Daher rührt das unermeßliche Unheil, davon kommen die Ehebrüche der Männer, weil ihr sie nicht zur Tugend anleitet, sondern zur Freude an dergleichen Dingen, mit denen die Buhlerinnen sich putzen. Daher lassen sich die Männer auch so schnell durch sie ködern. Hättest du deinen Mann gelehrt, solche Sachen zu verachten, dafür an Frömmigkeit, Enthaltsamkeit und Demut seine Freude zu haben, so würde er nicht so schnell den S. d1258 Lockungen der Unzucht zum Opfer fallen. Eine Dirne kann sich wohl mit jenen Dingen schmücken und mit viel mehr noch, nicht aber mit diesen Tugenden. Gewöhne also deinen Mann, Freude zu haben an diesem1 Schmuck, den er bei der Buhlerin nicht finden kann. Wie sollst du ihm das angewöhnen? Wenn du selbst den goldenen Schmuck ablegst und den Tugendschmuck anziehst. So wird dein Mann außer Gefahr sein und du in Ehren leben, Gott wird euch gnädig sein, alle Menschen werden euch bewundern und ihr werdet den ewigen Lohn empfangen durch die Gnade und Güte unseres Herrn Jesus Christus, der die Ehre und Macht besitzt in alle Ewigkeit. Amen!


  1. geistigen ↩

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