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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Zehnte Homilie. Kap. III, V.1-6.

4.

Es war ja doch eine merkwürdige Seltenheit, einen Menschen von so großer körperlicher Abhärtung zu sehen. Das zog denn auch die Juden besonders an, die in ihm den großen Elias erblickten, weil sie durch das, was sie hier sahen, an jenen großen Heiligen erinnert wurden. Ja ihre Verwunderung1 war noch viel größer. Elias war in Städten und Häusern aufgewachsen, dieser wohnte von seiner Geburt an in der Wüste. Der Vorläufer desjenigen, der alles Alte auflösen sollte, als da sind die Leiden, der Fluch, Trauer und Mühsal, der musste doch ein Symbol dieses Geschenkes an sich tragen, und über jenen alten Fluch sich erhaben zeigen. Darum pflügte er die Erde nicht, zog keine Furchen, aß nicht sein Brot im Schweiße seines Angesichts; nein, sein Tisch stand immer bereit,2 , und noch einfacher als sein Tisch war seine Gewandung, und noch einfacher als sein Kleid war seine Behausung. Er brauchte ja weder Haus noch Bett, noch Tisch, noch sonst etwas, sondern führte in diesem unserem Fleische das Leben eines Engels. Deshalb hatte er auch ein härenes Gewand, damit er uns durch sein Kleid belehre, den menschlichen Bedürfnissen zu entsagen, und nichts mit den irdischen Dingen gemein zu haben; vielmehr sollten wir zu dem alten Adel zurückkehren, der Adam eigen war, bevor er nötig hatte, mit Kleidern sich zu verhüllen. So war also jene Gewandung3 ein Zeichen der königlichen Würde zugleich und der Buße. Da wende mir nun nicht ein: Woher hatte er denn das härene Gewand und den Gürtel, wenn er in der Wüste wohnte? Denn wenn du solche Dinge wissen willst, dann musst du dir auch über manches andere den Kopf zerbrechen. Z.B. wie er es in der Wüste im Winter und wie im Sommer aushalten konnte, zumal, da er körperlich noch zart und schwach war, und im jugendlichem Alter stand. Wie konnte sein jugendlicher S. 171Leib so verschiedener Witterung standhalten, so armseliger Ernährung, und allen anderen Entbehrungen des Wüstenlebens? Wo sind da die heidnischen Philosophen, die ohne allen Nutzen zynischen Frivolitäten huldigten? Denn was nützte es da einem, sich in ein Fass einzuschließen4 , und dafür sonst den größten Ausschweifungen sich hinzugeben? Sie haben dabei Ringe, Schalen, Diener und Dienerinnen und viele andere eitle Dinge besessen und nach beiden Seiten hin das rechte Maß überschritten. Nicht so der Täufer; er bewohnte die Wüste als wäre sie der Himmel, und zeigte sich in jeder Tugend vollendet; und aus der Wüste kam er in die Städte, wie ein Engel vom Himmel, ein Held der Tugend, der Sieger über die Welt, der Vertreter einer Weisheit, die des Himmels würdig ist. Und dies alles zu einer Zeit, da der Bann der Sünde noch nicht gelöst, das Gesetz noch nicht außer Kraft getreten, der Tod noch nicht in Fesseln geschlagen, die ehernen Tore noch nicht zerbrochen waren, da noch der Alte Bund in Geltung stand. Soviel vermag eben eine hochgesinnte und eifrige Seele; überall geht sie voran und schreitet über alle Hindernisse hinweg, die ihr im Wege liegen, gerade so, wie es auch Paulus im Neuen Bunde gemacht hat.

Weshalb hat er aber außer seinem Gewande noch einen Gürtel getragen? Das war bei den Alten so Brauch, bevor man die modernen weichlichen, verzärtelnden Kleider einführte. So sehen wir auch Petrus mit dem Gürtel angetan und Paulus. "Den Mann", heißt es, dem dieser Gürtel gehört"5 . Auch Elias war damit gegürtet, und alle anderen Heiligen; sie waren eben immer beschäftigt, sei es, dass sie sich auf Reisen befanden, oder wegen eines sonstigen Bedürfnisses sich eifrig der Arbeit widmeten. Und nicht nur aus diesem Grunde taten sie so, sondern auch, weil sie alle Eitelkeit verachteten, und nur auf Strenge und Abhärtung bedacht waren. Darum erklärte auch Christus gerade dies als das höchste Tugendlob, indem er sagte: "Was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Einen Menschen mit S. 172weichlichen Kleidern angetan? Sehet, die, die weichliche Kleider tragen, die wohnen in den Palästen der Könige"6 .


  1. über Johannes ↩

  2. weil er sich mit dem begnügte, was die Natur ihm bot ↩

  3. des Johannes ↩

  4. wie Diogenes getan haben soll ↩

  5. Apg 21,11 ↩

  6. Lk 7,25 ↩

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