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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Elfte Homilie. Kap. III, V.7-12.

4.

Aber, fragst du, wie können wir gute Früchte bringen, wenn schon der tödliche Streich uns droht, die Zeit so kurz bemessen, und die bestimmte Frist so nahe angesetzt ist? Du kannst es dennoch, antwortet der Täufer; es handelt sich ja hier nicht um Früchte, wie sie auf den Bäumen wachsen, auf die man lange warten muss, die sich nach den Jahrszeiten richten müssen, und auf die man auch sonst noch viel Arbeit verwenden muss. Hier genügt es zu wollen, und gar schnell wird der Baum in Blüte stehen. Nicht bloß die natürliche Kraft der Wurzel, sondern auch die Geschicklichkeit des Landmannes trägt eben sehr viel zur Erziehung solcher S. 186Früchte bei. Aus diesem Grunde also machte er diesen Zusatz, damit sie nicht etwa sagen: du erschreckst uns, du bedrängst und ängstigst uns, wenn du die Axt an den Baum anlegst und drohst, ihm umzuhauen; wenn du Früchte verlangst zu einer Zeit, wo du zu strafen beginnst. Johannes wollte damit zeigen, wie leicht es sei, gute Früchte zu bringen.

V.11: "Ich taufe euch nur mit Wasser; derjenige hingegen, der nach mir kommen wird, vermag mehr als ich, der ich nicht würdig bin, seinen Schuhriemen zu lösen. Er wird euch im Heiligen Geiste und im Feuer taufen."

Mit diesen Worten zeigte Johannes, dass nur gute Absicht und Glaube vonnöten sind, nicht Mühe und Schweiß. So leicht es ist, sich taufen zu lassen, so leicht ist es auch, sich zu bekehren und zu bessern. Zuerst also schreckt er ihre Gemüter auf durch die Furcht vor dem Gericht und die bevorstehende Strafe, redet von einer Axt und dem Verluste des Vorrechtes ihrer Abstammung, und dass andere Kinder ihre Stelle einnehmen werden, ja er droht mit der doppelten Strafe, sie würden umgehauen und ins Feuer geworfen werden. Erst nachdem er so mit allen Mitteln ihre harten Herzen erweicht, und das Verlangen in ihnen erweckt hat, so großem Unheil zu entgehen, erst dann beginnt er von Christus zu reden, und zwar nicht bloß so nebenbei, sondern mit aller Ausführlichkeit. Dann legt er den Unterschied dar, der zwischen ihm und Christus besteht, und damit man nicht etwa glaube, er rede nur so, um dessen Gunst zu erlangen, beweist er es durch den Vergleich der Gaben, die beide zu bieten hatten. Deshalb sagt er nicht gleich zu Anfang:"Ich bin nicht würdig, seinen Schuhriemen zu lösen"; nein, er spricht zuerst von dem Werte seiner eigenen Taufe, zeigt ihnen, dass sie nichts anderes vermag, als sie zur Buße zu bringen1 , und geht dann erst zur Taufe Christi über, die voll ist der unaussprechlichen Gnade. Wenn du also hörst, will er sagen, dass Christus nach mir kommt, so verachte ihn deshalb nicht wie einen, der erst an zweiter Stelle kommt, sondern lerne S. 187die Kraft seiner Gabe kennen, und wisse wohl, dass ich nichts Besonderes und nichts Großes gesprochen, wenn ich sagte: "Ich bin nicht würdig, seinen Schuhriemen zu lösen." Wenn du darum hörst, dass er mächtiger ist, als ich", so denke nicht, dass ich so geredet, als wollte ich mich mit ihm vergleichen. Ich bin ja nicht einmal würdig, unter seine Diener gerechnet zu werden, selbst unter die letzten nicht, und unwürdig, ihm auch nur den geringsten Dienst leisten zu dürfen. Darum sagt er nicht bloß "die Schuhe", sondern "nicht einmal den Riemen", was offenbar das Allergeringste war. Damit du sodann nicht glaubst, er habe nur aus Demut so geredet, bringt er auch noch den tatsächlichen Beweis: "Jener wird nämlich im Heiligen Geiste und in Feuer taufen."

Siehst du da, wie groß die Weisheit des Täufers war? Wenn er selber gepredigt, bringt er alles vor, was Furcht und Schrecken einflößen kann; wenn er aber auf Christus hinweist, sagt er nur solche Dinge, die man gerne hört und die geeignet sind, die Herzen zu gewinnen. Da redet er nicht mehr von der Axt, noch vom Baume, der ungehauen und zum Verbrennen ins Feuer geworfen wird, auch nicht mehr vom kommenden Tage des Zornes, nein, er spricht von Sündenvergebung, Nachlass der Strafe, von Rechtfertigung, Heiligung, Taufe, Gotteskindschaft, Brüderlichkeit, gemeinsamem Erbe, und reichlicher Ausspendung des Heiligen Geistes. Dies alles hat er angedeutet mit den Worten: "Er wird euch taufen im Heiligen Geiste"; auch weist er durch das gleiche Sprachbild hin auf die Fülle dieser Gnade. Er sagte nämlich nicht: Er wird euch den Heiligen Geist geben, sondern: "Er wird euch eintauchen2 im Heiligen Geist." Zudem drückt er durch den beigefügten Ausdruck "Feuer" das Machtvolle und Unwiderstehliche der Gnade aus.


  1. er sprach nämlich nicht von einem "Wasser der Sündenvergebung", sondern nur "der Buße" ↩

  2. taufen ↩

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