7.
Im folgenden zeigt der Apostel, daß wir auch für diese leichte Mühe viel Beistand genießen, indem er spricht:
V. 26: „Desgleichen kommt auch der Geist unsern Schwachheiten zu Hilfe.“
Das eine ist deine Sache, nämlich die Geduld, das andere ist ein Geschenk des Hl. Geistes, der dich zur Hoffnung ermuntert und mittelst derselben dir wieder die Anstrengungen leicht macht. Damit du ferner einsehen lernst, daß dir diese selbe Gnade nicht bloß bei Arbeiten S. b292 und in Gefahren zur Seite steht, sondern auch bei scheinbar ganz leichten Aufgaben mithilft und dir immer und überall ihren Beistand leiht, fügt er bei:
„Denn wir wissen nicht einmal (immer), um was wir beten sollen.“
— Das sagt der Apostel, um die große Fürsorge des Hl. Geistes für uns zum Ausdruck zu bringen und sie zu belehren, daß nicht immer das für zuträglich zu erachten sei, was es nach menschlichem Ermessen zu sein scheint. Es lag ja nahe, daß die damaligen Christen, gegeißelt, hin und hergehetzt, von tausenderlei Übeln bedrückt, wie sie es waren, sehnsüchtig nach Ruhe verlangten, solche von Gott erflehten und der Meinung waren, sie sei ihnen zum Wohle. Darum sagt er: Glaubet ja nicht, daß das, was scheinbar euch zum Wohle ist, es auch immer in Wirklichkeit ist. Auch um das richtig zu beurteilen, bedürfen wir der Hilfe des Hl. Geistes; so schwach ist der Mensch und so ein Nichts, wenn er nur auf sich angewiesen ist. Das ist der Sinn der Worte: „Wir wissen nicht einmal, um was wir beten sollen.“ — Damit sich übrigens der Schüler solcher Unkenntnis nicht schäme, hebt der Apostel hervor, daß die Lehrer in derselben Lage seien. Er sagt nämlich nicht: Ihr wisset nicht, sondern: „Wir wissen nicht.“ Daß er das nicht aus bloßer Bescheidenheit sagte, ist anderswoher ersichtlich. Unausgesetzt flehte er in seinen Gebeten, er möchte Rom sehen, und doch erlangte er damals nicht, um was er flehte. Auch wegen des Stachels, der seinem Fleisch gegeben war, d. i. der Gefahren, rief er oft zu Gott, doch ganz ohne Erfolg. Dasselbe erfuhr im Alten Bunde Moses, der Palästina zu sehen begehrte, Jeremias, als er für die Juden Fürbitte einlegte, und Abraham, als er für die Bewohner von Sodoma fürsprach.
„Aber der Geist selbst legt Fürsprache ein für uns mit unaussprechlichen Seufzern.“
— Diese Stelle ist unklar, weil nämlich viele wunderbare Erscheinungen von damals (d. i. der Apostelzeit) jetzt aufgehört haben. Darum ist es nötig, daß ich euch über den damaligen Zustand belehre, dann wird euch S. b293 gleich die Stelle klar werden. Welches war denn der damalige Zustand? Allen damals Getauften hatte Gott verschiedene Gaben verliehen, deren jede auch „Geist“ genannt wurde. So heißt es: „Der Geist der Propheten ist den Propheten unterworfen“ 1. Der eine besaß die Gabe der Weissagung und sagte die Zukunft voraus; ein anderer die Gabe der Weisheit und trat als Lehrer für viele auf; ein anderer die Gabe der Krankenheilung und heilte die Kranken; ein anderer die Gabe „der Kräfte“ und weckte Tote auf; ein anderer die Gabe der Sprachen und redete in verschiedenen Zungen. Neben allen diesen gab es auch eine Gabe des Gebetes, und auch diese wurde „Geist“ genannt. Wer diese Gabe besaß, betete für die ganze Gemeinde. Da wir nämlich oft nicht wissen, was uns zum Heile dient, und auch solches verlangen, was uns nicht zum Heile ist, darum kam damals der Geist des Gebetes auf einen (in der Gemeinde) herab, und dieser erhob sich für alle unter Flehen um das, was der ganzen Kirche zum Wohle war, und lehrte dies auch die andern. „Geist" nennt also der Apostel an dieser Stelle diese Gabe und die Seele, die diese Gabe besitzt und zu Gott fleht und seufzt. Denn wer einer solchen Gabe gewürdigt war, der stand da mit großer Zerknirschung, und unter vielen inneren Seufzern warf er sich nieder vor Gott und flehte um das, was allen zum Heile war. Eine Erinnerung daran ist jetzt noch der Diakon, der für das Volk Gebete spricht. Das also drückt Paulus aus, wenn er spricht: „Der Geist selbst legt Fürsprache ein für uns mit unaussprechlichen Seufzern.“
V. 27: „Der aber, welcher die Herzen durchforscht.“
— Siehst du, daß nicht die Rede ist vom Paraklet, sondern von dem mit dem „Geiste“ erfüllten Herzen? Wäre dem nicht so, hätte der Apostel sagen müssen: Welcher den Geist durchforscht. Aber damit du erkennest, daß von einem Menschen die Rede ist, der den Geist besitzt und die Gabe des Gebetes hat, fahrt er fort: S. b294 „Der, welcher die Herzen durchforscht, weiß, was das Verlangen des Geistes ist“,
— d. h. des Menschen, der im Besitz des Geistes ist, —
„daß er Gott gemäß für die Heiligen fürbittet.“
— Das ist nicht so gemeint, als ob ein solcher Mensch Gott, der nichts davon weiß, in Kenntnis setzte, sondern das geschieht, damit wir um das beten lernen, was uns nottut, und das von Gott erflehen, was ihm genehm ist. Das bedeutet das „Gott gemäß“. Und so geschah dies sowohl zum Troste derer, die sich Gott näherten, als auch zu ihrer ganz trefflichen Belehrung. Denn der Paraklet war es, der sowohl die Gnadengaben spendete als auch unzähliges Gute mitteilte. „Denn alles das“, heißt es, „bewirkt ein und derselbe Geist“ 2. Auch unserer Belehrung wegen geschieht dies und um die Liebe des Hl. Geistes hervortreten zu lassen, daß er soweit uns zur Seite steht. Davon kommt es auch, daß der Beter Erhörung findet, weil das Gebet „Gott gemäß“ war. Siehst du, wie der Apostel seine Zuhörer belehrt über die Liebe Gottes zu ihnen und die Ehre, die er ihnen antut?