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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In epistula ad Romanos commentarius Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Römer (BKV)
EINUNDDREISSIGSTE HOMILIE: Kap. XV, V. 25—33 und Kap. XVI, V. 1—5.

4.

Betrachte die Bemühung dieses Ehepaares um die Verkündigung des Evangeliums, seine Märtyrerkrone, seine Freigebigkeit in Geldsachen, seine Liebe zu Paulus, seine Hingabe für Christus! Vergleiche damit dein Tun und Treiben: deine Geldgier, deinen Zank um feile Weiber, dein Streiten um Kleinigkeiten; und dann wirst du sehen, wer jene waren, und wer du bist. Oder besser, vergleiche dich nicht nur mit jener Frau, sondern ahme sie nach! Leg’ ab die Bündel unnützen Zeugs — denn das ist die Kleiderpracht —, leg’ an den himmlischen Schmuck und lerne, wodurch Priscilla und die Ihrigen zu solcher Heiligkeit gelangt sind! Wodurch sind sie dazu gelangt? Zwei Jahre beherbergten sie den Paulus. Was mochten zwei solche Jahre nicht für eine Wirkung auf ihre Seele gehabt haben! — Ja, aber was soll aus mir werden, fragst du, da ich keinen Paulus habe? — Wenn du willst, so kannst du ihn noch vollkommener haben als jene. Auch sie hat nicht der Anblick des Paulus zu dem gemacht, was sie waren, sondern seine Worte. Nun kannst aber du, wenn du willst, den Paulus und den Petrus und den Johannes und den ganzen Reigen der Propheten samt den Aposteln beständig in deiner Gesellschaft haben. Nimm nur die Bücher dieser heiligen Männer zur Hand und vertief dich häufig in ihre Schriften, und sie werden aus dir etwas Ähnliches machen wie aus jener Zeltmachersfrau. Doch was sag’ ich, den Paulus? Wenn du willst, kannst du ja sogar den Herrn des Paulus um dich haben; denn durch den Mund des Paulus spricht auch er mit dir.

Auch auf eine andere Weise kannst du Christus bei dir aufnehmen, wenn du nämlich die Heiligen aufnimmst, wenn du denen zu Diensten bist, die an ihn glauben. Wenn sie auch längst wieder fort sind, wirst du noch viele fromme Erinnerungen an sie haben. Denn der Tisch, an welchem der Heilige gespeist, der Stuhl, S. d270 auf dem er gesessen, das Ruhebett, auf dem er gelegen, pflegt den Gastgeber noch fromm anzuregen, wenn der Gast auch fortgegangen ist. Welch fromme Anregungen, meinst du wohl, mag jene Sunamiterin nicht empfangen haben, wenn sie das obere Gemach betrat, worin Elisäus geweilt hatte, wenn sie den Tisch sah und das Ruhebett, auf welchem jener Heilige gelegen war? Welch fromme Empfindungen mag sie nicht daraus geschöpft haben! Denn wenn dem nicht so gewesen wäre, so hätte sie nicht ihren toten Knaben darauf gelegt, wenn sie nicht selbst den Segen verspürt hätte, der von diesen Gegenständen ausging. Denn wenn wir uns gehoben fühlen, sobald wir nach so langer Zeit einen Ort betreten, wo Paulus geweilt, wo er in Ketten gelegen, wo er gesessen ist und gelehrt hat, und wenn uns die Örtlichkeiten das Andenken an ihn selbst ins Gedächtnis zurückrufen: welch fromme Anregungen mögen jene Gastgeber damals empfunden haben, als die Erinnerung an diese Dinge noch frisch war?

Da wir dies wissen, so laßt uns die Heiligen aufnehmen, damit unser Haus in hellem Glanz erstrahle, damit es frei werde von Dornen, damit die Hütte zum Hafen werde! Laßt uns sie aufnehmen und ihnen die Füße waschen! Du bist gewiß nicht besser als Sara, auch nicht vornehmer und nicht vermögender, selbst wenn du eine Königin wärest. Hatte sie doch dreihundertachtzehn Sklaven zu einer Zeit, wo es schon für ein Zeichen von Reichtum galt, nur zwei Dienstleute zu haben! Doch was rede ich von ihren dreihundertachtzehn Sklaven? Den ganzen Erdkreis besaß sie gewissermaßen in ihrer Nachkommenschaft und in den Verheißungen, die ihr zuteil geworden waren. Den Freund Gottes hatte sie zum Mann, Gott selbst zum Beschützer, sie war mehr als jede Königin. Aber obgleich sie in solchem Glanze und solcher Ehre lebte, wirkte sie doch eigenhändig den Kuchenteig aus, leistete den Gästen alle andern Dienste und stand als Bedienerin an ihrer Seite, als sie speisten. Du bist nicht vornehmer als Abraham; und doch leistete dieser die Handreichungen eines Dieners, und das nach seinen glänzenden Siegen, nach seiner Ehrung durch den König von Ägypten, nach der Ver- S. d271 treibung der persischen Könige, nach der Errichtung eines herrlichen Siegesdenkmals. Schau nicht darauf, daß die Heiligen, die bei dir einkehren, dem Äußeren nach armselig und unscheinbar sind — sie sind ja allerdings oft in Lumpen gehüllte Bettler —, sondern denk an jenes Heilandswort: „Was ihr dem Geringsten von diesen tuet, das habt ihr mir getan“ 1, und: „Verachtet nicht einen von diesen Kleinen; denn ihre Engel schauen beständig das Angesicht meines Vaters, der im Himmel ist!“ 2 Nimm sie mit Bereitwilligkeit auf! Sie bringen dir mit dem Friedensgruß tausendfältigen Segen ins Haus. Und neben der Sara betrachte Rebekka, wie sie Wasser schöpfte, (die Kamele) tränkte, den Fremden ins Haus einlud und jede Anwandlung von Stolz unterdrückte.

Alle die Genannten ernteten reichen Lohn für ihre Gastfreundschaft. Du aber kannst noch reicheren ernten, wenn du willst. Denn nicht bloß ein Knäblein wird dir Gott als Frucht derselben schenken, sondern den Himmel und seine Seligkeit, die Befreiung von der Hölle und die Verzeihung deiner Sünden. Ja, groß, gar groß ist die Frucht der Gastfreundschaft. Eine solche war es, daß Jothor, noch dazu ein Heide, einen Schwiegersohn bekam, der mit solcher Macht über das Meer gebot. Seine Töchter machten da fürwahr einen guten Fang.

Das bedenke (christliche Frau), betrachte den starken Sinn und die wahre Weisheit jener Frauen, tritt mit Füßen den Stolz des gegenwärtigen Lebens, verschmähe Kleiderpracht, Goldgeschmeide und Salbenduft! Gib den Abschied eitlem Getändel, lüsternem Gebaren und geziertem Gang! Richte deine ganze Sorgfalt auf deine Seele und entzünde in deinem Herzen Liebessehnsucht nach dem Himmel! Hat dich dann diese Liebe einmal gepackt, dann werden dir die Augen aufgehen über den Kot und Schmutz (der sinnlichen Liebe), und du wirst verlachen, was du früher bewundert hast; denn es ist nicht möglich, daß ein Weib, welches den geistigen S. d272 Schmuck guter Werke trägt, sich noch nach solchen Lächerlichkeiten sehne. Weise also das alles von dir, was Weltdamen, was Tänzerinnen und Flötenspielerinnen so sehnsüchtig begehren! Dein Gewand sei christliche Weisheit, Gastfreundlichkeit, Unterstützung der Heiligen, Zerknirschung des Herzens, beständiges Gebet! Das ist besser als goldgestickte Gewänder, kostbarer als Perlenschnüre. Solcher Schmuck gibt dir Ansehen vor den Menschen und trägt dir reichen Lohn ein bei Gott. Dieser Schmuck gehört in die Kirchen, jener in die Theater; dieser ist würdig des Himmels, jener paßt für Pferde und Maultiere; jener kann auch Leichen angelegt werden, dieser kann nur an einer tugendhaften Seele erstrahlen, in der Christus wohnt. Diesen Schmuck also wollen wir zu besitzen trachten, damit wir hier auf Erden überall gefeiert werden und Christus gefallen, durch den und mit dem Ehre sei dem Vater zugleich mit dem Hl. Geiste bis in alle Ewigkeit. Amen. S. d273


  1. Matth. 25, 40. ↩

  2. Ebd. 18, 10. ↩

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