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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In epistulam i ad Corinthios argumentum et homiliae 1-44 Homilien über den ersten Brief an die Korinther (BKV)
Zweiundvierzigste Homilie.

II.

51. Sehet, ein Geheimniß sage ich euch.

Er will etwas Ehrfurchtgebietendes und Geheimnißvolles sagen, was nicht Allen zu wissen gegönnt ist; und damit erweist er ihnen eine große Ehre, indem er ihnen ein Geheimniß mittheilt. Und welches ist dieses Geheimniß? „Alle (zwar) werden wir nicht entschlafen, S. 746 Alle aber verwandelt werden.“1 Er will damit sagen: Wir werden zwar nicht Alle sterben, aber wir werden Alle verwandelt werden, auch die nicht sterben, denn auch Diese sind sterblich. Fürchte also nicht, als würdest du darum, daß du stirbst, nicht auferstehen. Denn es gibt wirklich Einige, die dem Tode entgehen werden; aber Dieses reicht noch nicht hin zur künftigen Auferstehung, sondern auch diese Körper, die dem Tode nicht unterliegen, müssen umgewandelt werden und so zur Unverweslichkeit gelangen.

32. Im Nu, im Augenblicke, bei der letzten Posaune.

Nachdem er Vieles über die Auferstehung gesprochen, zeigt er hier am rechten Orte die ausserordentlichen Umstände derselben. Denn nicht allein Das ist wunderbar, daß die Körper erst verfaulen und dann wieder erstehen; noch auch, daß sie vortrefflicher auferstehen als jene verwesten; noch auch, daß sie eine weit bessere Beschaffenheit haben; noch auch, daß Jeder wieder den seinigen und Keiner einen fremden erlangt: sondern daß ein so großes und ausserordentliches Werk, das alle unsere Begriffe weit übersteigt, im „Nu,“ d. h. in unberechenbar kurzer Zeit vor sich geht. Um Dieses noch bestimmter auszudrücken, sagt er: „in einem Augenblicke,“ d. h. in wie viel Zeit sich ein Augenlied schließt. Weil er nun Großes und Erstaunliches gesagt, daß nämlich so viele und so ausserordentliche Dinge plötzlich geschehen, fährt er zum Beweise und zur Beglaubigung fort: „Denn erschallen wird die Posaune, und die Todten werden auferstehen unverweslich, und wir werden umgewandelt werden.“ Das „Wir“ sagt er nicht von sich S. 747 selbst, sondern von Denjenigen, die dort (am Gerichttage) noch am Leben sein werden.

53. Denn dieses Verwesliche muß das Unverwesliche anziehen.

Damit du bei den Worten: „Fleisch und Blut werden das Reich Gottes nicht erben,“ nicht etwa an der Auferstehung der Leiber zweifeln könnest, so sagt er: „Dieses Verwesliche muß die Unverweslichkeit anziehen, und dieses Sterbliche die Unsterblichkeit anziehen.“ Das Verwesliche aber ist der Leib, das Sterbliche der Leib. Der Leib selber also besteht fort; denn er ist es, der anzieht; nur die Sterblichkeit und Verweslichkeit hört auf, indem er nun die Unsterblichkeit und Unverweslichkeit an sich trägt. Zweifle also nicht mehr, wie er ohne Ende fortleben könne, da du hörst, daß er unverweslich wird.

54. Wann aber dieses Verwesliche die Unverweslichkeit angezogen, und dieses Sterbliche die Unsterblichkeit angezogen hat, dann wird verwirklicht werden das Wort, welches geschrieben ist: Verschlungen ist der Tod im Siege.

Weil er große und geheimnißvolle Dinge gesagt, so bekräftigt er das Gesagte durch die Worte des Propheten: „Verschlungen ist,“ heißt es, „der Tod im Siege,“ d. h. er hört ganz auf, es bleibt keine Spur von ihm übrig, es bleibt ihm keine Hoffnung der Rückkehr, da das Unverwesliche das Verwesliche verschlungen hat.

55. Wo ist, Tod, dein Stachel? Wo ist, Hölle, dein Sieg?

Siehst du da die edle Seele? Wie Einer, der Sieges- S. 748 opfer feiert, sieht er, von Gott begeistert, daß Zukünftige schon vor seinen Augen erfüllt, spottet des überwundenen Todes, stimmt den Siegesgesang an über den hingestreckten Feind und ruft laut: „Wo ist, Tod, dein Stachel? Wo ist, Hölle, dein Sieg?“ Dahin, verloren, vernichtet auf immer! Umsonst ist Alles, was du gethan hast. Er stellt den Tod nicht bloß als entwaffnet und besiegt, sondern als gänzlich zerstört und vernichtet dar.

56. Der Stachel des Todes aber ist die Sünde, die Stärke der Sünde aber das Gesetz.

Siehst du, wie er vom leiblichen Tode redet? Also spricht er auch von der Auferstehung des Leibes; denn wofern dieser nicht aufersteht, wie wäre dann der Tod verschlungen? Und nicht Das allein, sondern wie wäre denn das Gesetz die Stärke der Sünde? Daß die Sünde der Stachel des Todes und schlimmer als der Tod ist, und in dieser seine Stärke besteht, ist offenbar. Wie ist aber der Sünde Stärke das Gesetz? Weil sie ohne dasselbe schwach war, zwar begangen wurde, aber nicht so bestraft werden konnte; wohl geschah das Böse, konnte aber nicht so klar erwiesen werden. Das Gesetz trug also nicht wenig dazu bei, daß die Sünde besser erkannt und die Strafe geschärft wurde. Wenn es aber durch das Verbot die Strafwürdigkeit vermehrte, so lag die Schuld nicht an dem Arzte, sondern am Mißbrauch des Heilmittels. Auch die Ankunft Christi war den Juden sehr lästig; aber darum werden wir dieselbe nicht tadeln, sondern vielmehr Jene beschuldigen, die Das zu ihrem Verderben mißbrauchten, was zu ihrem Heile bestimmt war. Um einzusehen, daß das Gesetz nicht eigentlich die Sünde verstärkt hat, erwäge, daß Christus dasselbe ganz erfüllt hat und ohne Sünde war. Du aber betrachte mir, wie der Apostel auch hieraus wieder die Auferstehung bestätigt. Wenn nämlich die Sünde die Ursache des Todes war, und wenn Christus durch seine Ankunft S. 749 die Sünde getilgt und durch die Taufe uns von derselben befreit hat, und wenn er mit der Sünde zugleich das Gesetz, in dessen Übertretung die Sünde besteht, aufgehoben hat: was zweifelst du denn noch an der Auferstehung? Wie mag denn der Tod fernerhin seine Herrschaft behaupten? Etwa durch das Gesetz? Aber dieses ist ja aufgehoben. Etwa durch die Sünde? Aber diese ist ja getilgt.


  1. Vgl. zu dieser Stelle Reischl (I. Kor. 15, 51) S. 760 und Meßmer a. a. O. S. 302 ff. ↩

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Homilien über den ersten Brief an die Korinther (BKV)

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