• Start
  • Werke
  • Einführung Anleitung Mitarbeit Sponsoren / Mitarbeiter Copyrights Kontakt Impressum
Bibliothek der Kirchenväter
Suche
DE EN FR
Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In epistulam ad hebraeos argumentum et homiliae 1-34 Homilien über den Brief an die Hebräer (BKV)
Dreissigste Homilie.

III.

Aber ich besitze, sagt man, die Rednergabe nicht. Da ist keine Rednergabe, keine Beredsamkeit nöthig. Siehst du einen Freund, welcher der Hurerei sich ergibt, so sage ihm: Was du treibst, ist eine schlimme Sache; schämst du dich nicht? mußt du nicht erröthen? Sünde ist Solches. Aber weiß er etwa nicht selbst, daß er Böses thut? Freilich weiß er es, aber er läßt sich von der bösen Lust S. 452 hinreissen. Auch die Kranken wissen, daß ihnen kaltes Getränk schadet; aber dennoch müssen Solche da sein, die sie davon abhalten; denn wer aufgeregt ist, ist nicht im Stande, in der Krankheit sich selbst zu beherrschen. Jener bedarf also zu seiner Genesung deiner, der du gesund bist, und wenn er vielleicht auf deine Worte nicht hört, so beobachte ihn, wann er fortgehen will, und halte ihn zurück, - vielleicht läßt er sich schamerfüllt zurückhalten. Aber was nützt Das, sagt man, wenn er meinetwegen und weil er von mir zurückgehalten wird, so handelt? Laß’ die spitzfindigen Reden, halte du ihn einstweilen nur auf jede mögliche Weise von der bösen That ab; er werde daran gewöhnt, jenes Bad nicht zu besuchen, und mag er nun durch dich oder wodurch immer verhindert werden, - er wird daraus Nutzen ziehen. Denn hast du ihn daran gewöhnt, nicht hinzugehen, dann kannst du ihn, nachdem er sich ein wenig erholt hat, nehmen und ihn belehren, daß er Solches wegen Gott und nicht eines Menschen wegen unterlassen müsse. Du darfst aber das ganze Werk nicht auf Einmal in Ordnung bringen wollen, sondern gemach und allmälig. - Und wenn du siehst, daß er sich dem Trunke ergibt, und Saufgelagen nachgeht, so verfahre auch dort auf gleiche Weise und bitte ihn wiederum, er möge, wenn er an dir irgend einen Fehlen bemerkt, auch dir helfen und dich bessern. Denn so wird er auch sich selbst zurechtweisen, wenn er sieht, daß auch du einer Mahnung bedarfst, und nicht den Vollkommenen, noch den Lehrer spielst, sondern als Freund und Bruder hilfst. Sprich zu ihm: Ich war dir zum Vortheil, indem ich dich mahnte an Das, was dir frommt; nimmst du nun an mir eine Untugend wahr, so sträube dich dagegen und sei mir zur Besserung behilflich. Siehst du, daß er zornig, daß er habsüchtig ist, so halte ihn durch das Band der belehrenden Verwarnung zurück. Das ist Freundschaft. Wird so dem Bruder vom Bruder geholfen, dann ist er wie eine feste Stadt.1 Denn Essen und Trinken macht die S. 453 Freundschaft nicht aus, denn eine solche haben auch Räuber und Mörder; sondern wenn wir Freunde sein, wenn wir in Wahrheit einander nützlich sein wollen, so sollen wir uns hiezu vereinigen; denn Das führt uns zu einer heilbringenden Freundschaft, Das bewahrt uns vor dem Höllenuntergange. Also weder Derjenige, welcher zurechtgewiesen wird, lasse sich aufbringen, - denn wir sind ja Menschen und haben unsere Fehler, - noch erlaube sich Derjenige, welcher einen Verweis gibt, einen spöttischen und verletzenden Ton, und thue es nicht öffentlich, sondern unter vier Augen mit schonender Milde; denn Derjenige, welcher zurechtweist, muß mit großer Freundlichkeit vorgehen, um so der schneidenden Rede gute Aufnahme zu bereiten. Sehet ihr nicht, mit welch’ freundlichem Benehmen die Ärzte, wenn sie brennen oder schneiden, ihre Kur vornehmen? Noch viel mehr müssen die Zurechtweisenden also handeln; denn die Zurechtweisung schmerzt empfindlicher als Feuer und Eisen und bewirkt Aufregung. Darum bieten auch die Ärzte alle Sorgfalt auf, um mit zarter Behutsamkeit und Schonung zu schneiden, und lassen mitunter davon etwas ab, um dem Behandelten eine Weile Erholung zu gönnen. Auf solche Weise sollen auch die Ermahnungen geschehen, damit die Betroffenen nicht gereizt zurückweichen. Wenn wir also auch geschmäht und empfindlich getroffen werden müssen, so wollen wir uns dagegen nicht sträuben. Denn auch Jene, an welchen geschnitten wird, schelten gar arg gegen Diejenigen, welche das Messer ansetzen; aber Diese achten nicht darauf, sondern haben nur die Genesung der Kranken im Auge. So soll auch hier Alles geschehen, damit die Zurechtweisung mit Nutzen geschehe, und man soll Alles ertragen im Hinblick auf den Lohn, der vor Augen schwebt: „Einer,“ heißt es, „trage des Andern Last, und so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“2 So S. 454 also können wir bei Zurechtweisungen in gegenseitiger Ertragung derselben die Erbauung (des Leibes) Christi erfüllen. Uns werdet ihr auf diese Weise die Arbeit leicht machen, indem ihr uns in Allem beistehet und die Hand bietet, und Theilhaber und Genossen sowohl des gegenseitigen als des eigenen Heiles werdet. Harren wir also aus, und Einer trage des Andern Last und Mahnung, damit wir die verheissenen Güter erlangen in Christo Jesu unserm Herrn u. s. w. S. 455


  1. Spr 18,19 ↩

  2. Gal 6,2 ↩

pattern
  Drucken   Fehler melden
  • Text anzeigen
  • Bibliographische Angabe
  • Scans dieser Version
Download
  • docxDOCX (346.53 kB)
  • epubEPUB (314.69 kB)
  • pdfPDF (1.24 MB)
  • rtfRTF (1.00 MB)
Übersetzungen dieses Werks
Commentaire de Saint Jean Chrysostome sur l'épître de Saint Paul aux Hébreux vergleichen
Homilien über den Brief an die Hebräer (BKV)
Kommentare zu diesem Werk
Einleitung: Homilien über den Brief an die Hebräer

Inhaltsangabe

Theologische Fakultät, Patristik und Geschichte der alten Kirche
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Impressum
Datenschutzerklärung