24. Stephanus.
Stephanus, ein Libyer, hatte gegen sechzig Jahre seinen Wohnsitz in der Gegend zwischen dem Mareotissee und der Marmarika.1 Sein Leben war überaus streng und er hatte die Gabe der Unterscheidung in solchem Grade, daß jeder Trauernde, mit welchem Leid belastet er auch kam, getröstet fortging. Er war auch mit dem seligen Antonius bekannt und lebte bis auf unsere Tage. Selber traf ich ob der weiten Entfernung nie zusammen mit ihm, aber die Genossen des Ammonius und Euagrius hatten ihn besucht und erzählten mir:
Da wir hinkamen, war er mit einer schrecklichen Krankheit behaftet; er hatte nämlich an den Schamteilen ein Geschwür, das man Krebs zu nennen pflegt. Eben machte sich ein Arzt an seinem Leibe zu schaffen; er aber unterhielt sich mit uns und flocht Palmzweige, gleichsam als ob ein Fremder, nicht er selbst, mit dem Messer behandelt würde. Die Glieder wurden ihm wie Haare weggeschnitten; doch empfand er durch Gottes gnadenvolle Fügung keinen Schmerz. Weil wir tiefbetrübt waren, daß er trotz seines Wandels soviel leiden müsse, sprach er: "Kinder, nehmt kein Ärgernis! Gott tut ja nichts in böser Absicht, sondern alles nur in guter. Es könnte sein, daß diese Glieder Züchtigung verdienten. Nun ist es besser, sie büßen jetzt als am Ende der Laufbahn."2 So trostvoll und erbaulich war seine Rede.
S. 374 Das hab' ich berichtet, damit sich niemand wundere, wenn er heilige Männer von solchem Leid betroffen sieht.