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Werke Palladius von Helenopolis (363-431) Historia Lausiaca Leben der Väter (BKV)

40. Ephräm.

Über Ephräm,1 den Diakon aus Edessa, hörtest Du von allen Seiten erzählen; denn er war ein heiliger und denkwürdiger Mann, der würdevoll den Weg des Geistes ging, niemals abwich von der rechten Bahn und die Gabe der Unterscheidung besaß, die Vorstufe der Gotteserkenntnis und der Glückseligkeit am Ende. Beständig oblag er in aller Stille dem asketischen Leben, erbaute viele Jahre die Besucher und verließ dann aus folgendem Anlaß seine Zelle:

Als eine furchtbare Hungersnot die Stadt Edessa heimsuchte und die ganze Gegend verheerte, trat Ephräm, von Mitleid bewogen, aus der Einsamkeit hervor, ging zu den Reichen und sagte: "Warum erbarmt ihr euch nicht der Leute, die zugrunde gehen, sondern lasset lieber eueren Reichtum vermodern, eueren Seelen zur Verdammnis?" Sie sahen ihn verwundert an und sagten: "Wir haben ja niemand, dem wir ihn anvertrauen könnten, auf daß er ihn den Armen austeile. Denn alle wollen ihr Geschäft dabei machen." Er sagte: "Was meint ihr nun, wenn ich selbst es unternähme?" Ephräm stand nämlich überall in großem Ansehen und zwar mit vollstem Rechte. Sie sprachen: "Wir wissen, S. 405 du bist ein Mann Gottes." Er gab zur Antwort: "Also vertraut es mir an! Ich selbst ernenne mich euretwegen zum Herbergvater." Und er nahm das Geld in Empfang, zog Scheidewände durch geräumige Hallen, stellte gegen dreihundert Betten hinein, pflegte die Leute, die vor Hunger krank geworden waren, begrub die Toten und ließ denen, die Aussicht auf Genesung hatten, alle Sorgfalt angedeihen, mit einem Wort: er bot der ganzen Bevölkerung Obdach und Hilfe mittels dessen, was man ihm zur Verfügung stellte. So verging ein Jahr; inzwischen hob sich der gesundheitliche Zustand und die Leute kehrten in ihre Häuser zurück. Da ging auch Ephräm in seine Zelle und starb schon nach Verlauf eines Monats, nachdem Gott ihm auf besagte Weise die Möglichkeit geboten hatte, seinem Leben noch am Ende gleichsam die Krone aufzusetzen. Er hat Schriften hinterlassen, wovon die meisten wert sind, mit Eifer gelesen zu werden.


  1. Ephräm, genannt der Syrer, die "Zither des hl. Geistes", hochberühmt vor allem durch seine Dichtungen, scheint meist als Einsiedler auf einem Berge bei Edasse gelebt zu haben. Es wird auch behauptet, er sei nach Ägypten gekommen, um die Mönche zu besuchen. Er starb 373 (?). ↩

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