43. Adolius.
Ich lernte zu Jerusalem auch Adolius von Tarsus kennen, der nicht den gewöhnlichen Weg erwählte, den wir alle gingen, sondern eine ganz eigenartige Lebensweise führte. Er kasteite sich übermenschlich hart, so daß die Teufel sogar sich darob entsetzten und sich an ihn nicht wagten. Vor Fasten und Wachen glich er einem Gespenst. Während der vierzigtägigen Zeit aß er jedesmal erst, nachdem fünf Tage vorüber waren, und sonst nur an jedem zweiten Tag. Was jedoch am meisten staunenswert an ihm war, ist folgendes:
Vom Abende bis zu dem Zeitpunkte, wo die Brüder neuerdings in die Kirche kamen, blieb er jedesmal auf dem Ölberg, am Hügel der Himmelfahrt, wo Jesus emporgenommen wurde, stehen und oblag fortwährend dem Gebet und Psalmengesang. So blieb er unbeweglich im Regen, Reif und Schnee. Dann schlug er mit dem Hammer, dessen man sich zum Wecken bedient, an alle Türen und rief so die Mönche zum Gebet in die Kirchen, nahm in jeder an einem oder zwei Wechselgesängen und am Gebete teil und ging vor Tagesanbruch in seine Zelle. Nicht selten durchnäßte das Unwetter ihn so, daß die Brüder ihm die Kleider ausziehen oder buchstäblich herabwinden und ihm andere geben mußten. Er ruhte sodann bis zur Stunde des feierlichen Psalmgesanges und hielt wieder aus bis zum Abend. So tugendhaft lebte der Tarser Adolius, der zu Jerusalem starb und begraben liegt.