48. Elpidius.
Als die Amoriter in alter Zeit die Flucht ergriffen vor Josua,1 dem Sohne Naves, der die fremden Stämme vertilgte, machten sie Höhlen am Berge Duka2 bei Jericho; hier war der Kappadokier Elpidius, der später in den Priesterstand erhoben wurde. Er war Mönch im Kloster des kappadokischen Chorbischofs Timotheus, eines trefflichen Mannes, kam sodann und wohnte in einer von diesen Höhlen. Er übte sich in strengster Abtötung, hielt es aber allen geheim. Fünfundzwanzig Jahre nämlich aß er nur am Tage des Herrn und am Sabbat und verbrachte die Nächte stehend unter Psalmengebet. Wie ein Bienenschwarm sich um seine Königin schart, sammelten sich zahlreiche Brüder um ihn und siedelten sich an auf dem Berg. Auch ich wohnte bei ihm. Man hatte hier Gelegenheit, verschiedene Formen asketischer Lebensart zu betrachten.
Den genannten Elpidius stach einmal nachts, da er mit uns dem Psalmengebet oblag, ein Skorpion; er trat mit dem Fuße fest darauf, ohne sich irgendwie etwas anmerken zu lassen; so gleichgültig war ihm der Schmerz. Als einst ein Bruder einen Rebzweig brachte, S. 418 nahm ihn Elpidius, der eben auf einem Vorsprunge des Berges saß, und pflanzte ihn in den Boden, obgleich die passende Zeit nicht war; dennoch wuchs er mächtig und ward ein so gewaltiger Weinstock, daß er die ganze Kirche umrankte.
Zugleich mit Elpidius gelangten zur Vollendung Ainesius, ein preiswürdiger Mann, und dessen Bruder Eustathius. So sehr wurde sein Leib vor Kasteiung abgezehrt, daß ihm die Sonne durch die Knochen schien. Von seinen getreuen Schülern wird erzählt, er habe niemals nach Westen geschaut, obgleich der Berg nur noch in Höhe seiner Zellentüre den Ausblick wehrte. Desgleichen sah er niemals die Sonne nach der sechsten Stunde, wo sie den Zenith überschritten hatte und sich dem Untergange zuwandte; ebenso fünfundzwanzig Jahre die Sterne nicht, die im Westen aufgingen. Seit er seine Höhle betrat, ging er nicht heraus, bis er begraben wurde.