23. Die Weihe des Mönches Moses
S. 248 In jener Zeit plünderten die Stämme der Ismaeliten die benachbarten Gebiete des römischen Reiches. Ihre Fürstin war Mavia, welche nicht auf ihr Geschlecht sah, sondern eine männliche Gesinnung an den Tag legte. Nach vielen Kämpfen schloß sie Frieden, nahm sodann das Licht der Gotteserkenntnis an und bat, daß für ihr Volk ein Bischof aufgestellt werde in der Person eines gewissen Moses, der auf dem Grenzgebiete zwischen Ägypten und Palästina sich aufhielt. Valens nahm diese Bitte wohlwollend auf und befahl, den heiligen Mann nach Alexandrien zu geleiten, auf daß er dort die hohepriesterliche Weihe empfange. Diese Stadt war nämlich die nächstgelegene. Als dieser aber daselbst ankam und merkte, daß Lucius ihm die Hand auflegen wollte, sprach er: „Das sei ferne von mir, daß ich von deiner Hand mich weihen lasse; denn auf deine Anrufung hin wird die Gnade des Heiligen Geistes nicht herabkommen.” Da entgegnete ihm Lucius: „Woher vermutest du denn das, was du da sagst?” Jener aber erwiderte: „Das vermute ich nicht, das weiß ich bestimmt. Denn du kämpfst gegen die apostolischen Lehren und trägst entgegengesetzte Meinungen vor, und mit den gotteslästerlichen Reden gehen Hand in Hand die ungerechten Werke. Denn wo wäre ein Gottloser, der nicht durch dich veranlaßt worden wäre, die kirchlichen Versammlungen zu höhnen? Wo ein lobenswürdiger Mann, der nicht durch dich in die Verbannung geschickt worden wäre? Wo eine barbarische Roheit, die nicht von deinen täglichen Freveltaten in Schatten gestellt würde?” Solches sprach er mit kühnem Freimut, jener aber hörte es mit mordgieriger Wut. Allein obschon ihn Mordlust beherrschte, fürchtete er doch, den eben beendigten Krieg von neuem zu entflammen. So befahl er denn, ihn zu anderen Bischöfen zu führen, zu denen, die er verlangte. Mit solch bewunderungswürdigem Glaubensmut empfing also dieser die hohepriesterliche Weihe. Darauf zog er zu denen hin, die nach ihm verlangt hatten, und führte sie durch apostolische Unterweisung und Wunderwerke zur Wahrheit.
S. 249 Solche Freveltaten wurden also in Alexandrien von Lucius verübt und von der göttlichen Vorsehung ihren Plänen gemäß zugelassen.