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Werke Dionysius Areopagita, ps. (520) De caelesti hierarchia

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Himmlische Hierarchie (BKV)

§ 3.

1) Die Reinigung, Erleuchtung und Vollendung im passiven Sinne besteht darin, daß die Glieder der Hierarchie von jeder Vermischung mit fremdartigen Elementen befreit, mit göttlichem Licht zur Kontemplation befähigt und der Kenntnis der geschauten Mysterien teilhaftig werden. 2) Die aktive Reinigung, Erleuchtung und Vollendung umfaßt die dreifache Wirksamkeit innerhalb der Hierarchie gemäß welcher die einen von der Überfülle der eigenen Reinheit den minder Reinen mitteilen, die andern den im eigenen Geiste überströmenden Lichtglanz auf die empfänglichen Geister der tiefern Ordnung ergießen, die dritten vermöge ihrer vollkommenem Erkenntnis auch andere in die Wissenschaft der geschauten Geheimnisse S. 22 einweihen. 3) So wird jede hierarchische Stufe ihrem Grade entsprechend zum Mitwirken mit Gott erhoben; sie wirkt aus Gnade, was der Gottheit von Natur zukommt und von ihr in der Hierarchie geoffenbart wird.

Es müssen nämlich, wie ich denke, diejenigen, welche gereinigt werden, zu einer ganz vollkommenen Lauterkeit geführt und von jeglicher fremdartigen Beimischung befreit werden. Diejenigen, welche erleuchtet werden, müssen mit dem göttlichen Lichte erfüllt und mit ganz heiligen Augen des Geistes zur beschaulichen Verfassung und Befähigung erhoben werden. Die endlich, welche vollendet werden, müssen aus dem Zustand der Unvollkommenheit enthoben und der vollendenden Wissenschaft der geschauten heiligen Geheimnisse teilhaftig gemacht werden. Andrerseits müssen diejenigen, welche Reinigung zu wirken vermögen, bei ihrer Überfülle der Reinheit andern von der eigenen Makellosigkeit mitteilen. Diejenigen, welche zu erleuchten vermögen, müssen als heller durchleuchtete Geister, die zur Aufnahme und Mitteilung des Lichtes ihrer Natur nach geeignet und mit heiligem Glanze ganz glückselig erfüllt sind, das ihr ganzes Wesen überströmende Licht auf die des Lichtes Würdigen überleiten. Diejenigen endlich, welche Vollendung erzeugen, müssen, weil mit der Wissenschaft der vollendenden Mitteilung ausgestattet, die Glieder, welche vollendet werden, durch die ganz heilige Einweisung in die Erkenntnis der geschauten heiligen Geheimnisse zur Vollkommenheit fördern. So wird also jede Stufe der hierarchischen Ordnung gemäß ihrem entsprechenden Range 1 zur Mitwirksamkeit mit Gott erhoben, indem sie S. 23 das, was der Urgottheit ihrem Wesen nach in einer unsere Natur überragenden Weise innewohnt und von ihr überwesentlich gewirkt und zum Zwecke möglichst getreuer Nachahmung der gottliebenden Geister in der Einrichtung der Hierarchie äußerlich kund getan wird, durch Gnade und gottverliehene Kraft vollendet.


  1. Das hier angedeutete strenge Grundgesetz der Dionysischen Spekulation, das unzähligemal wiederkehren wird, findet sein Analogon in neuplatonischen Schriften, insbesondere bei Proklus, der die in starrer Proportion zur jeweiligen Rangstufe sich abmindernde Vollkommenheit aufs schärfste betont, z. B. inst. theol. c. 36, in Tim. 42 D, in Pannen. 874 („Soweit es die Eigenart eines jeden Dinges gestattet, geniessen die teilnehmenden Dinge bis zu den letzten Gliedern hinab Anteil am Ganzen“). Circa Provid. 98: Etenim hoc Providentiae optimae opus, omnibus quidem Boni μετουσίαν (i. e. participationem) esse, mensurari autem suscipientium dignitate eius participationem et tantum unumquodque capere, quantum potest recipere. — Ueber die abweichenden Meinungen der mittelalterlichen Theologen betreffs der illuminati infirmorum angelorum per superiores vgl. Dionys. Carth. XV (I) p. 78f. Der gleiche Erklärer des Areopagiten macht schon die Bemerkung, dass diese Lehre mit den dicta philosophorum übereinstimme — „ex Elementatione Procli (Instit. theol) et libro de Causis (Auszug aus dem vorigen) facile est probare“. ↩

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Himmlische Hierarchie (Edith Stein)

§ 3.

Die zu Reinigenden sollen also völlig rein werden, von jeder Vermischung mit Unähnlichem frei. Die erleuchtet werden, sollen mit göttlichem Licht erfüllt werden, durch reine Geistesaugen zum Stand und der Tugend der Beschauung erhoben; die vervollkommnet werden, sollen von der Unvollkommenheit befreit werden und Anteil an der vollendenden Wissenschaft der Heiligen gewinnen. Die das Amt zu reinigen haben, sollen durch ihren Vorrang die andern zum Anteil an ihrer Reinheit führen. Die zum Erleuchten Berufenen, die schärferen Geistes sind, um das Licht zu erschauen und ausströmen zu lassen, sollen selbst davon erfüllt sein und überfließen und es nach allen Seiten denen zuleiten, die dessen würdig sind. Die zur Vollendung Berufenen, in der Kunst des Vollendens erfahren, sollen durch die heiligste Unterweisung in heiligen Dingen die dazu Berufenen zur Vollendung führen. Jeder Stand der Hierarchie wird so nach seinem Maß zur Mitarbeit mit Gott geführt und vollendet durch Gottes Gnade und Kraft, was der Gottheit von Natur aus und über die Natur innewohnt und von ihm auf überwesentliche Weise geschieht und offenbar wird zur möglichst weitgehenden Nachahmung Gottes durch die ihn liebenden Geister der Hierarchie.

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