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Werke Johannes von Damaskus (675-750) Expositio fidei Genaue Darlegung des orthodoxen Glaubens (BKV)
Viertes Buch

IX. KAPITEL. Von dem Glauben und der Taufe

Am Anfang „schwebte der Geist Gottes über den Wassern 1“. Und von Anfang an stellt die Schrift dem Wasser das Zeugnis aus, daß es ein Reinigungsmittel ist. S. 199 Durch Wasser tilgte Gott zu Noës Zeit die Sünde der Welt 2. Durch Wasser wird nach dem Gesetz jeder Unreine gereinigt, selbst die Kleider werden mit dem Wasser gewaschen 3. Elias zeigte, daß die Gnade des Geistes mit dem Wasser in Verbindung stehe: mit Wasser verbrannte er das Brandopfer 4. Und fast alles wird nach dem Gesetz mit Wasser gereinigt. Denn das Sichtbare ist Sinnbild des Geistes. Die Wiedergeburt geschieht an der Seele. Der Glaube kann uns, obwohl wir Geschöpfe sind, durch den Geist zu Söhnen (Kindern) machen und zur ursprünglichen Seligkeit führen.

Die Vergebung der Sünden wird allen in gleicher Weise durch die Taufe verliehen, die Gnade des Geistes aber „nach Maßgabe des Glaubens 5“ und der vorhergehenden Reinigung. Jetzt also empfangen wir durch die Taufe „die Erstlingsfrucht, den Hl. Geist 6“, und die Wiedergeburt ist für uns Anfang eines andern Lebens und Siegel und Schutzwehr und Erleuchtung.

Wir müssen aber mit aller Kraft uns selbst „in sicherem Gewahrsam“ rein von schmutzigen Werken „halten 7“, um nicht wie ein Hund wieder zum eigenen Gespei zurückzukehren 8 und uns abermals zu Sklaven der Sünde zu machen. Denn „Glaube ohne Werke ist tot 9“, gleichwie auch Werke ohne Glauben. Der wahre Glaube bewährt sich durch die Werke.

Wir werden auf die heilige Dreieinigkeit getauft. Denn das, was getauft wird, bedarf zu seinem dauernden Bestand der heiligen Dreieinigkeit, und es ist unmöglich, daß die drei Personen nicht beisammen sind. Ungetrennt ist ja die heilige Dreiheit.

Die erste Taufe war die der Sintflut zur Tilgung der Sünde 10. Die zweite war die [Taufe] durch das Meer und die Wolke 11. Die Wolke war nämlich das Sinnbild des Geistes, das Meer das des Wassers. Die dritte war die gesetzliche. Denn jeder Unreine wusch sich mit Wasser und wusch seine Kleider, und so trat er in das S. 200 Lager ein 12. Die vierte war die des Johannes. Sie war eine einführende, sie führte die, die sich taufen ließen, zur Buße 13, auf daß sie an Christus glaubten. „Ich“, sagt er, „taufe euch mit Wasser. Der nach mir kommt“, sagt er, . . . „der wird euch mit Hl. Geist und Feuer taufen 14.“ Johannes reinigt also durch Wasser voraus zum Empfang des Geistes. Die fünfte war die Taufe des Herrn, mit der er sich selbst taufen ließ. Er läßt sich taufen, nicht als bedürfte er selbst einer Reinigung, sondern weil er meine Reinigung sich zueignet, um die Köpfe der Drachen im Wasser zu zermalmen 15, um die Sünde abzuwaschen und den ganzen alten Adam im Wasser zu begraben, um den Täufer zu heiligen, um das Gesetz zu erfüllen 16, um das Geheimnis der Dreieinigkeit zu offenbaren, um uns ein Vorbild und Beispiel zu werden, daß wir uns taufen lassen. Auch wir werden mit der vollkommenen Taufe des Herrn getauft, mit der durch Wasser sowohl als [mit der] durch Geist. Mit Feuer aber, heißt es, taufe Christus, weil er in Gestalt feuriger Zungen die Gnade des Geistes über die heiligen Apostel ausgoß, wie der Herr selbst sagt: „Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber werdet nach wenigen Tagen mit heiligem Geist und Feuer getauft werden 17“, oder wegen der Straftaufe des künftigen Feuers. Die sechste ist die durch Buße und Tränen, in der Tat eine mühselige. Die siebente ist die durch Blut und Martyrium, mit der auch Christus selbst sich für uns taufen ließ. Sie ist ja sehr erhaben und selig, da sie durch keine zweite Befleckung mehr besudelt wird 18. Die achte, die letzte 19, ist nicht heilbringend. Sie hebt zwar die Bosheit auf, denn nicht mehr waltet da Bosheit und Sünde, aber sie straft ohne Ende.

S. 201 In körperlicher Gestalt wie eine Taube kam der Hl. Geist [auf Christus] herab 20, er zeigte die Erstlingsfrucht unserer Taufe an und ehrte den Leib. Denn auch dieser, nämlich der Leib, war durch die Vergottung Gott, und außerdem pflegte ehedem eine Taube das Aufhören der Flut zu verkünden 21. Auf die heiligen Apostel aber kommt er in feuriger Gestalt herab 22. Denn er ist Gott, „Gott aber ist ein verzehrendes Feuer 23.“

Das Öl wird zur Taufe genommen, weil es unsere Salbung anzeigt, uns zu Christen (Gesalbten) macht und uns durch den Hl. Geist das Erbarmen Gottes verheißt. Es hat ja auch die Taube den aus der Flut Geretteten einen Ölzweig gebracht 24.

Johannes ward durch Auflegung seiner Hand aufs göttliche Haupt des Herrn und durch sein eigenes Blut 25 getauft.

Man darf die Taufe nicht verschieben, wenn durch Werke der Glaube der Hinzutretenden bezeugt ist. Wer hinterlistig zur Taufe tritt, wird, weit entfernt, einen Nutzen davon zu haben, vielmehr verdammt werden.


  1. Gen. 1, 2. ↩

  2. Gen. 6, 17; 7, 10 ff. ↩

  3. Lev. 15, 10 ff. ↩

  4. 3 Kön. 18, 32 ff. [= 1 Kön. nach neuerer Zählart]. ↩

  5. Röm. 12, 6. ↩

  6. Ebd. [Röm.] 8, 23. ↩

  7. Apg. 16, 23. ↩

  8. 2 Petr. 2, 22. ↩

  9. Jak. 2, 26. ↩

  10. Gen. 7, 17 ff. ↩

  11. 1 Kor. 10, 2. ↩

  12. Lev. 15, 5 ff. ↩

  13. Luk. 3, 3. ↩

  14. Matth. 3, 11; Mark. 1, 7 ff. ↩

  15. Ps. 73, 13 [hebr. Ps. 74, 13]. ↩

  16. Vgl. Matth. 5, 17; Röm. 13, 8; Gal. 5, 14. ↩

  17. Apg. 1, 5. ↩

  18. Das kursiv Gedruckte wörtlich aus Greg. Naz., Or. 39, 17 Migne, P. gr. 36, 356 A. ↩

  19. D. i. die Taufe mit dem ewigen Feuer. ↩

  20. Luk. 3, 22; Matth. 3, 16; Mark 1, 10; Joh. 1, 32. ↩

  21. Gen. 8, 11. Das kursiv Gedruckte wörtlich aus Greg. Naz., Or. 39, 16 Migne, P. gr. 36, 353 B. ↩

  22. Apg. 2, 3. ↩

  23. Deut. 4, 24; Hebr. 12, 29. ↩

  24. Gen. 8, 11. Ob Johannes hier die Ölsalbung unmittelbar vor der Taufe meint oder die Chrismation nach der Taufe, die seit dem 4./5. Jahrhundert als eigener, von der Firmung getrennter Ritus erscheint, ist nicht klar. Freilich, wenn Dölgers (Der Exorzismus im altchristlichen Taufritual, Paderborn 1909, S. 137 ff.) Behauptung, die Ölsalbung vor dem Taufakt habe den Charakter eines Exorzismus gehabt, in vollem Umfang zu Recht besteht, dann kommt nur die Chrismation in Betracht. An die Firmsalbung ist wohl nicht zu denken, da Johannes ausdrücklich hervorhebt, daß das Öl zur Taufe genommen wird. ↩

  25. Matth. 14, 10; Mark. 6, 27. ↩

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