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Gegen Hermogenes. (BKV)
20. Cap. Weitere Beweise dafür, dass die hl. Schrift nicht lehrt, Gott habe aus einer vorhandenen Materie geschaffen. Sprichw. 8, 22 u. Joh. 1, 1 u. 3.
Aber damit ja das griechische Wort nichts anderes bedeuten könne als principium, Anfang, und principium ja keinen andern Sinn zulasse, als den von Anfang, so haben wir als diesen Anbeginn auch noch die kennen zu lernen, die da von sich sagt: „Gott schuf mich zu seinen Werken.” Wofern nämlich alles durch die Sophia Gottes geschaffen wurde, so hat Gott, indem er Himmel und Erde im Anfang schuf, sie in seiner Sophia erschaffen. Denn wenn principium die Materie bezeichnen sollte, so hätte die Schrift nicht gesagt: „Im Anfang schuf er”, sondern: Aus dem Anfang; er hätte nämlich nicht in der Materie schaffen können, sondern nur aus derselben. Hinsichtlich der Sophia aber konnte gesagt werden in principio. Denn in der Sophia schuf er zuerst, in ihr hatte er bereits denkend und planend geschaffen; sie war ja der „Anfang seiner Wege”,1 weil das Denken und den Plan machen die erste Thätigkeit der Sophia ist und sie mit dem Nachdenken den Weg zum Wirken eröffnet. Diesen Beleg aus der hl. Schrift nehme ich für mich auch darum in Anspruch, weil Gott, der Schöpfer, wenn er zeigt, was er geschaffen hat, damit doch noch nicht auch ein Zeugnis dafür ablegt, woraus er geschaffen hat. Denn da bei jeder Thätigkeit drei Grundbegriffe in Betracht kommen, der Wirkende, das Bewirkte und der Stoff, so ist bei jeder ordentlichen Beschreibung eines Werkes auch dreierlei anzugeben, die Person des Hervorbringenden, die Art des Hervorgebrachten und die Form des Stoffes. Wenn sich da, wo das Werk und der das Werk Wirkende bezeichnet sind, kein Stoff angegeben findet, so ist klar, dass es aus nichts hervorgebracht worden. S. 80 Denn wenn es aus einem Stoffe hervorgebracht wäre, so würde derselbe ebenfalls namhaft gemacht worden sein.
Endlich werde ich zur Ergänzung des alten Testaments das Evangelium herbeiziehen. In diesem hätte um so mehr erklärt werden müssen, dass Gott alles aus irgend einer Materie gemacht habe, als daselbst auch geoffenbart wurde, durch wen er alles geschaffen hat. „Im Anfange war das Wort”, in dem Anfange nämlich, wo Gott Himmel und Erde schuf. „Und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. Alles ist durch dasselbe gemacht und nichts ist ohne dasselbe gemacht worden.”2 Da hier also einerseits gezeigt wird, wer geschaffen hat, nämlich Gott, andererseits das Erschaffene, nämlich das All, endlich durch wen, d. i. durch das Wort, hätte da nicht der Zusammenhang dringend erfordert, auch anzugeben, woraus Gott alles durch sein Wort gemacht hat, wenn es aus etwas gemacht worden wäre? Also was nicht vorhanden war, konnte die hl. Schrift nicht namhaft machen, und durch ihr Stillschweigen bewies sie, dass nichts der Art vorhanden war. Sie würde es namhaft gemacht haben, wenn es existiert hätte.
Edition
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Adversus Hermogenem
XX.
[1] Sed ut nihil aliud significet Graeca uox quam principium et principium nihil aliud capiat quam initium, habemus etiam illam initium agnoscere quae dicit: Dominus condidit me in opera sua. Si enim per sophiam dei omnia facta sunt, et caelum ergo et terram deus faciens in principio, id est initio, in sophia sua fecit. [2] Denique si principium materiam significaret, non ita scriptura instruxisset: In principio deus fecit sed 'Ex principio'; non enim in materia sed ex materia fecisset. De sophia autem potuit dici: In principio. In sophia enim primo fecit in qua cogitando et disponendo iam fecerat, quoniam, et si ex materia facturus fuisset, ante in sophia cogitando et disponendo iam fecerat, quoniam [et si] erat initium uiarum, quia cogitatio et dispositio prima sophiae sit operatio de cogitatu uiam operibus instituens. [3] Hanc et inde auctoritatem scripturae mihi uindico, quod et deum qui fecit et ea quae fecit ostendens unde fecerit non proinde testatur. Nam cum in omni operatione tria sint principalia, qui facit et quod fit et ex quo fit, tria nomina sunt edenda in legitima operis enarratione, persona factoris, species facti, forma materiae. Si materia non edetur, ubi et opera et operae operator eduntur, apparet ex nihilo eum operatum; proinde enim ederetur ex quo, si ex aliquo fuisset operatus. [4] Denique euangelium ut supplementum instrumenti ueteris adhibebo, in quo uel eo magis debuerat ostendi deus ex aliqua materia uniuersa fecisse, quo illic etiam per quem omnia fecerit reuelatur. In principio erat sermo ---- in quo principio scilicet deus fecit caelum et terram ---- et sermo erat apud deum et deus erat sermo. Omnia per illum facta sunt et sine illo factum est nihil. Cum igitur et hic manifestetur et factor, id est deus, et facta, id est omnia, et per quem, id est sermo, nonne et unde omnia facta essent a deo per sermonem exegisset ordo profiteri, si ex aliquo facta essent? Ita quod non fuit, non potuit scriptura profiteri et non profitendo satis probauit non fuisse, quia profiteretur, si fuisset.