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Werke Augustinus von Hippo (354-430) Confessiones Bekenntnisse
Siebtes Buch

12. Alles was ist, ist gut.

Und es ward mir klar, daß es auch Gutes gibt, was dem Verderben unterliegt. Zwar ist es nicht das höchste Gut, sonst könnte es nicht der Verderbnis unterliegen, noch ist es überhaupt nicht gut, denn auch dann könnte es der Verderbnis nicht unterliegen; denn wäre es das höchste Gut, so wäre es unvergänglich, wäre es aber gar kein Gut, so wäre in ihm nichts, was verderben könnte. Denn Verderbnis schadet; sie schadet aber nur dadurch, daß sie das Gute mindert, Entweder schadet also die Verderbnis gar nicht, und das ist unmöglich, oder, und das ist völlig gewiß, alles, was dem Verderben ausgesetzt ist, erleidet irgendeine Einbuße an einem Gut. Verlöre aber etwas all sein Gut, so würde es aufhören zu existieren. Denn wenn es weiter bestände, ohne noch eine neue Verderbnis erleiden zu können, so wäre es nun ja besser, da es unvergänglich weiter bestehen würde, Was aber wäre widersinniger als zu sagen, etwas sei nach Verlust alles Guten besser geworden? Wenn also etwas jeglichen Gutes beraubt wird, so hört es überhaupt auf zu sein; folglich ist es gut, solange es S. 148 besteht. Folglich sind auch alle Dinge gut, und das Böse, nach dessen Ursprunge ich forschte, ist kein Ding, da es, wenn es ein Ding wäre, gut sein müßte. Denn dann müßte es entweder eine unvergängliche Substanz - und damit zweifellos ein hohes Gut - oder eine vergängliche Substanz sein; und vergänglich könnte sie nur sein, wenn sie gut wäre. So erkannte ich also, und es ward mir klar, daß du alles gut geschaffen hast und daß es gar keine Dinge gibt, die du nicht geschaffen hast. Und weil du nicht alles gleich geschaffen hast, hat das All den Grund seines Seins empfangen; denn das einzelne ist gut und alles zusammen sehr gut, weil unser Gott „alles sehr gut“1 gemacht hat.


  1. Gen. 1,31 und Sir. 39,21. ↩

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