27. Die Einfalt der Darstellung entspricht ganz dem Charakter der Heiligen Schrift.
Wie eine Quelle im engen Raume wasserreicher ist und in mehreren Bächen größere Flächen bewässert als jeder einzelne Bach, der aus dieser Quelle hervorgeht und über große Strecken dahinfließt, so sprudelt auch die Erzählung deines Vermittlers, eine ergiebige Quelle für viele Dolmetscher der Zukunft, in ihrer einfachen Redeweise Ströme lauterer Wahrheit aus, aus denen S. 329 sich ein jeder wenn auch auf längeren Umwegen soviel Wahrheit, als er kann, der eine diese, der andere jene entnehmen kann. Denn manche, die diese Worte lesen oder hören, stellen sich Gott wie einen Menschen oder wie ein Wesen von unermeßlicher Macht vor, der infolge eines neuen, plötzlichen Einfalles außer sich, wie in entlegenen Räumen, zwei große Körper, in denen alles Sein enthalten sei, geschaffen habe. Und wenn sie hören, daß geschrieben steht: „Es sprach Gott: es werde dies, und es geschah dies“, so denken sie an Worte, die anfingen und aufhörten, in der Zeit erklangen und verhallten; sie meinen, daß sofort nach dem Verhallen dieser Worte das da war, dessen Dasein Gott befohlen hatte, und bilden sich solches und ähnliches mehr in ihrem Denken, das in den Banden der Sinnlichkeit schmachtet, ein. Während sich nun die Schwachheit dieser unmündigen Wesen von jener überaus großen Einfalt der Sprache wie in mütterlichem Schoße tragen läßt, baut sich in ihnen heilsam der Glaube auf, kraft dessen sie gewiß und fest glauben, daß Gott alle Wesen geschaffen, die ihre Sinne in wunderbarer Mannigfaltigkeit ringsumher erblicken. Wollte aber irgendeiner von ihnen diese einfältige Schreibweise verachten und in vermessener Schwachheit über die Wiege, die ihm Halt und Nahrung verleiht, sich erheben, ach, er wird einen unseligen Fall tun. Du aber, Herr mein Gott, erbarme dich, daß diejenigen, die des Weges vorübergehen, nicht das unflügge Küchlein zertreten, und sende deinen Engel, der es wieder ins Nest lege, daß es darin lebe, bis es flügge geworden?