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Werke Augustinus von Hippo (354-430) Confessiones Bekenntnisse
Dreizehntes Buch

26. Freude und Nutzen sind die Werke der Barmherzigkeit.

Von diesen Früchten nähren sich aber nur diejenigen, die sich an ihnen erfreuen; die aber, „deren Gott der Bauch ist“1, haben keine Freude daran. Auch besteht bei den Spendern dieser Gaben die Frucht nicht in dem, was sie geben, sondern in der Gesinnung, mit der sie es geben. Daher erkenne ich klar, warum der Apostel, der „Gott und nicht seinem Bauche“ diente, sich freute; ich erkenne es und freue mich von Herzen mit ihm. Er hatte die Gaben empfangen, die ihm die Bewohner von Philippi durch Epaphroditus gesandt hatten; S. 369 aber ich sehe doch, daß er sich aus einem anderem Grunde freut. Denn er nährt sich von seiner Freude und spricht im Geiste der Wahrheit: „Innig habe ich mich im Herrn gefreut, daß ihr endlich wieder einmal euch dazu aufgerafft habt, für mich zu sorgen, wie ihr wohl auch früher gesorgt habt; aber ihr seid dessen überdrüssig geworden“2. Jene waren also durch langen Überdruß kraftlos geworden, gleichsam verdorrt und darum ohne die Frucht der guten Werke; nun freut er sich über sie, weil sie sich wieder aufgerafft haben, für ihn zu sorgen, nicht für sich, weil sie ihm in seiner Notlage zu Hilfe gekommen sind, Daher fährt er fort: „Ich sage das nicht des Mangels halber; denn ich habe gelernt, in allen Verhältnissen mich zu bescheiden. Ich weiß zu entbehren und kann auch im Überflusse leben; in allem und für alles bin ich geübt; ich verstehe es, mich zu sättigen und zu hungern, zu schwelgen und zu darben. Alles vermag ich in dem, der mich stärkt“3.

Worüber freust du dich also, o großer Paulus? Worüber freust du dich, wovon nährst du dich, du Mann, „erneuert in der Erkenntnis Gottes nach dem Ebenbilde desjenigen, der dich erschaffen hat“4, du Seele, lebend in so großer Enthaltsamkeit, du geflügelte Zunge, verkündend die Geheimnisse Gottes? Solchen Wesen kommt ja diese Speise zu. Worin besteht sie nun? In der Freude, Doch hören wir ihn weiter: „Aber ihr habt wohlgetan, an meiner Bedrängnis Anteil zu nehmen“5. Das erfreut ihn, das nährt ihn, daß jene ein gutes Werk getan, nicht daß sie seine Bedrängnis gemildert haben. Er spricht ja zu dir: „In der Trübsal habt ihr euch meiner angenommen“6. Denn er wußte ja „Überfluß zu haben und zu darben“ in dir, der du ihn stärkst. „Auch ihr, Leute von Philippi“, fuhr er fort: „ihr wißt ja, daß im Anfange meiner evangelischen Tätigkeit, als ich aus Mazedonien abreiste, keine Kirchengemeinde S. 370 mit mir nach Ausgabe und Einnahme geteilt hat außer euch allein; denn auch nach Thessalonike sandtet ihr des öfteren, wessen ich bedurfte“7. Daß jene nun zu diesen guten Werken zurückgekehrt sind, das freut ihn; er freut sich, daß sie sich wieder aufgerafft haben wie ein Land, dessen Fruchtbarkeit wieder grünet. Freut er sich nicht vielleicht dennoch wegen seines Nutzens, da er sagt: „Ihr habt für meinen Bedarf gesandt“?

Freut er sich vielleicht doch deshalb? Nein. Und woher wissen wir dies? Fügt er ja selbst hinzu: „Nicht als suchte ich Gaben, ich suche nur reichliche Frucht“8 Von dir, o Gott, habe ich gelernt, „zwischen Gabe und Frucht zu unterscheiden“. Die Gabe ist die Sache selbst, die derjenige spendet, der uns das Notwendige gibt, wie Geld, Speise, Trank, Kleidung, Obdach oder eine andere Hilfe. Die Freiheit aber ist der gute und rechte Wille des Gebers. Denn der gute Meister sagt nicht bloß: „Wer einen Propheten aufnimmt“9, sondern er fügt hinzu: „im Namen eines Propheten“; er sagt nicht nur: „Wer einen Gerechten aufnimmt“, sondern fügt hinzu: „im Namen eines Gerechten“. Denn nur dann wird jener den Lohn eines Propheten, dieser den eines Gerechten empfangen. Auch sagt er nicht nur: „Wer einem der geringsten meiner Jünger einen Becher kalten Wassers zu trinken gibt“, sondern er fügt hinzu: „jedoch im Namen eines Jüngers“. Und dann erst knüpft er die Verheißung an: „Wahrlich sage ich euch, er wird seines Lohnes nicht verlustig gehen“. Die Gabe ist die Aufnahme des Propheten, die Aufnahme des Gerechten, ist der dem Jünger gereichte Becher kalten Wassers; die Frucht aber ist: solches tun im Namen des Propheten, im Namen des Gerechten, im Namen des Jüngers. Mit solcher Frucht speiste die Witwe den Elias; sie wußte, daß sie einen Mann Gottes speiste, und speiste ihn aus diesem Grunde. Vom Raben wurde er nur mit der Gabe genährt, Und zwar wurde nicht die S. 371 Seele des Elias damit genährt, sondern sein Leib, wie dieser denn auch aus Mangel an solcher Speise sogar hätte zugrunde gehen können.


  1. Röm. 16,18. ↩

  2. Phil. 4,10. ↩

  3. Phil. 4,11-13. ↩

  4. Kol. 3,10. ↩

  5. Phil. 4,14. ↩

  6. Ps. 4,2. ↩

  7. Phil. 4,15-16. ↩

  8. Phil. 4,17. ↩

  9. Matth. 10,41 f. ↩

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