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Über die einmalige Ehe (BKV)
16. Kap. Ironische Abfertigung der sonst noch zugunsten der Wiederverheiratung vorgebrachten, aus dem bürgerlichen Leben genommenen Gründe.
Ich finde es lächerlich, daß man mir immer mit der Schwachheit des Fleisches kommt, die doch eigentlich größte Stärke genannt werden müßte1. Abermals zu heiraten, das ist eine Sache der Kraft; sich von neuem zu erheben zu den Werken des Fleisches, nachdem man die Ruhe der Enthaltsamkeit genossen, dazu gehört ein kräftiger Stoff der Lenden. Mit einer solchen Schwäche reicht man auch für eine dritte, vierte und vielleicht gar für eine siebente Ehe aus. Eine Schwäche dieser Art wird jedesmal stärker, wenn sie schwächer wird; sie wird schon nicht mehr den Apostel zum Gewährsmann brauchen können, wohl aber einen gewissen Hermogenes, der mehr Weiber zu freien pflegt, als er porträtiert2. Die Materie3 ist bei ihm4 in Überfluß vorhanden, und da er annimmt, auch die Seele stamme aus derselben, so hat er umsoweniger den Geist von Gott. Er ist schon nicht einmal mehr ein Psychiker, weil er nicht aus dem Anhauch Gottes ein Psychiker (Beseelter) ist5.
Was werden wir aber sagen, wenn jemand seine Dürftigkeit vorschützen sollte, so daß er offen bekennt, er biete sein Fleisch öffentlich feil, indem er es um des Unterhalts willen zur Heirat anbietet6, ganz vergessend, S. 517daß man nicht um Nahrung und Kleidung besorgt sein soll?7 - Für ihn ist Gott da, der sogar die Raben aufzieht und den Blumen ihren Schmuck gibt!
Wie aber, wenn jemand die Verödung seines Hauses zum Vorwand nimmt, als wenn eine einzige Frau einem Menschen, dem die Flucht bevorsteht, Leben ins Haus brächte? - Es gibt denn doch noch irgendeine Witwe, die er wird zu sich nehmen dürfen! Gattinnen dieser Art darf man nicht bloß eine, sondern sogar mehrere besitzen. Wie aber dann, wenn jemand auf Nachkommenschaft bedacht wäre, so die geistigen Augen gebrauchend, wie Lots Weib8 die körperlichen, und die Ehe aus dem Grunde erneuern wollte, weil er aus der vorigen keine Kinder hat? - Natürlich, ein Christ muß auf Erben bedacht sein, er, der von der ganzen Welt enterbt ist! Er hat doch Brüder, er hat doch die Kirche zur Mutter! Glaubt man allerdings auch im Christentum nach den Julianischen Gesetzen9 handeln zu sollen, und meint man, Ehe- und Kinderlose könnten auch nach testamentarischer Bestimmung Gottes nicht Universalerben werden - ja, dann ist es freilich etwas anderes. Solche Leute mögen immerfort bis zu guter Letzt heiraten, so daß sie vom letzten Weltende in diesem Taumel des Fleisches wie Sodoma und Gomorrha und der Tag der Sintflut überrascht werden. Sie sollten lieber gleich noch als dritten Grundsatz hinzufügen: „Lasset uns essen und trinken und freien; denn morgen werden wir sterben“10. Sie denken ja nicht an jenes Wehe, welches für die Schwangern und Säugenden viel drückender und bitterer sein wird bei der Erschütterung des ganzen Weltall, als es gewesen ist bei der Verwüstung des einen Erdenwinkels Judäa11. Mögen sie denn von ihrem wiederholten Heiraten sehr unzeitige Früchte für die letzten Zeiten sammeln, wallende Brüste, an Übelkeit leidende S. 518Leiber und plärrende Kinder! Mögen sie nur dem Antichrist Objekte verschaffen, gegen welche er mit noch größerer Lust wütet! Er wird ihnen Henkersknechte als Hebammen mitbringen.
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Vgl. den Schlußsatz von de pud.: nulla tam fortis caro quam quae spiritum elidit. ↩
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Vgl. adv. Hermog. 1. ↩
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aus der das Fleisch stammt. ↩
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in illo, in seiner Person und in seinem System. ↩
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er ist nicht einmal ein homo animalis, da er ja nach seiner Philosophie nicht einmal eine von der caro verschiedene anima hat, um wieviel weniger ein homo spiritualis. ↩
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es jedem Besten und dem Meistbietenden feilbietend, so daß es gleichsam zu einer quaestuaria wird. ↩
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Matth. 6,25. ↩
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iisdem animis quibus oculis uxor Lot. Wie diese zurückschaute, so denkt er nur an das, was nach ihm kommt. An eine Verwechslung mit Lots Töchtern ist nicht zu denken. ↩
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die Gesetze gegen die Ehelosen ↩
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1 Kor. 15,32. ↩
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bei der Zerstörung Jerusalems; vgl. Matth. 24,19. ↩
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On Monogamy
Chapter XVI.--Weakness of the Pleas Urged in Defence of Second Marriage.
But I smile when (the plea of) "infirmity of the flesh" is advanced in opposition (to us: infirmity) which is (rather) to be called the height of strength. Iteration of marriage is an affair of strength: to rise again from the ease of continence to the works of the flesh, is (a thing requiring) substantial reins. Such "infirmity" is equal, to a third, and a fourth, and even (perhaps) a seventh marriage; as (being a thing) which increases its strength as often as its weakness; which will no longer have (the support of) an apostle's authority, but of some Hermogenes--wont to marry more women than he paints. For in him matter is abundant: whence he presumes that even the soul is material; and therefore much more (than other men) he has not the Spirit from God, being no longer even a Psychic, because even his psychic element is not derived from God's afflatus! What if a man allege "indigence," so as to profess that his flesh is openly prostituted, and given in marriage for the sake of maintenance; forgetting that there is to be no careful thought about food and clothing? 1 He has God (to look to), the Foster-father even of ravens, the Rearer even of flowers. What if he plead the loneliness of his home? as if one woman afforded company to a man ever on the eve of flight! He has, of course, a widow (at hand), whom it will be lawful for him to take. Not one such wife, but even a plurality, it is permitted to have. What if a man thinks on posterity, with thoughts like the eyes of Lot's wife; so that a man is to make the fact that from his former marriage he has had no children a reason for repeating marriage? A Christian, forsooth, will seek heirs, disinherited as he is from the entire world! He has "brethren;" he has the Church as his mother. The case is different if men believe that, at the bar of Christ as well (as of Rome), action is taken on the principle of the Julian laws; and imagine that the unmarried and childless cannot receive their portion in full, in accordance with the testament of God. Let such (as thus think), then, marry to the very end; that in this confusion of flesh they, like Sodom and Gomorrah, and the day of the deluge, may be overtaken by the fated final end of the world. A third saying let them add, "Let us eat, and drink, and marry, for to-morrow we shall die;" 2 not reflecting that the "woe" (denounced) "on such as are with child, and are giving suck," 3 will fall far more heavily and bitterly in the "universal shaking" 4 of the entire world 5 than it did in the devastation of one fraction of Judaea. Let them accumulate by their iterated marriages fruits right seasonable for the last times--breasts heaving, and wombs qualmish, and infants whimpering. Let them prepare for Antichrist (children) upon whom he may more passionately (than Pharaoh) spend his savagery. He will lead to them murderous midwives. 6