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Enchiridion oder Buch vom Glauben, von der Hoffnung und von der Liebe (BKV)
81.
Nunmehr will ich etwas besprechen, was ich freilich schon wiederholt an anderen Stellen meiner kleineren Schriften erörtert habe. Zwei Gründe gibt es, warum wir in Sünde fallen: entweder weil wir nicht S. 469 erkennen, was wir zu tun haben, oder weil wir das nicht tun, was, wie wir wohl erkennen, eigentlich geschehen müßte. Im ersten Fall leiden wir unter dem Übel der Unwissenheit, im zweiten unter dem der Schwäche. Gegen beide Übel sollten wir nun freilich kämpfen; indes werden doch ganz sicherlich wir die Unterlegenen sein, wenn wir nicht bei Gott Unterstützung finden. Dann aber (mit seiner Hilfe) werden wir erkennen, was wir tun müssen, und dann wird mit der richtigen Erkenntnis das Streben nach Gerechtigkeit in uns das Streben nach jenen Dingen besiegen, die uns trotz besserer Einsicht doch dadurch zur Sünde veranlassen, daß wir ihren Besitz wünschen und ihren Verlust fürchten. Sündigen wir im letzteren Falle, dann sind wir nicht allein Sünder schlechthin, was wir ja auch schon waren, als wir bloß aus Unwissenheit sündigten, sondern wir sind dann bewußte Übertreter des Gesetzes; denn wir unterlassen das, wovon wir doch wissen, daß es geschehen muß, oder wir tun das, wovon wir doch wissen, daß wir es nicht tun dürfen. Darum müssen wir nicht bloß, wenn wir schon gesündigt haben, in der Hoffnung auf Verzeihung beten: „Vergib uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern1!, sondern um überhaupt nicht in Sünde zu fallen, sollen wir beten, daß er unser Führer sei. Darum sprechen wir: „Und führe uns nicht in Versuchung2!“ In solcher Absicht müssen wir unser Gebet an den richten, dem das Psalmwort gilt: „Der Herr ist meine Erleuchtung und mein Heil[^253]“, auf daß seine Erleuchtung unsere Unwissenheit und sein Heil unsere Schwäche hinwegnehme.
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The Enchiridion
Chapter 81.--There are Two Causes of Sin, Ignorance and Weakness; And We Need Divine Help to Overcome Both.
I shall now say this, which I have often said before in other places of my works. There are two causes that lead to sin: either we do not yet know our duty, or we do not perform the duty that we know. The former is the sin of ignorance, the latter of weakness. Now against these it is our duty to struggle; but we shall certainly be beaten in the fight, unless we are helped by God, not only to see our duty, but also, when we clearly see it, to make the love of righteousness stronger in us than the love of earthly things, the eager longing after which, or the fear of losing which, leads us with our eyes open into known sin. In the latter case we are not only sinners, for we are so even when we err through ignorance, but we are also transgressors of the law; for we leave undone what we know we ought to do, and we do what we know we ought not to do. Wherefore not only ought we to pray for pardon when we have sinned, saying, "Forgive us our debts, as we forgive our debtors;" but we ought to pray for guidance, that we may be kept from sinning, saying, "and lead us not into temptation." And we are to pray to Him of whom the Psalmist says, "The Lord is my light and my salvation:" 1 my light, for He removes my ignorance; my salvation, for He takes away my infirmity.
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Ps. xxvii. 1 ↩