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Enchiridion oder Buch vom Glauben, von der Hoffnung und von der Liebe (BKV)
121.
Es zielen demnach alle Gebote Gottes auf die Liebe ab, von der der Apostel sagt: „Der Endzweck des Gebotes aber ist die Liebe aus reinem Herzen und gutem S. 501 Gewissen und unverfälschtem Glauben1.“ Eines jeden Gebotes Endzweck ist also die Liebe, d. h. auf die Liebe zielt jedes Gebot ab. Was aber nur aus Furcht vor Strafe oder in irgendeiner bloß fleischlichen Absicht geschieht, so daß es nicht auf jene Liebe abzielt, die der Heilige Geist in unsere Herzen ausgießt2, das geschieht noch nicht so, wie es geschehen soll, und wenn es auch noch so sehr den Anschein davon erweckt. Die Liebe nun ist eine doppelte: eine Liebe zu Gott und eine Liebe zum Nächsten; an diesen beiden Geboten hängt bekanntlich das ganze Gesetz und die Propheten3. Nimm noch das Evangelium und (die Lehre der) Apostel hinzu; denn nur dort steht es geschrieben, daß der Endzweck des Gebotes die Liebe ist4 und daß Gott die Liebe ist5. Alle Gebote Gottes, also z. B. das: „Du sollst nicht ehebrechen6“, und all das, was er zwar nicht gebietet, sondern nur als geistlichen Rat ans Herz legt, z. B.: „Gut ist es für den Mann, kein Weib zu berühren7“, wird dann in rechter Weise beobachtet, wenn es auf die Gottesliebe und um Gottes willen auf die Nächstenliebe in diesem und im kommenden Leben abzielt: und zwar wird Gott hienieden geliebt im Glauben, dort (im Jenseits) aber im Schauen; und auch der Nächste wird hienieden geliebt im Glauben. Denn wir Sterblichen kennen das Herz der Sterblichen nicht; im Jenseits aber „wird der Herr das in Finsternis Verborgene ans Licht bringen und die Absichten der Herzen offenbar machen; und dann wird einem jeden sein Lob werden von Gott8“. Das wird dann ein Mitbruder am anderen loben und lieben, was von Gott selbst ans Licht gebracht werden wird, auf daß es nicht verborgen bleibe. Es nimmt aber die Begierlichkeit ab mit dem Wachstum der Liebe, bis sie schließlich ihre höchstmögliche Größe erreicht S. 502 hat: „Eine größere Liebe hat aber niemand, als daß er sein Leben hingebe für seine Freunde9.“ Wie groß aber im Jenseits die Liebe sein wird, wo es doch keine Begierlichkeit mehr gibt, die sie siegreich in Schranken halten müßte, wer möchte das klar machen wollen? Es herrscht ja doch völliges Gesundsein, wo der Tod gar nichts mehr hat, was er streitig machen könnte.
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The Enchiridion
Chapter 121.--Love is the End of All the Commandments, and God Himself is Love.
All the commandments of God, then, are embraced in love, of which the apostle says: "Now the end of the commandment is charity, out of a pure heart, and of a good conscience, and of faith unfeigned." 1 Thus the end of every commandment is charity, that is, every commandment has love for its aim. But whatever is done either through fear of punishment or from some other carnal motive, and has not for its principle that love which the Spirit of God sheds abroad in the heart, is not done as it ought to be done, however it may appear to men. For this love embraces both the love of God and the love of our neighbor, and "on these two commandments hang all the law and the prophets," 2 we may add the Gospel and the apostles. For it is from these that we hear this voice: The end of the commandment is charity, and God is love. 3 Wherefore, all God's commandments, one of which is, "Thou shalt not commit adultery," 4 and all those precepts which are not commandments but special counsels, one of which is, "It is good for a man not to touch a woman," 5 are rightly carried out only when the motive principle of action is the love of God, and the love of our neighbor in God. And this applies both to the present and the future life. We love God now by faith, then we shall love Him through sight. Now we love even our neighbor by faith; for we who are ourselves mortal know not the hearts of mortal men. But in the future life, the Lord "both will bring to light the hidden things of darkness, and will make manifest the counsels of the hearts, and then shall every man have praise of God;" 6 for every man shall love and praise in his neighbor the virtue which, that it may not be hid, the Lord Himself shall bring to light. Moreover, lust diminishes as love grows, till the latter grows to such a height that it can grow no higher here. For "greater love hath no man than this, that a man lay down his life for his friends." 7 Who then can tell how great love shall be in the future world, when there shall be no lust for it to restrain and conquer? for that will be the perfection of health when there shall be no struggle with death.