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Enchiridion oder Buch vom Glauben, von der Hoffnung und von der Liebe (BKV)
64.
Aber auch schon jetzt besteht zwischen den Engeln und uns Herzenseinheit, wenn wir Nachlaß unserer Sünden erlangen. Deshalb folgt im Glaubensbekenntnis nach dem Artikel von der Kirche der von dem Nachlaß der Sünden. Diesem Sündennachlaß verdankt nämlich die Kirche auf Erden ihr Bestehen; dadurch geht das, was verloren war, aber wieder gefunden wurde, nicht mehr verloren. Wir besitzen zwar schon das Gnadengeschenk der Taufe; das ist uns aber als Heilmittel gegen die Erbsünde verliehen worden, damit der Makel, den wir uns durch unsere Geburt zugezogen haben, durch die Wiedergeburt (in der Taufe) wieder von uns genommen werde; daneben nimmt die Taufe auch noch sämtliche persönlichen Sünden hinweg, die sie vorfindet und die wir in Gedanken, Worten und Werken begangen haben. Aber abgesehen von dieser Gnadeneinrichtung (der Taufe), von der die Erneuerung des Menschen ihren Anfang nimmt und durch die jede angeborene und jede später noch hinzugefügte Verschuldung getilgt wird, kann doch auch das ganze übrige Leben von dem Zeitpunkt des Vernunftgebrauches an nicht auf eine Vergebung der Sünden verzichten und wenn es noch so fruchtbar an Werken der Gerechtigkeit wäre; denn auch die Kinder Gottes haben mit dem Tode (der Sünde) zu kämpfen, solange sie im sterblichen Leben wandeln. Von diesen Gerechten mag es mit noch soviel Berechtigung heißen: „Alle, die vom Geiste Gottes getrieben werden, sind Kinder Gottes1“: sie werden doch nur so vom Geiste Gottes angeregt und S. 452 schreiten als Kinder Gottes nur soweit wirklich zu Gott fort, daß sie durch die Schuld ihrer (sündigen) menschlichen Geistesverfassung und vor allem durch die Schuld der auf diesen Geist drückenden Last des sündigen Leibes2> als (wahre) Menschenkinder infolge mancherlei menschlicher Regungen sozusagen zu sich selbst herabsinken, d. h. sündigen. Übrigens ist hier wohl zu unterscheiden: denn wenn auch jedes schwere Vergehen eine Sünde ist, so ist doch noch nicht jede Sünde schon ein schweres Vergehen. Wir dürfen also recht wohl sagen, der Wandel eines Heiligen werde zeitlebens ohne eigentliches schweres Vergehen befunden, „wollten wir aber dagegen sagen,“ spricht der große Apostel (Johannes), „wir hätten keine Sünde, so betrügen wir uns selbst und die Wahrheit ist nicht in uns3“.
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The Enchiridion
Chapter 64.--Pardon of Sin Extends Over the Whole Mortal Life of the Saints, Which, Though Free from Crime, is Not Free from Sin.
But the angels even now are at peace with us when our sins are pardoned. Hence, in the order of the Creed, after the mention of the Holy Church is placed the remission of sins. For it is by this that the Church on earth stands: it is through this that what had been lost, and was found, is saved from being lost again. For, setting aside the grace of baptism, which is given as an antidote to original sin, so that what our birth imposes upon us, our new birth relieves us from (this grace, however, takes away all the actual sins also that have been committed in thought, word, and deed): setting aside, then, this great act of favor, whence commences man's restoration, and in which all our guilt, both original and actual, is washed away, the rest of our life from the time that we have the use of reason provides constant occasion for the remission of sins, however great may be our advance in righteousness. For the sons of God, as long as they live in this body of death, are in conflict with death. And although it is truly said of them, "As many as are led by the Spirit of God, they are the sons of God," 1 yet they are led by the Spirit of God, and as the sons of God advance towards God under this drawback, that they are led also by their own spirit, weighted as it is by the corruptible body; 2 and that, as the sons of men, under the influence of human affections, they fall back to their old level, and so sin. There is a difference, however. For although every crime is a sin, every sin is not a crime. And so we say that the life of holy men, as long as they remain in this mortal body, may be found without crime; but, as the Apostle John says, "If we say that we have no sin, we deceive ourselves, and the truth is not in us." 3