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Werke Augustinus von Hippo (354-430) De catechizandis rudibus

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Vom ersten katechetischen Unterricht (BKV)

9. Kapitel: Wie man Leute behandeln soll, die eine besondere, mehr philologisch gerichtete Vorbildung mitbringen

13. Es kommen ferner manchmal auch Leute aus den besuchtesten Grammatiker- und Rhetorenschulen, die man weder zu den Idioten rechnen darf, noch aber auch zu jenen hochgebildeten Menschen, die ihren Geist durch Untersuchungen über bedeutende Fragen geübt haben. Solche Leute, die durch ihre Sprachgewandtheit ihre Umgebung zu übertreffen scheinen, müssen wir, wenn sie Christen werden wollen, mehr noch als die Ungebildeten mit Aufwand allen Fleißes dazu ermahnen, sie sollten doch christliche Demut annehmen und es lernen, diejenigen nicht mehr gering zu schätzen, die, wie sie sähen, mehr Gewicht darauf legten, sittliche als sprachliche Fehler zu vermeiden; und während sie bisher gewohnt gewesen seien, eine gewandte Zunge einem reinen Herzen vorzuziehen, sollten sie [künftig] beide nicht einmal mehr für gleichwertig halten wollen. Besonders aber muß man dergleichen Leute zum Verständnis der Heiligen Schrift anleiten, damit sie deren kraftvolle, aber so wenig schmuckvolle Sprache nicht verachten und auch nicht meinen, man müsse die dort erzählten menschlichen Worte und Handlungen, welche mit sinnlichen Einkleidungen verhüllt und verdeckt sind, streng buchstäblich verstehen und dürfe sie nicht des Verständnisses wegen jener Umhüllungen entkleiden und S. 253offen darlegen. An praktischen Beispielen zeige man ihnen ferner, welchen Nutzen das Dunkel des Geheimnisvollen, der sogenannten Mysterien, habe, wie gerade dieses Undurchdringliche und Rätselhafte zur Schärfung der Wahrheitsliebe und zur Verhütung des Überdrusses und der Erschlaffung dienlich sei, und zwar zeige man es ihnen an irgendeinem Gegenstand, der, solange er einfach dalag, kein Interesse erregte, während er durch eine allegorische Deutung klar und anziehend wird. Denn gerade für sie ist es von höchster Bedeutung, zu erkennen, daß der innere Sinn wichtiger ist als die bloße Wortbedeutung, geradeso wie die Seele höher steht als der Leib. So müssen sie dann bei einem Vortrag mehr und lieber auf die Wahrheit des Inhaltes als auf die Schönheit des Ausdruckes sehen, geradeso wie sie ja auch bei ihren Freunden mehr auf deren Klugheit als auf deren Schönheit achten müssen. Sie sollen auch wissen, daß es für die Ohren Gottes keine andere Stimme gibt als die liebende Hingabe des Herzens; dann werden sie nicht mehr darüber zu spotten haben, wenn sie hören, daß dieser oder jener Vorsteher oder Diener der Kirche in barbarischen Ausdrücken oder falschen Wortverbindungen zu Gott betet oder die eigenen Worte nicht recht versteht oder verkehrt ausspricht. Ich sage nicht, man solle derartige Fehler nicht verbessern; denn das Volk soll bloß zu dem sein „Amen” sprechen, was es deutlich versteht; allein solche Mängel müssen doch milde ertragen werden von solchen Leuten, die wissen, daß in einer weltlichen Versammlung der Wortklang, in der Kirche aber die Gebetsstimmung das gute Reden ausmacht. Darum kann solch ein weltlicher Vortrag gar wohl einmal eine gute Rede, aber niemals ein Gebet1 heißen. Bezüglich des Sakramentes aber2 , das sie empfangen sollen, mag bei einsichtigeren Leuten die einfache Erklärung seiner Bedeutung genügen; beschränkteren Geistern dagegen muß man es durch eine etwas längere Auseinandersetzung S. 254und durch Gleichnisse klar zu machen suchen, damit sie das, was sie sehen, nicht gering achten.


  1. Gegensatz u. latein. Wortspiel: bona dictio — benedictio. ↩

  2. Gemeint ist das Sakramentale des geweihten Salzes, mit dem der Neuaufgenommene exorzisiert wird. ↩

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On the Catechising of the Uninstructed

Chapter 9.--Of the Method in Which Grammarians and Professional Speakers are to Be Dealt with.

13. There are also some who come from the commonest schools of the grammarians and professional speakers, whom you may not venture to reckon either among the uneducated or among those very learned classes whose minds have been exercised in questions of real magnitude. When such persons, therefore, who appear to be superior to the rest of mankind, so far as the art of speaking is concerned, approach you with the view of becoming Christians, it will be your duty in your communications with them, in a higher degree than in your dealings with those other illiterate hearers, to make it plain that they are to be diligently admonished to clothe themselves with Christian humility, and learn not to despise individuals whom they may discover keeping themselves free from vices of conduct more carefully than from faults of language; and also that they ought not to presume so much as to compare with a pure heart the practised tongue which they were accustomed even to put in preference. But above all, such persons should be taught to listen to the divine Scriptures, so that they may neither deem solid eloquence to be mean, merely because it is not inflated, nor suppose that the words or deeds of men, of which we read the accounts in those books, involved and covered as they are in carnal wrappings, 1 are not to be drawn forth and unfolded with a view to an (adequate) understanding of them, but are to be taken merely according to the sound of the letter. And as to this same matter of the utility of the hidden meaning, the existence of which is the reason why they are called also mysteries, the power wielded by these intricacies of enigmatical utterances in the way of sharpening our love for the truth, and shaking off the torpor of weariness, is a thing which the persons in question must have made good to them by actual experience, when some subject which failed to move them when it was placed baldly before them, has its significance elicited by the detailed working out of an allegorical sense. For it is in the highest degree useful to such men to come to know how ideas are to be preferred to words, just as the soul is preferred to the body. And from this, too, it follows that they ought to have the desire to listen to discourses remarkable for their truth, rather than to those which are notable for their eloquence; just as they ought to be anxious to have friends distinguished for their wisdom, rather than those whose chief merit is their beauty. They should also understand that there is no voice for the ears of God save the affection of the soul. For thus they will not act the mocker if they happen to observe any of the prelates and ministers of the Church either calling upon God in language marked by barbarisms and solecisms, or failing in understanding correctly the very words which they are pronouncing, and making confused pauses. 2 It is not meant, of course, that such faults are not to be corrected, so that the people may say "Amen" to something which they plainly understand; but what is intended is, that such things should be piously borne with by those who have come to understand how, as in the forum it is in the sound, so in the church it is in the desire that the grace of speech resides. 3 Therefore that of the forum may sometimes be called good speech, but never gracious speech. 4 Moreover, with respect to the sacrament which they are about to receive, it is enough for the more intelligent simply to hear what the thing signifies. But with those of slower intellect, it will be necessary to adopt a somewhat more detailed explanation, together with the use of similitudes, to prevent them from despising what they see.


  1. Carnalibus integumentis involuta atque operta ↩

  2. Or = confusing the sense by false pauses: perturbateque distinguere. ↩

  3. Ut sono in foro, sic voto in ecclesia benedici ↩

  4. Bona dictio, nunquam tamen benedictio ↩

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