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Werke Augustinus von Hippo (354-430) De Civitate Dei

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De civitate Dei (CCSL)

Caput XV: De Regulo, in quo captiuitatis ob religionem etiam sponte tolerandae extat exemplum, quod tamen illi deos colenti prodesse non potuit.

Habent tamen isti de captiuitate religionis causa etiam sponte toleranda et in suis praeclaris uiris nobilissimum exemplum. M. Regulus, imperator populi Romani, captiuus apud Carthaginienses fuit. qui cum sibi mallent a Romanis suos reddi quam eorum tenere captiuos, ad hoc inpetrandum etiam istum praecipue Regulum cum legatis suis Romam miserunt, prius iuratione constrictum, si quod uolebant minime peregisset, rediturum esse Carthaginem. perrexit ille atque in senatu contraria persuasit, quoniam non arbitrabatur utile esse Romanae reipublicae mutare captiuos. nec post hanc persuasionem a suis ad hostes redire conpulsus est, sed quia iurauerat, id sponte conpleuit. at illi eum excogitatis atque horrendis cruciatibus necauerunt. inclusum quippe angusto ligno, ubi stare cogeretur, clauisque acutissimis undique confixo, ut se in nullam eius partem sine poenis atrocissimis inclinaret, etiam uigilando peremerunt. merito certe laudant uirtutem tam magna infelicitate maiorem. et per deos ille iurauerat, quorum cultu prohibito has generi humano clades isti opinantur infligi. qui ergo propterea colebantur, ut istam uitam prosperam redderent, si uerum iuranti has inrogari poenas seu uoluerunt seu permiserunt, quid periuro grauius irati facere potuerunt? sed cur non ratiocinationem meam potius ad utrumque concludam? deos certe ille sic coluit, ut propter iuris iurandi fidem nec maneret in patria, nec inde quolibet ire, sed ad suos acerrimos inimicos redire minime dubitaret. hoc si huic uitae utile existimabat, cuius tam horrendum exitum meruit, procul dubio fallebatur. suo quippe docuit exemplo nihil deos ad istam temporalem felicitatem suis prodesse cultoribus, quandoquidem ille eorum deditus cultui et uictus et captiuus abductus et, quia noluit aliter quam per eos iurauerat facere, nouo ac prius inaudito nimiumque horribili supplicii genere cruciatus extinctus est. si autem deorum cultus post hanc uitam uelut mercedem reddit felicitatem, cur calumniantur temporibus Christianis, ideo dicentes urbi accidisse illam calamitatem, quia deos suos colere destitit, cum potuerit etiam illos diligentissime colens tam infelix fieri, quam ille Regulus fuit? nisi forte contra clarissimam ueritatem tanta quisquam dementia mirae caecitatis obnititur, ut contendere audeat uniuersam ciuitatem deos colentem infelicem esse non posse, unum uero hominem posse, quod uidelicet potentia deorum suorum multos potius sit idonea conseruare quam singulos, cum multitudo constet ex singulis. si autem dicunt M. Regulum etiam in illa captiuitate illis que cruciatibus corporis animi uirtute beatum esse potuisse, uirtus potius uera quaeratur, qua beata esse possit et ciuitas. neque enim aliunde beata ciuitas, aliunde homo, cum aliud ciuitas non sit quam concors hominum multitudo. quamobrem nondum interim disputo, qualis in Regulo uirtus fuerit; sufficit nunc, quod isto nobilissimo exemplo coguntur fateri non propter corporis bona uel earum rerum, quae extrinsecus homini accidunt, colendos deos, quandoquidem ille carere his omnibus maluit quam deos per quos iurauit offendere. sed quid faciamus hominibus, qui gloriantur se talem habuisse ciuem, qualem timent habere ciuitatem? quod si non timent, tale ergo aliquid, quale accidit Regulo, etiam ciuitati tam diligenter quam ille deos colenti accidere potuisse fateantur et Christianis temporibus non calumnientur. uerum quia de illis Christianis orta quaestio est, qui etiam captiuati sunt, hoc intueantur et taceant, qui saluberrimae religioni hinc inpudenter atque inprudenter inludunt, quia, si dis eorum probro non fuit, quod adtentissimus cultor illorum, dum eis iuris iurandi fidem seruaret, patria caruit, cum aliam non haberet, captiuusque apud hostes per longam mortem supplicio nouae crudelitatis occisus est, multo minus nomen criminandum est Christianum in captiuitate sacratorum suorum, qui supernam patriam ueraci fide expectantes etiam in suis sedibus peregrinos se esse nouerunt.

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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)

15. Regulus bietet ein Beispiel dafür, daß man um der Religion willen selbst freiwillig Gefangenschaft auf sich nehmen soll, was jedoch diesem Verehrer der Götter nicht zu nützen vermochte.

Gleichwohl haben sie unter ihren hervorragenden Männern auch ein gar herrliches Beispiel dafür, wie man um der Religion willen die Gefangenschaft sogar freiwillig auf sich nehmen soll. M. Regulus, ein Feldherr des Römervolkes, war als Gefangener bei den Karthagern. Da diese lieber ihre eigenen Gefangenen zurückerlangen als die römischen behalten wollten, sandten sie, um das zu erreichen, mit ihren Boten vornehmlich auch jenen Regulus gen Rom, nachdem sie ihn eidlich verpflichtet hatten, nach Karthago zurückzukehren, falls er ihren Wunsch nicht durchsetze. Er ging hin und überredete den Senat gerade zum Gegenteil, weil er der Ansicht war, daß ein Tausch der Gefangenen dem römischen Staat nicht fromme. Und nachdem er den Senat davon überzeugt hatte, wurde er von den Seinigen nicht genötigt, zu den Feinden zurückzukehren, sondern er tat dies freiwillig, weil er seinen Schwur halten wollte. Die Feinde aber töteten ihn unter ausgesuchten und schauerlichen Martern; sie schlossen ihn in aufrechter Stellung in einen engen hölzernen Behälter ein, der rings mit sehr spitzigen Nägeln gespickt war, so daß er sich nach keiner Seite hin ohne die furchtbarsten Schmerzen anlehnen konnte, und quälten ihn so durch Entziehung des Schlafes zu Tode. Gewiß, mit Recht rühmt man eine Tugend, die sich stärker erwies als ein so schreckliches Unheil. Und zwar hatte er bei den Göttern geschworen; und das Band 1, S. 49Verbot ihres Kultus soll nun dieses Unglück über das Menschengeschlecht gebracht haben! Ja, wenn sie, die doch verehrt wurden, um das zeitliche Leben glücklich zu gestalten, über einen schwurtreuen Mann solche Strafen verhängten oder kommen ließen, was konnten sie denn da einem Meineidigen in ihrem Zorn noch schlimmeres antun? Doch warum ziehe ich nicht nach beiden Seiten meinen Schluß? Zweifellos verehrte Regulus die Götter und zwar so, daß er aus Treue gegen seinen Eid weder in seinem Vaterland blieb noch sich von dort irgend anderswohin begab, sondern keinen Augenblick Bedenken trug, zu seinen heftigsten Feinden zurückzukehren. Wenn er das als ersprießlich für das zeitliche Leben erachtete, das für ihn einen so entsetzlichen Ausgang nehmen sollte, so täuschte er sich ohne Zweifel. Denn gerade sein Beispiel lehrt, daß die Götter ihren Verehrern zur irdischen Glückseligkeit nichts nütze sind, da er ja, obgleich ihrem Kult ergeben, besiegt und gefangen genommen und schließlich, weil er genau so handeln wollte, wie er bei ihnen geschworen hatte, mit einer neuen, ganz unerhörten und schauderhaften Strafart gepeinigt und getötet wurde. Wenn aber die Verehrung der Götter die Glückseligkeit nach diesem Leben als Lohn verleiht, warum verleumdet man dann die christlichen Zeiten, als wäre der Stadt jenes Unheil widerfahren, weil sie die Götter nicht mehr verehrt, da sie doch bei der eifrigsten Verehrung der Götter ebenso unglücklich werden konnte wie Regulus war? Man müßte sich nur eben gegen die sonnenklare Wahrheit in staunenswerter Blindheit so töricht sperren, daß man behaupten wollte, es könne wohl ein einzelner Mensch, nicht aber ein ganzer Staat, der die Götter verehre, unglücklich sein, weil nämlich die Macht ihrer Götter viele zu schützen eher imstande sei als einzelne, während doch die Vielheit eben aus einzelnen besteht.

Wendet man nun ein, daß Regulus auch in der Gefangenschaft und in den leiblichen Martern durch seelische Tugend habe glücklich sein können, gut, dann soll man eben die wahre Tugend anstreben, damit durch sie auch der Staat glücklich sein könne. Denn der Staat schöpft sein Glück aus derselben Quelle wie der Mensch, Band 1, S. 50da er ja weiter nichts ist als eine einträchtige Vielheit von Menschen. Ich rede daher vorerst noch nicht darüber, welcher Art bei Regulus die Tugend war; für jetzt genügt es, daß die Gegner durch dieses berühmte Beispiel zu dem Eingeständnis gedrängt werden, daß man die Götter nicht um leiblicher Güter noch um dessen willen, was äußerlich an den Menschen herantritt, zu verehren brauche, da ja auch er lieber alles dessen entbehren als die Götter beleidigen wollte, bei denen er geschworen hatte. Was machen wir doch mit Leuten, die sich rühmen, einen solchen Bürger gehabt zu haben, und schaudern bei dem Gedanken, einen solchen Staat zu haben? Schaudern sie aber dabei nicht, dann sollten sie doch zugeben, daß ähnliches wie dem Regulus auch einem ebenso gewissenhaft die Götter verehrenden Staate zustoßen konnte, und sollten aufhören, auf die christlichen Zeiten zu schmähen. Indes da die Erörterung von den ebenfalls mitgefangenen Christen ausgegangen ist, so mögen sie, die unverschämten und unüberlegten Spötter gegen die segensreichste Religion, sich dieses Beispiel vor Augen halten und verstummen; denn wenn es ihren Göttern nicht zur Schmach gereichte, daß ihr so eifriger Verehrer über der Wahrung der Eidestreue des Vaterlandes verlustig ging, da er doch kein anderes kannte, und als Gefangener bei den Feinden in langsamem Tode durch eine Hinrichtung von unerhörter Grausamkeit ums Leben gebracht wurde, so darf man umso weniger wider das Christentum Anklage erheben ob der Gefangennahme seiner Geweihten, die mit untrüglichem Glauben ein überirdisches Vaterland erwarben und sich daher selbst in ihrer Heimat als Pilgrime1 fühlten.


  1. Vgl. 1 Pet. 2, 11. ↩

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