Edition
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De civitate Dei (CCSL)
Caput XVI: Quid de moribus atque actionibus daemonum Apuleius Platonicus senserit.
De moribus ergo daemonum cum idem Platonicus loqueretur, dixit eos eisdem quibus homines animi perturbationibus agitari, inritari iniuriis, obsequiis donisque placari, gaudere honoribus, diuersis sacrorum ritibus oblectari et in eis si quid neglectum fuerit commoueri. inter cetera etiam dicit ad eos pertinere diuinationes augurum, aruspicum, uatum atque somniorum; ab his quoque esse miracula magorum. breuiter autem eos definiens ait daemones esse genere animalia, animo passiua, mente rationalia, corpore aeria, tempore aeterna; horum uero quinque tria priora illis esse quae nobis, quartum proprium, quintum eos cum dis habere commune. sed uideo trium superiorum, quae nobis cum habent, duo etiam cum dis habere. animalia quippe esse dicit et deos, suaque cuique elementa distribuens in terrestribus animalibus nos posuit cum ceteris quae in terra uiuunt et sentiunt, in aquatilibus pisces et alia natatilia, in aeriis daemones, in aetheriis deos. ac per hoc quod daemones genere sunt animalia, non solum eis cum hominibus, uerum etiam cum dis pecoribusque commune est; quod mente rationalia, cum dis et hominibus; quod tempore aeterna, cum dis solis; quod animo passiua, cum hominibus solis; quod corpore aeria, ipsi sunt soli. proinde quod genere sunt animalia, non est magnum, quia hoc sunt et pecora; quod mente rationalia, non est supra nos, quia sumus et nos; quod tempore aeterna, quid boni est, si non beata? melior est enim temporalis felicitas quam misera aeternitas. quod animo passiua, quomodo supra nos est, quando et nos hoc sumus, nec ita esset, nisi miseri essemus? quod corpore aeria, quanti aestimandum est, cum omni corpori praeferatur animae qualiscumque natura, et ideo religionis cultus, qui debetur ex animo, nequaquam debeatur ei rei, quae inferior est animo? porro si inter illa, quae daemonum esse dicit, adnumeraret uirtutem, sapientiam, felicitatem et haec eos diceret habere cum dis aeterna atque communia, profecto aliquid diceret exoptandum magnique pendendum; nec sic eos tamen propter haec tamquam deum colere deberemus, sed potius ipsum, a quo haec illos accepisse nossemus. quanto minus nunc honore diuino aeria digna sunt animalia, ad hoc rationalia ut misera esse possint, ad hoc passiua ut misera sint, ad hoc aeterna ut miseriam finire non possint.
Übersetzung
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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
16. Die Ansicht des Platonikers Apuleius über die sittliche Verfassung und die Handlungen der Dämonen.
Wo sich dieser Platoniker über die sittliche Verfassung der Dämonen äußert, spricht er sich dahin aus, daß sie denselben Gemütsbewegungen unterworfen sind Band 1, S. 415wie die Menschen, daß sie durch Beleidigungen gereizt, durch Ergebenheit und Geschenke begütigt werden, daß sie an Ehrenerweisen Freude haben, an den verschiedenen Gebräuchen des Götterdienstes sich ergötzen und über Nachlässigkeiten hierin aufgebracht werden. Unter anderm sagt er auch, daß die Vorhersagungen der Auguren und Zeichendeuter, der Seher und der Traumgesichte auf sie zurückgehen; ebenso auch die von Magiern gewirkten Wunder. Er definiert die Dämonen kurz dahin, sie seien der Gattung nach beseelte Wesen, der Seele nach Affekten zugänglich, dem Geiste nach vernunftbegabt, dem Leibe nach luftartig, der Dauer nach ewig; von diesen fünf Wesenseigenschaften seien ihnen die drei ersten mit uns gemeinsam, die vierte sei ihnen allein eigentümlich, die fünfte teilten sie mit den Göttern. Wie ich jedoch sehe, haben sie von den drei ersten, die sie mit uns teilen, zwei auch mit den Göttern gemeinsam. Denn auch die Götter bezeichnet Apuleius als beseelte Wesen, da, wo er jeder Gattung von beseelten Wesen ihr Element zuweist und unter die Landlebewesen uns mit den übrigen einreiht, die auf dem Lande leben und ihre Sinne gebrauchen, unter die Wasserlebewesen die Fische und andere Schwimmtiere, unter die Luftlebewesen die Dämonen und unter die im Äther lebenden Wesen die Götter. Demnach ist den Dämonen die Eigenschaft, daß sie der Gattung nach beseelte Wesen sind, nicht nur mit den Menschen, sondern auch mit den Göttern und mit den Tieren gemeinsam; daß sie dem Geiste nach vernunftbegabt sind, haben sie mit den Göttern und mit den Menschen, daß sie der Dauer nach ewig sind, nur mit den Göttern, daß sie der Seele nach Affekten zugänglich sind, nur mit den Menschen gemeinsam und allein stehen sie nur darin, daß sie dem Leibe nach luftartig sind. Nun ist es nichts Besonderes, daß sie der Gattung nach beseelte Wesen sind, das sind ja auch die Tiere; und daß sie dem Geiste nach vernunftbegabt sind, stellt sie nicht über uns, weil wir das auch sind; daß sie der Dauer nach ewig sind, was ist das für ein Vorzug, wenn sie nicht glückselig sind? Zeitlich begrenztes Glück ist besser als eine unselige Ewigkeit. Daß sie dem Gemüte nach Affekten zugänglich sind, das Band 1, S. 416ragt doch in keiner Weise über uns hinaus, da wir das ja auch sind und dem nicht so wäre, wenn wir nicht unselig wären. Daß sie aber dem Leibe nach luftartig sind, braucht man auch nicht hoch anzuschlagen, weil die Seele, welcher Art sie auch sei, ihrem Wesen nach höher steht als jede Art des Leiblichen und demnach religiöse Verehrung, die die Seele zu leisten hat, durchaus nicht zur Pflicht gemacht werden kann gegen etwas, was niedriger steht als die Seele. Hätte er dagegen unter den Eigenschaften, die er den Dämonen zuteilt, Tugend, Weisheit und Glück aufgezählt und gesagt, das hätten sie gemeinsam mit den Göttern und auf ewig wie sie, so hätte er damit freilich etwas Wünschenswertes und Hochschätzbares bezeichnet; aber auch dann würden wir sie wegen dieser Vorzüge nicht wie Gott zu verehren haben, sondern unsere Verehrung hätte sich dem zuzuwenden, als dessen Gabe sich uns diese Vorzüge erweisen würden. Um wieviel weniger verdienen aber so göttliche Ehre luftartige Lebewesen, die dazu vernunftbegabt sind, daß sie unselig sein können, dazu den Affekten zugänglich, daß sie wirklich unselig sind, und dazu von ewiger Dauer, daß sie ihrer Unseligkeit niemals ein Ende machen können?