Edition
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De civitate Dei (CCSL)
Caput XXIII: Quale exemplum sit Catonis, qui se uictoriam Caesaris non ferens interemit.
Sed tamen etiam illi praeter Lucretiam, de qua supra satis quod uidebatur diximus, non facile reperiunt de cuius auctoritate praescribant, nisi illum Catonem, qui se Vticae occidit; non quia solus id fecit, sed quia uir doctus et probus habebatur, ut merito putetur etiam recte fieri potuisse uel posse quod fecit. de cuius facto quid potissimum dicam, nisi quod amici eius etiam docti quidam uiri, qui hoc fieri prudentius dissuadebant, inbecillioris quam fortioris animi facinus esse censuerunt, quo demonstraretur non honestas turpia praecauens, sed infirmitas aduersa non sustinens? hoc et ipse Cato in suo carissimo filio iudicauit. nam si turpe erat sub uictoria Caesaris uiuere, cur auctor huius turpitudinis filio fuit, quem de Caesaris benignitate omnia sperare praecepit? cur non et illum se cum coegit ad mortem? nam si eum filium, qui contra imperium in hostem pugnauerat, etiam uictorem laudabiliter Torquatus occidit, cur uictus uicto filio pepercit Cato, qui non pepercit sibi? an turpius erat contra imperium esse uictorem, quam contra decus ferre uictorem? nullo modo igitur Cato turpe esse iudicauit sub uictore Caesare uiuere; alioquin ab hac turpitudine paterno ferro filium liberaret. quid est ergo, nisi quod filium quantum amauit, cui parci a Caesare et sperauit et uoluit, tantum gloriae ipsius Caesaris, ne ab illo etiam sibi parceretur, ut ipse Caesar dixisse fertur, inuidit - aut ut aliquid nos mitius dicamus, erubuit?
Übersetzung
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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
23. Wie ist das Beispiel zu beurteilen, das Cato durch seinen Selbstmord ob des Sieges Cäsars gab?
Übrigens finden auch unsere Gegner außer der Lucretia, von der wir oben das Nötige gesagt haben, kaum jemand, nach dessen Vorgang sie den Selbstmord anraten könnten, als den berühmten Cato, der sich in Utica das Leben nahm; nicht als wäre er der einzige, der dies getan, sondern weil er für einen gebildeten und rechtschaffenen Mann galt; daher dürfe man, meinen sie, mit Grund annehmen, daß das, was er getan hat, erlaubterweise habe geschehen können und noch geschehen könne. Was soll ich über seine Tat weiter sagen, als daß seine Freunde, ebenfalls gebildete Männer, welche klüger dachten als er und ihm davon abrieten, die Tat eher für ein Zeichen des Schwachmutes als der Seelengröße hielten, da sich in ihr nicht ein der Schande vorbeugendes Ehrgefühl, sondern eine dem Unglück gegenüber widerstandslose Schwäche offenbare? Das war auch die Meinung Catos selbst, als es sich um seinen innig geliebten Band 1, S. 62Sohn handelte. Denn war es schmachvoll, unter dem siegreichen Cäsar zu leben, warum veranlaßte er zu solcher Schmach seinen Sohn, den er anwies, alles von der Güte Cäsars zu erwarten? Warum drängte er ihn nicht, mit ihm in den Tod zu gehen? Denn wenn Torquatus darin löblich handelte, daß er seinen Sohn, der gegen den Befehl mit dem Feinde kämpfte, obwohl er dabei Sieger blieb, töten ließ1, warum hat der besiegte Cato, der gegen sich keine Schonung übte, Schonung walten lassen gegen seinen besiegten Sohn? Oder war es schmachvoller, dem Befehl zuwider Sieger zu sein, als der Ehre zuwider fremden Sieg zu ertragen? Also hat es Cato durchaus nicht für eine Schmach gehalten, unter dem siegreichen Cäsar zu leben, sonst hätte er mit dem eigenen Stahl seinen Sohn vor dieser Schmach bewahrt. Was anders also liegt hier vor, als daß Cato, wie er seinen Sohn liebte, für den er von Cäsar Schonung hoffte und wünschte, so dem Cäsar den Ruhm mißgönnte, auch seiner zu schonen (und Cäsar soll sich dahin geäußert haben“2), oder, um mich milder auszudrücken, sich einer Begnadigung schämte.