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De civitate Dei (CCSL)
Caput VII: De qualitate primorum dierum, qui etiam antequam sol fieret uesperam et mane traduntur habuisse.
Videmus quippe istos dies notos non habere uesperam nisi de solis occasu nec mane nisi de solis exortu; illorum autem priores tres dies sine sole peracti sunt, qui die quarto factus refertur. et primitus quidem lux uerbo dei facta atque inter ipsam et tenebras deus separasse narratur et eandem lucem uocasse diem, tenebras autem noctem; sed qualis illa sit lux et quo alternante motu qualemque uesperam et mane fecerit, remotum est a sensibus nostris, nec ita ut est intellegi a nobis potest, quod tamen sine ulla haesitatione credendum est. aut enim aliqua lux corporea est, siue in superioribus mundi partibus longe a conspectibus nostris siue unde sol postmodum accensus est; aut lucis nomine significata est sancta ciuitas in sanctis angelis et spiritibus beatis, de qua dicit apostolus: quae sursum est Hierusalem, mater nostra aeterna in caelis; ait quippe et alio loco: omnes enim uos filii lucis estis et filii diei; non sumus noctis neque tenebrarum; si tamen et uesperam diei huius et mane aliquatenus congruenter intellegere ualeamus. quoniam scientia creaturae in conparationem scientiae creatoris quodammodo uesperascit, itemque lucescit et mane fit, cum et ipsa refertur ad laudem dilectionemque creatoris; nec in noctem uergitur, ubi non creator creaturae dilectione relinquitur. denique scriptura cum illos dies dinumeraret ex ordine, nusquam interposuit uocabulum noctis. non enim ait alicubi: facta est nox; sed: facta est uespera et factum est mane dies unus. ita dies secundus et ceteri. cognitio quippe creaturae in se ipsa decoloratior est, ut ita dicam, quam cum in dei sapientia cognoscitur, uelut in arte qua facta est. ideo uespera quam nox congruentius dici potest; quae tamen, ut dixi, cum ad laudandum et ad amandum refertur creatorem, recurrit in mane. et hoc cum facit in cognitione sui ipsius, dies unus est; cum in cognitione firmamenti, quod inter aquas inferiores et superiores caelum appellatum est, dies secundus; cum in cognitione terrae ac maris omniumque gignentium, quae radicibus continuata sunt terrae, dies tertius; cum in cognitione luminarium maioris et minoris omniumque siderum, dies quartus; cum in cognitione omnium ex aquis animalium natatilium atque uolatilium, dies quintus; cum in cognitione omnium animalium terrenorum atque ipsius hominis, dies sextus.
Übersetzung
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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
7. Die Beschaffenheit jener ersten Tage, die Morgen und Abend hatten, bevor noch die Sonne geschaffen wurde.
Was nämlich wir als Tag bezeichnen, hat seinen Abend lediglich durch den Untergang der Sonne und seinen Morgen durch deren Aufgang; von den Schöpfungstagen aber sind die drei ersten dahingegangen ohne die Sonne, deren Erschaffung erst auf den vierten Tag berichtet wird. Zwar ist gleich anfangs die Rede davon, daß das Licht durch Gottes Wort erschaffen worden sei und daß Gott das Licht von der Finsternis geschieden und das also geschiedene Licht Tag, die Finsternis Nacht genannt habe; allein welcher Art jenes Licht ist und welcher Bewegungswechsel Abend und Morgen verursacht habe und wie der so verursachte Abend und Morgen beschaffen, das entzieht sich unseren Sinnen und kann in seinem Wesen von uns nicht ergründet werden, wir haben es einfach zu glauben. Es mag etwa ein körperhaftes Licht gemeint sein1, sei es in den oberen Schichten des Weltalls, unerreichbar unseren Blicken, sei es ein Licht, von dem nachmals die Sonne das ihre erhielt; oder aber es wird mit dem Worte Licht die heilige Stadt in den heiligen Engeln und den seligen Geistern bezeichnet, von der der Apostel2 sagt: Band 16, S. 595„Jenes obere Jerusalem, unsere ewige Mutter im Himmel“; er sagt ja auch an anderer Stelle3: „Ihr alle seid Söhne des Lichtes und Söhne des Tages; wir sind nicht Kinder der Nacht und der Finsternis“; es fragt sich nur, ob wir bei solcher Deutung auch den Abend und Morgen dieses „Tages“ einigermaßen entsprechend aufzufassen vermögen. Etwa so: Das Wissen um das Geschaffene läßt sich im Vergleich zu dem Wissen um den Schöpfer als abendliches Dunkel bezeichnen, und jenes Wissen um das Geschaffene flammt hinwieder auf zum Morgenlicht, wenn es auch seinerseits dem Preis und der Liebe des Schöpfers dient4; es versinkt nicht in Nacht, wofern nicht der Schöpfer aus Liebe zum Geschöpf verlassen wird. Und so hat die Schrift da, wo sie die Schöpfungstage der Reihe nach aufzählt, nirgends das Wort Nacht dazwischen eingeschaltet; sie sagt an keiner Stelle: Es ward Nacht, sondern es heißt: „Es ward Abend und es ward Morgen, ein Tag“; so auch der zweite Tag und die übrigen. Die Erkenntnis der geschaffenen Dinge in sich selbst ist sozusagen farbloser, als wenn sie erkannt werden in der Weisheit Gottes als der Gestaltungskraft, durch die sie geschaffen sind. Man wird demnach jene Erkenntnis besser als Abend denn als Nacht bezeichnen; aber dieser Abend verwandelt sich, wie gesagt, wieder in den Morgen, wenn man sie auf Preis und Liebe des Schöpfers bezieht. Und indem sie5 das tut in der Erkenntnis ihrer selbst, ist es ein Tag; in der Erkenntnis der Feste zwischen den unteren und oberen Wassern, d. i. des Himmels, der zweite Tag; in der Erkenntnis der Erde und des Meeres und alles Sprossenden, was mit Wurzeln in der Erde haftet, der dritte Tag; in der Erkenntnis der Leuchten, der größeren und der kleineren, und aller Gestirne, der vierte Tag; in der Erkenntnis aller wasserentsprungenen schwimmenden und fliegenden Tiere, der fünfte Tag; in der Erkenntnis aller Landtiere und zuletzt des Menschen, der sechste Tag.