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Werke Augustinus von Hippo (354-430) De Civitate Dei

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De civitate Dei (CCSL)

Caput XVII: De raptu Sabinarum aliisque iniquitatibus, quae in ciuitate Romana etiam laudatis uiguere temporibus.

An forte populo Romano propterea leges non sunt a numinibus constitutae, quia, sicut Sallustius ait, ius bonumque apud eos non legibus magis quam natura ualebat? ex hoc iure ac bono credo raptas Sabinas. quid enim iustius et melius quam filias alienas fraude spectaculi inductas non a parentibus accipi, sed ui, ut quisque poterat, auferri? nam si inique facerent Sabini negare postulatas, quanto fuit iniquius rapere non datas? iustius autem bellum cum ea gente geri potuit, quae filias suas ad matrimonium conregionalibus et confinalibus suis negasset petitas, quam cum ea, quae repetebat ablatas. illud ergo potius fieret; ibi Mars filium suum pugnantem iuuaret, ut coniugiorum negatorum armis ulcisceretur iniuriam, et eo modo ad feminas, quas uoluerat, perueniret. aliquo enim fortasse iure belli iniuste negatas iuste uictor auferret; nullo autem iure pacis non datas rapuit et iniustum bellum cum earum parentibus iuste suscensentibus gessit. hoc sane utilius feliciusque successit, quod, etsi ad memoriam fraudis illius circensium spectaculum mansit, facinoris tamen in illa ciuitate et imperio non placuit exemplum, faciliusque Romani in hoc errauerunt, ut post illam iniquitatem deum sibi Romulum consecrarent, quam ut in feminis rapiendis factum eius imitandum lege ulla uel more permitterent. ex hoc iure ac bono post expulsum cum liberis suis regem Tarquinium, cuius filius Lucretiam stupro uiolenter obpresserat, Iunius Brutus consul L. Tarquinium Conlatinum, maritum eiusdem Lucretiae, collegam suum, bonum atque innocentem uirum, propter nomen et propinquitatem Tarquiniorum coegit magistratu se abdicare nec uiuere in ciuitate permisit. quod scelus fauente uel patiente populo fecit, a quo populo consulatum idem Conlatinus sicut etiam ipse Brutus acceperat. ex hoc iure ac bono M. Camillus, illius temporis uir egregius, qui Veientes, grauissimos hostes populi Romani, post decennale bellum, quo Romanus exercitus totiens male pugnando grauiter adflictus est, iam ipsa Roma de salute dubitante atque trepidante facillime superauit eorumque urbem opulentissimam cepit, obtrectatorum inuidia uirtutis suae et insolentia tribunorum plebis reus factus est tamque ingratam sensit quam liberauerat ciuitatem, ut de sua damnatione certissimus in exilium sponte discederet et decem milia aeris absens etiam damnaretur, mox iterum a Gallis uindex patriae futurus ingratae. multa commemorare iam piget foeda et iniusta, quibus agitabatur illa ciuitas, cum potentes plebem sibi subdere conarentur plebsque illis subdi recusaret, et utriusque partis defensores magis studiis agerent amore uincendi, quam aequum et bonum quidquam cogitarent.

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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)

17. Der Raub der Sabinerinen und andere Ungerechtigkeiten, die im römischen Staat auch in den guten Zeiten häufig genug vorkamen.

Oder sind etwa dem römischen Volk deshalb keine Gesetze von den Göttern gegeben worden, weil bei ihnen, wie Sallust sagt1, „der Sinn für Recht und Sittlichkeit von Natur aus ebenso stark war wie infolge von Gesetzen“? Dieser Sinn für Recht und Sittlichkeit hat sie wohl beim Raub der Sabinerinen2 geleitet! Was wäre auch gerechter und sittlicher, als fremde Mädchen, die unter dem Vorwand eines Spieles herbeigelockt wurden, statt sie sich von ihren Eltern geben zu lassen, mit Gewalt wegzunehmen, so gut es jedem gelingen wollte? Denn hätten die Sabiner unbillig gehandelt, indem sie sie auf Ersuchen verweigerten, wieviel unbilliger war es dann, sie zu rauben, weil sie verweigert wurden? Mit mehr Recht hätte man mit dem Volke der Sabiner Krieg führen können, weil es seine Töchter den Angrenzern und Nachbarn auf deren Ersuchen nicht zur Ehe geben wollte, als weil es die geraubten Töchter zurückforderte. Das also wäre schicklicher gewesen; dabei hätte Mars seinen Sohn im Kampfe unterstützt, damit Band 1, S. 101er das Unrecht der Verweigerung der Ehe mit den Waffen in der Hand räche und auf solche Weise zu den begehrten Frauen gelange. Nach einer Art Kriegsrecht ja hätte man dann etwa als Sieger rechtmäßig die mit Unrecht verweigerten Mädchen wegnehmen können; jedenfalls aber gibt es kein Friedensrecht, das gestattete, sie im Fall der Verweigerung zu rauben und einen ungerechten Krieg wider deren mit Recht erzürnte Väter zu führen. Immerhin ist es noch insofern gut und glücklich abgelaufen, als das durch diese Untat gegebene Vorbild in Stadt und Reich der Römer keinen Beifall fand, obwohl zur Erinnerung an den Betrug das Zirkusspiel eine ständige Einrichtung wurde; und wenn die Römer den Romulus nach dieser Untat zu ihrem Gotte weihten, so ist dieser Irrtum geringer, als wenn sie hinsichtlich des Raubes von Frauen durch Gesetz oder Gewohnheit die Nachahmung seiner Handlungsweise gestattet hätten. Derselbe Sinn für Recht und Sittlichkeit brachte es mit sich, daß nach Vertreibung des Königs Tarquinius und seiner Kinder, dessen Sohn die Lucretia gewaltsam geschändet hatte, der Konsul Junius Brutus den Gemahl der genannten Lucretia, L. Tarquinius Collatinus, seinen Kollegen im Amte, einen edlen und unbescholtenen Mann, nur wegen seines Namens und seiner Verwandtschaft mit den Tarquiniern zur Abdankung nötigte und verbannte3. Dieses Verbrechen beging er unter dem Beifall oder doch mit Zulassung desselben Volkes, von dem Collatinus so gut wie Brutus das Konsulat erhalten hatte. Derselbe Sinn für Recht und Sittlichkeit hat M. Camillus, einen bedeutenden Mann in jener Zeit, der die Vejenter, die gefährlichsten Feinde des römischen Volkes, nach einem zehnjährigen Krieg, in welchem das römische Heer so oft unglücklich kämpfte und so schwere Schlappen erlitt, so daß Rom selbst bereits um seine Rettung bangte und zitterte, mit Leichtigkeit überwand und ihre blühendste Stadt eroberte, infolge des Neides, den seine Tüchtigkeit erweckte, und der Unverschämtheit der Volkstribunen in den Anklagestand versetzt und ihn den Undank des Staates, den er befreit Band 1, S. 102hatte, in einem Maße fühlen lassen, daß er, da ihm die Verbannung sicher bevorstand, freiwillig ins Exil ging und dann noch in seiner Abwesenheit zu einer Geldstrafe von 10.000 Aß verurteilt wurde, er, der bald darauf abermals sein undankbares Vaterland, diesmal vor den Galliern, retten sollte4. Schon genug! Ich habe keine Lust, die vielen abscheulichen und ungerechten Machenschaften aufzuzählen, durch die der römische Staat beunruhigt wurde, als die Mächtigen das Volk sich zu unterwerfen suchten und dieses sich wider die Unterwerfung sträubte und die Vertreter beider Teile mehr die Parteiinteressen aus Rechthaberei verfochten, als sich dabei von irgend welchen Rücksichten auf Billigkeit und Sittlichkeit leiten ließen.


  1. Cat. 9. ↩

  2. Liv. 1, 9. ↩

  3. Liv. 2, 2. ↩

  4. Liv. 5, 21; 32; 46; 49 ff ↩

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