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De civitate Dei (CCSL)
Caput XXV: Quantum maligni spiritus ad flagitia incitent homines, cum in committendis sceleribus quasi diuinam exempli sui interponunt auctoritatem.
Illinc uero quis non intellegat, quis non uideat, nisi qui tales deos imitari magis elegit quam diuina gratia ab eorum societate separari, quantum moliantur maligni isti spiritus exemplo suo uelut diuinam auctoritatem praebere sceleribus? quod etiam in quadam Campaniae lata planitie, ubi non multo post ciuiles acies nefario proelio conflixerunt, ipsi inter se prius pugnare uisi sunt. namque ibi auditi sunt primum ingentes fragores, moxque multi se uidisse nuntiarunt per aliquot dies duas acies proeliari. quae pugna ubi destitit, uestigia quoque uelut hominum et equorum, quanta de illa conflictatione exprimi poterant, inuenerunt. si ergo ueraciter inter se numina pugnauerunt, iam bella ciuilia excusantur humana; consideretur tamen quae sit talium deorum uel malitia uel miseria: si autem se pugnasse finxerunt, quid aliud egerunt, nisi ut sibi Romani bellando ciuiliter tamquam deorum exemplo nullum nefas admittere uiderentur? iam enim coeperant bella ciuilia, et aliquot nefandorum proeliorum strages exsecranda praecesserat. iam multos mouerat, quod miles quidam, dum occiso spolia detraheret, fratrem nudato cadauere agnouit ac detestatus bella ciuilia se ipsum ibi perimens fraterno corpori adiunxit. ut ergo huius tanti mali minime taederet, sed armorum scelestorum magis magisque ardor incresceret, noxii daemones, quos illi deos putantes colendos et uenerandos arbitrabantur, inter se pugnantes hominibus apparere uoluerunt, ne imitari tales pugnas ciuica trepidaret adfectio, sed potius humanum scelus diuino excusaretur exemplo. hac astutia maligni spiritus etiam ludos, unde multa iam dixi, scaenicos sibi dicari sacrarique iusserunt, ubi tanta deorum flagitia theatricis canticis atque fabularum actionibus celebrata et quisquis eos fecisse crederet et quisquis non crederet, sed tamen illos libentissime sibi talia exhiberi cerneret, securus imitaretur. ne quis itaque existimaret in deos conuicia potius quam eis dignum aliquid scriptitasse, ubicumque illos inter se pugnasse poetae commemorarunt, ipsi ad decipiendos homines poetarum carmina firmauerunt, pugnas uidelicet suas non solum per scaenicos in theatro, uerum etiam per se ipsos in campo humanis oculis exhibentes. haec dicere conpulsi sumus, quoniam pessimis moribus ciuium Romanam rempublicam iam antea perditam fuisse nullamque remansisse ante aduentum Christi Iesu domini nostri auctores eorum dicere et scribere minime dubitarunt. quam perditionem dis suis non inputant, qui mala transitoria, quibus boni, seu uiuant seu moriantur, perire non possunt, Christo nostro inputant: cum Christus noster tanta frequentet pro moribus optimis praecepta contra perditos mores; di uero ipsorum nullis talibus praeceptis egerint aliquid cum suo cultore populo pro illa republica, ne periret; immo eosdem mores uelut suis exemplis auctoritate noxia corrumpendo egerunt potius, ut periret. quam non ideo tunc perisse quisquam, ut arbitror, iam dicere audebit, quia discessere omnes adytis arisque relictis di, uelut amici uirtutibus, cum uitiis hominum offenderentur; quia tot signis extorum auguriorum uaticiniorum, quibus se tamquam praescios futurorum adiutores que proeliorum iactare et commendare gestiebant, conuincuntur fuisse praesentes; qui si uere abscessissent, mitius Romani in bella ciuilia suis cupiditatibus quam illorum instigationibus exarsissent.
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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
25. Wie sehr reizen die bösen Geister die Menschen zur Lasterhaftigkeit, indem sie das Gewicht ihres scheinbar göttlichen Beispiels für Begehung von Freveln einsetzen!
Man sah sogar auf einer weiten Ebene Campaniens, auf der bald hernach Bürgerscharen in unheilvollem Kampfe mit einander rangen, diese Götter zuerst mit einander Krieg führen. Wahrlich, man muß sich dafür entschieden haben, lieber sie nachzuahmen, als sich mit der Gnade Gottes von ihnen loszusagen, um nicht zu erkennen und klar zu durchschauen, wie sehr sich diese bösen Geister Mühe geben, durch ihr Beispiel für Verbrechen eine Art göttliches Vorbild aufzustellen. Dort hörte man nämlich zuerst ein mächtiges Getöse, und bald kam von vielen Seiten die Nachricht, man habe einige Tage hindurch zwei Heere wider einander streiten sehen. Nach Beendigung des Kampfes fand man auch Spuren, wie von Menschen und Pferden eingedrückt, in einer Menge, wie sie etwa einem solchen Zusammenstoß entsprach. Wenn demnach wirklich Gottheiten mit einander gekämpft haben, so finden ja Bürgerkriege zwischen Menschen Entschuldigung; doch bedenke man, welche Bosheit von diesen Göttern, oder aber welch klägliche Zustände bei ihnen! Haben sie aber den Kampf nur fingiert, was haben sie damit sonst bezweckt, als daß die Römer zu der Meinung kommen sollten, sie begingen kein Unrecht, wenn sie nach dem scheinbaren Beispiel der Götter Bürgerkriege führten? Denn schon hatten die Bürgerkriege ihren Anfang genommen und waren einige unselige Kämpfe unter fluchwürdigen Blutvergießen vor sich gegangen. Schon hatte es in weiten Kreisen Band 1, S. 121einen erschütternden Eindruck gemacht, daß ein Soldat, der einem Getöteten die Rüstung auszog, in dem entkleideten Leichnam seinen Bruder erkannte und daraufhin unter Verwünschung des Bürgerkrieges neben der Leiche seines Bruders Selbstmord beging. Damit man also den Abscheu vor so entsetzlichem Greuel völlig überwinde und die Lust am verbrecherischen Kriege immerdar wachse, erachteten es die feindseligen Dämonen, die man für Götter hielt und verehren zu müssen glaubte, für geraten, einen Götterkampf vor den Menschen aufzuführen; treubürgerliche Gesinnung sollte das Bedenken ablegen, solche Kämpfe nachzuahmen, vielmehr sollte das Verbrechen der Menschen an dem Beispiel der Götter seine Entschuldigung finden. Dieselbe Verschmitztheit leitete die bösen Geister auch bei der Anordnung, ihnen Bühnenspiele zu weihen, wovon bereits ausführlich die Rede war; die dabei in Bühnengesängen und Schaustellungen gefeierten Schandtaten der Götter sollten das Publikum zu unbedenklicher Nachahmung reizen, da jeder, gleichviel ob er daran glaubte oder nicht daran glaubte, wahrnehmen mußte, daß sich die Götter derlei mit großem Vergnügen darbieten ließen. Damit man also ja nicht meine, die Dichter hätten nicht würdig von ihnen geschrieben, sondern Schmähungen wider sie erdichtet, wenn sie von Kämpfen zwischen Göttern sprechen, haben die bösen Geister selbst zur Irreführung der Menschen die Dichtungen bestätigt, indem sie ihre Kämpfe nicht nur durch Schauspiele im Theater, sondern auch in eigener Person auf einem Felde vor den Augen der Menschen aufführten.
Zu diesen Ausführungen haben uns die römischen Schriftsteller selbst veranlaßt, weil sie unumwunden zugeben, daß durch die ganz herabgekommenen Sitten der Bevölkerung der römische Staat schon vorher zugrunde gegangen sei und schon vor der Ankunft unsers Herrn Jesus Christus nicht mehr als Staat existiert habe. Diesen Verlust schreiben unsere Gegner nicht ihren Göttern auf Rechnung, wohl aber unserm Christus die vorübergehenden Übel, an denen die Guten, ob sie sie überleben oder daran sterben, nicht zugrunde gehen können; und doch schärft unser Christus so herrliche Gebote zur Band 1, S. 122Hebung der Sitten und zur Bekämpfung der Sittenlosigkeit stestfort ein, während ihre Götter niemals mit derartigen Geboten an das sie verehrende Volk zum Besten des Staates, um ihn vor dem Untergang zu bewahren, herangetreten sind; haben sie doch eben die Sitten durch ihr angebliches Beispiel unter Mißbrauch der Autorität verdorben und so vielmehr auf den Untergang des Staates hingearbeitet. Und niemand, glaube ich, wird ferner noch zu behaupten wagen, deshalb sei damals der Staat zugrunde gegangen, weil „die Götter insgesamt von den Altären und Tempeln gewichen waren“, sie, „die Freunde der Tugend“, beleidigt durch die Lasterhaftigkeit der Menschen; denn sie werden der Anwesenheit überführt durch eine Unzahl von Äußerungen in Opfer- und Vogelschau und freier Weissagung, wodurch sie mit ihrer Kenntnis der Zukunft und mit ihrer Beihilfe in Schlachten groß zu tun und sich einzuschmeicheln trachteten; wären sie nur wirklich fern gewesen, die Römer hätten sich, lediglich aus eigener Leidenschaft, weniger heftig in Bürgerkriege gestürzt als auf ihre Anreizung hin.