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Werke Augustinus von Hippo (354-430) Contra Faustum Manichaeum

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Gegen Faustus

3.

Da es also sowohl beim Gesetz, wie auch bei den Propheten drei Kategorien gibt, ist es nicht ohne weiteres klar, auf welche von ihnen Jesus seinen Satz (Mt. 5,17) bezogen hat; aus der Fortsetzesung des Textes lässt es sich aber erschliessen. Wenn er nämlich gleich nachher die Vorschriften bezüglich Beschneidung, Sabbatruhe, Opfer und all der Hebräischen Rituale genannt und dabei einen Hinweis auf deren Vollendung eingeflochten hätte, dann wäre gar kein Zweifel möglich, dass er jenen Satz, dass er gekommen sei, nicht um sie aufzuheben, sondern sie zu vollenden, auf das Gesetz und die Propheten der Juden bezog. Da er aber nichts von all dem erwähnt, sondern nur einige Gebote aus älterer Zeit aufzählt, etwa: Du sollst nicht töten (Mt. 5,21/ exod. 20,13; deut. 5,17), du sollst nicht die Ehe brechen (Mt. 5,27/ exod. 20,14; deut. 5,18), du sollst keinen Meineid schwören (Mt. 5,33/ lev. 19,12) – diese Gebote waren seit Urzeiten bei den Heidenvölkern in Geltung, wie man das leicht nachweisen kann; sie waren einstmals durch Enoch, Seth und Gerechte wie sie unters Volk gebracht worden, nachdem sie ihnen selber von strahlenden Engeln überreicht worden waren (cf. CMC 47-62 Fs. Assmann S. 92, Anm. 66), um mit ihrer Hilfe die rohe Natur der Menschen zu bändigen –, wem würde es da nicht naheliegend erscheinen, dass sich jenes Wort (Mt. 5,17) auf das Gesetz der Wahrheit und auf ihre Propheten bezog? Schliesslich lässt sich gar beweisen, dass sich jene Vollendung, die Jesus versprochen hat, auf eben diese Gebote bezieht. Was sagt er nämlich? Ihr habt gehört, dass den Alten gesagt wurde: ‘Du sollst nicht töten’ (exod. 20,13; deut. 5,17); ich aber sage euch: Nicht einmal zornig werden sollt ihr (cf. Mt. 5,21); das ist doch die Vollendung des Gebotes. Ihr habt gehört, dass gesagt wurde: ‛Du sollst nicht die Ehe brechen’ (exod. 20,14; deut. 5,18); ich aber sage euch: nicht einmal gierig danach sollt ihr sein (cf. Mt. 5,27); das ist doch die Vollendung des Gebotes. Es wurde gesagt: ‛Du sollst nicht falsch schwören’ (lev. 19,12); ich aber sage euch, nicht einmal schwören sollt ihr (Mt. 5,33); auch das ist die Vollendung des Gebotes. Denn bei all diesen Geboten verschärft Jesus die frühere Fassung und fügt hinzu, was dort fehlte. Sobald er aber Gebote nannte, die offensichtlich den Juden eigen sind, vervollständigte er sie nicht, im Gegenteil, er verwarf sie gänzlich und kehrte sie ins Gegenteil um. Wie fährt er nämlich fort? Ihr habt gehört, dass gesagt wurde: ‛Aug um Aug, Zahn um Zahn’ (exod. 21,24; deut. 19,21); ich aber sage euch: wenn einer dich auf die Wange schlägt, halte ihm auch die andere hin (cf. Mt. 5,38); das ist doch schon die Zerstörung des Gesetzes. Weiter sagte er (Mt. 5,43): ‘Es ist gesagt worden: du sollst deinen Freund lieben und deinen Feind hassen’ (lev. 19,18); ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen; auch das ist Zerstörung des Gesetzes. Es ist gesagt worden: ‛Wer seine Frau aus der Ehe entlassen will, muss ihr eine Scheidungsurkunde geben’ (deut. 24,1); ich aber sage: wer immer seine Frau aus der Ehe entlässt, ausser dem Fall der Unzucht, liefert sie dem Ehebruch aus, und er wird selber Ehebrecher sein, wenn er später eine andere heiraten wird. Es ist doch offensichtlich, dass dies Gebote des Moses sind, und dass sie deshalb zerstört wurden, jenes aber Gebote der Gerechten des Altertums, und dass sie deshalb vollendet wurden. Wenn du dich dieser Deutung anschliessen kannst, wird es auch nicht mehr absurd sein zu glauben, dass Jesus diesen Satz, er sei nicht gekommen, das Gesetz aufzuheben, sondern es zu vollenden (Mt. 5,17) wirklich gesprochen hat. Wenn dir aber unsere Interpretation missfällt, dann musst du eine andere suchen! Lass dich nur nicht dazu zwingen, Jesus als Lügner zu bezeichnen, oder aber Jude zu werden, um nicht weiter das Gesetz aufzuheben, das Jesus selber gar nicht aufgehoben hat.

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Reply to Faustus the Manichaean

3.

As "the law and the prophets" may have three different meanings, it is uncertain in what sense the words are used by Jesus, though we may form a conjecture from what follows. For if Jesus had gone on to speak of circumcision, and Sabbaths, and sacrifices, and the observances of the Hebrews, and had added something as a fulfillment, there could have been no doubt that it was the law and the prophets of the Jews of which He said that He came not to destroy, but to fulfill them. But Christ, without any allusion to these, speaks only of commandments which date from the earliest times: "Thou shall not kill; Thou shalt not commit adultery; Thou shalt not bear false witness." These, it can be proved, were of old promulgated in the world by Enoch and Seth, and the other righteous men, to whom the precepts were delivered by angels of lofty rank, in order to tame the savage nature of men. From this it appears that Jesus spoke of the law and the prophets of truth. And so we find him giving a fulfillment of those precepts already quoted. "Ye have heard," He says, "that it was said by them of old time, Thou shalt not kill; but I say unto you, Be not even angry." This is the fulfillment. Again: "Ye have heard that it was said, Thou shalt not commit adultery; but I say unto you, Do not lust even." This is the fulfillment. Again: "It has been said, Thou shalt not bear false witness; but I say unto you, Swear not." This too is the fulfillment. He thus both confirms the old precepts and supplies their defects. Where He seems to speak of some Jewish precepts, instead of fulfilling them, He substitutes for them precepts of an opposite tendency. He proceeds thus: "Ye have heard that it has been said, An eye for an eye, and a tooth for a tooth; but I say unto you, Whosoever shall smite thee on thy right cheek, turn to him the other also." This is not fulfillment, but destruction. Again: "It has been said, Thou shall love thy friend, and hate thine enemy; but I say unto you, Love your enemies, and pray for your persecutors." This too is destruction. Again: "It has been said, Whosoever shall put away his wife, let him give her a writing of divorcement; but I say unto you, That whosoever shall put away his wife, saving for the cause of fornication, causeth her to commit adultery, and is himself an adulterer if he afterwards marries another woman." 1 These precepts are evidently destroyed because they are the precepts of Moses; while the others are fulfilled because they are the precepts of the righteous men of antiquity. If you agree to this explanation, we may allow that Jesus said that he came not to destroy the law, but to fulfill it. If you disapprove of this explanation, give one of your own. Only beware of making Jesus a liar, and of making yourself a Jew, by binding yourself to fulfill the law because Christ did not destroy it.


  1. Matt. v. 21-44. ↩

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