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Werke Augustinus von Hippo (354-430) Contra Faustum Manichaeum

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Gegen Faustus

25.

Wie soll sodann (499,9) jenes Wort, das den Alten gesagt wurde (exod. 21,24): Aug um Aug, Zahl um Zahn, im Widerspruch stehen zu dem, was der Herr sagte (Mt. 5,39): Ich aber sage euch: leistet dem Bösen keinen Widerstand; wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halte ihm auch die andere hin, u.s.w.? Auch jenes alte Gebot wurde doch erlassen, um die Flammen des Hasses niederzuschlagen und die unbeherrschte Wut zorniger Gemüter zu bändigen! Wer gibt sich denn so leicht damit zufrieden, seine Rache genau auf das Unrecht abzustimmen, das er empfangen hat? Sehen wir nicht, wie Menschen, die nur leicht gekränkt wurden, auf Mord sinnen, nach Blut dürsten und sich kaum sättigen können am Leid ihres Widersachers? Jeder ruft doch, wenn er von einer Faust getroffen wurde, das Gericht an, um den Schläger seiner Strafe zuzuführen, oder aber er will selber Vergeltung üben und verbläut den Mann mit Fausthieben und Fusstritten von Kopf bis Fuss, wenn er nicht gar eine Waffe zu Hilfe nimmt. Um diese masslose und damit ungerechte Rache auf ein gerechtes Mass zurückzuführen, hat das Gesetz das Talio-Prinzip eingeführt, was bedeutet, dass ein jeder nach Massgabe des verübten Unrechts Strafe empfängt. Also ist das Prinzip Aug um Aug, Zahn um Zahn nicht Zunder für die Rachelust, sondern deren Eindämmung; es wurde nicht eingesetzt, um die Glut, die am Erlöschen ist, neu anzufachen, sondern um zu verhindern, dass das lodernde Feuer weiter um sich greift. Es gibt nämlich ein gerechtes Mass an Vergeltung, das dem, der Unrecht erlitten hat, gerechterweise zuzubilligen ist. Wenn wir also verzeihen, geben wir gewissermassen freiwillig etwas von unserem Recht ab. Daher wird die Verzeihung ja auch als Schuldenerlass bezeichnet, den wir als Menschen gemäss der Mahnung im Herrengebet gewähren sollen, damit auch unsere eigenen Schulden von Gott erlassen werden (cf. Mt. 6,12). Doch ist es nicht ungerecht, eine Schuld einzufordern, auch wenn es ein Merkmal der Güte ist, sie zu erlassen. Was aber beim Schwören gilt, dass auch jemand, der wahrheitsgetreu schwört, sich in die Nähe des Meineids begibt (522,9), während derjenige, der überhaupt nicht schwört, in sicherer Distanz dazu bleibt, und dass jemand, der wahrheitsgetreu schwört, zwar nicht sündigt, aber sich der Gefahr zu sündigen doch stärker annähert, als der, welcher nicht schwört (522,4) – die Warnung vor dem Schwören (lev. 19,12) ist also ein Schutz vor der Sünde des Meineids –, das gleiche gilt nun auch in der Frage der Vergeltung: zwar sündigt nur der, welcher in seiner Forderung nach Vergeltung weder Mass noch Gerechtigkeit kennt, nicht aber der, welcher eine massvolle und gerechte Vergeltung fordert, doch weniger in Gefahr, sich durch eine ungerechte Vergeltung zu versündigen, ist der, welcher überhaupt keine Vergeltung fordert. Sünde ist es nämlich, über das Geschuldete hinaus Forderungen zu stellen; keine Sünde dagegen ist es, das Geschuldete einzufordern; doch weitaus geringer ist die Gefahr, sich durch eine ungerechte Schuldeintreibung zu versündigen, wenn man die Schuld überhaupt nicht einfordert, zumal man ja von dem, den man unrechtmässig belangt, selber schuldpflichtig gemacht werden könnte. In der Frage der Vergeltung könnte also auch ich formulieren: Den Alten wurde gesagt: ‛Du sollst nicht ungerecht Vergeltung üben’; ich aber sage euch: übt überhaupt keine Vergeltung. Das ist die Vollendung des Gebotes, so wie Faustus in Bezug auf das Schwören sagte (499,4): ‛Es wurde gesagt: Du sollst nicht falsch schwören; ich aber sage euch: Schwört überhaupt nicht’ (Mt. 5,33); auch das ist die Vollendung des Gebotes. So also könnte auch ich formulieren; doch meiner Meinung nach war es ja nicht die Absicht Christi, mit jenen Zusatzworten (Mt. 5,38) dem Gesetz etwas zuzufügen, was diesem vorher fehlte, er wollte vielmehr darauf hinweisen, dass die Forderung des Gesetzes, sich nicht durch ungerechte Vergeltung zu versündigen (exod. 21,24), sicherer erfüllbar ist, wenn man gänzlich auf Vergeltung verzichtet, so wie er auch bei jener anderen Forderung des Gesetzes, sich nicht durch falsches Schwören zu versündigen (lev. 19,12), darauf hinwies, dass sie sicherer erfüllbar ist, wenn man überhaupt nicht schwört (cf. 526,5). Wenn nämlich die zwei Aussagen: Aug um Aug (exod. 21,24) und: Wenn einer dich auf die Wange schlägt, halte ihm auch die andere hin (Mt. 5,39) im Widerspruch zueinander stehen, warum sollte das gleiche nicht auch für diese beiden Aussagen gelten: Du sollst dem Herrn gegenüber deinen Schwur einhalten (cf. Num. 30,3; deut. 23,22), und: Du sollst überhaupt nicht schwören (Mt. 5,43)? Letzteres aber betrachtet Faustus nicht als Zerstörung, sondern als Vollendung des alten Gebotes, wie er es auch im ersten Fall (Mt. 5,39) tun sollte. Denn wenn das Gebot: Du sollst wahrheitsgetreu schwören! seine Vollendung findet im Gebot: Du sollst nicht schwören! , warum sollte dann das Gebot: Sei gerecht in deiner Vergeltung! nicht ebenso im Gebot: Übe keine Vergeltung die Vollendung finden? So erkenne ich selber in beiden Geboten Christi einen Schutz gegen die Sünde, sei es des Meineids, sei es der ungerechten Vergeltung, wobei allerdings jenes Gebot, das den gänzlichen Verzicht auf Vergeltung verlangt, den zusätzlichen Effekt hat, dass wir durch solches Vergeben der Schulden Vergebung unserer eigenen Schulden erlangen können (526,2. 15). Doch musste dem verhärteten Volk zuerst eine massvolle Schranke gesetzt werden, durch die es lernen sollte, seine Forderungen nicht über das Geschuldete hinaus auszudehnen, damit später, wenn einmal der Jähzorn, der zu massloser Vergeltung antreibt, eingedämmt sein wird, ein jeder, der dazu bereit ist, sich in ruhiger Stimmung überlegen kann, welche Schuld auf ihm selber lastet, deren Erlass er sich vom Herrn wünscht, um dann nach dieser Überlegung seinem Mitsklaven die Schuld zu erlassen.

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Contre Fauste, le manichéen

CHAPITRE XXV. LA LOI DU TALION EN FACE DE LA DOCTRINE ÉVANGÉLIQUE.

Maintenant, quelle contradiction y a-t-il entre ce qui a été dit aux anciens : « Oeil pour oeil, dent pour dent », et ce que dit le Seigneur : « Et moi je vous dis de ne point résister aux mauvais traitements; mais si quelqu'un vous frappe sur la joue droite, présentez-lui encore l'autre[^3] », et le reste? Le précepte donné aux anciens avait pour but de réprimer l'ardeur de la haine, de mettre un frein à une fureur immodérée. Car quel est l'homme qui se contente de se venger dans la juste proportion de l'injure qu'il a reçue ? Ne voyons-nous pas des hommes, légèrement offensés, méditer le meurtre, avoir soif de sang, et se montrer insatiables des maux de leur ennemi ? Quel est l'homme qui, ayant reçu un coup de poing, ne cite pas en justice celui qui l'a frappé pour le faire condamner; ou s'il veut se faire lui-même justice, n'accable pas son adversaire de coups de poing et de coups de pied du haut en bas, à supposer encore qu'il ne se trouve pas une arme sous sa main pour l'en percer ? C'était donc pour fixer une juste mesure à cette vengeance immodérée, et par là même injuste, que la loi avait établi la peine du talion, c'est-à-dire réglé que la punition serait telle que l'injure. Par conséquent le principe : « Oeil pour oeil, dent pour dent », n'avait pas pour but d'exciter la colère, mais de lui donner une borne; ni de rallumer une flamme éteinte, mais de contenir les ravages de l'incendie allumé. Car enfin il existe une vengeance juste, un droit équitable en faveur de celui quia reçu une injure; d'où vient que quand nous pardonnons, nous cédons en quelque sorte de notre droit. Aussi sont-ce des dettes que l'Oraison dominicale nous engage à remettre aux hommes, afin que les nôtres nous soient reluises de la part de Dieu[^1]. Or, il n'y a pas d'injustice à réclamer une dette, bien qu'il soit généreux de la remettre. Mais de même que, en fait de serinent, celui qui jure la vérité se rapproche du parjure, tandis que celui qui ne jure pas du tout s'en éloigne, et que, bien que celui qui jure la vérifié ne pèche pas, celui qui ne jure pas du tout est plus éloigné du péché, en sorte que nous engager à ne pas jurer c'est nous préserver du péché de parjure : ainsi, comme celui qui veut se venger immodérément se rend coupable, et que celui qui ne veut qu'une juste vengeance ne pèche pas, cependant celui qui ne veut en aucune façon se venger est à une plus grande distance du péché de vengeance injuste. En effet, celui qui exige plus qu'il ne lui est dû est coupable ; tandis que celui qui n'exige que sa dette ne l'est pas : mais celui-là est bien mieux garanti du péché d'une injuste exaction, qui n'exige en aucune façon sa dette, surtout pour n'être pas forcé de payer sa propre dette à celui qui n'a pas de dettes. Je pourrais donc dire : Il a été dit aux anciens Tu ne te vengeras pas injustement; mais moi, je vous dis: Ne vous vengez pas même : voilà le complément; absolument comme Fauste a dit : « Il a été dit : Tu ne te parjureras pas; et moi je vous dis: Ne jurez pas même : voilà encore un complément ». Oui, je pourrais dire cela si je voyais, dans les paroles du Christ, une addition faite à la loi, pour combler une lacune, et non plutôt le but même que la loi voulait atteindre, à savoir qu'on ne se venge pas du tout pour mieux se préserver du péché de la vengeance injuste: de même que son but était de sauver plus sûrement du péché de parjure, en engageant à ne pas jurer du tout. Car s'il y a contradiction entre: « Oeil pour oeil », et : « Si quelqu'un vous frappe sur une joue, présentez-lui encore l'autre », pourquoi n'y en aurait-il pas aussi entre : « Remplissez le serment que vous avez fait au Seigneur », et: « Ne jurez en aucune façon[^2] ? » Et cependant, là, Fauste ne voit qu'un complément, et non une abolition; il aurait donc dû en voir aussi un ici. Car si : Jure la vérité, est complété par : Ne jure pas ; pourquoi : Tire une juste vengeance, ne serait-il pas complété par : Ne te venge pas ? Pour moi, je vois dans l'un et dans l'autre un préservatif contre le péché de faux serment ou de vengeance injuste; et, de plus, la remise complète de l'injure a cet avantage que, en remettant ce qui nous est dû, nous méritons que nos propres dettes nous soient remises. Mais à un peuple difficile il fallait d'abord fixer une mesure pour lui apprendre à ne rien exiger au-delà de la justice ; afin que, devenu maître de là colère qui entraîne à une vengeance immodérée, l'homme calmé pût, s'il le voulait, réfléchir à ses dettes, examiner ce qu'il aimerait à se voir, remettre par le Seigneur, et que cette considération le déterminât à remettre lui-même à son frère tout ce que celui-ci, pourrait lui devoir.

  1. Ex. XXI, 21; Matt. V, 30

  2. Matt. VI, 12.

  3. Ex. XX, 7 ; Matt. V, 33-37.

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