• Start
  • Werke
  • Einführung Anleitung Mitarbeit Sponsoren / Mitarbeiter Copyrights Kontakt Impressum
Bibliothek der Kirchenväter
Suche
DE EN FR
Werke Augustinus von Hippo (354-430) Contra Faustum Manichaeum

Übersetzung ausblenden
Gegen Faustus

11.

Was soll ich erst zum folgenden Satz des Faustus sagen (536,19 ff.): Aus der Zeugungskraft des Heiligen Geistes und durch seine geistige Befruchtung habe die Erde dann auch den leidensfähigen Jesus empfangen und geboren, der, an jedem Holze hangend, das Leben und das Heil der Menschen ist? O du Verblendeter! Ohne vorerst auf euer Geschwätz zu diesem Thema weiter einzugehen, sage ich nur dies: So ist also die Erde imstande, vom Heiligen Geist den leidensfähigen Jesus zu empfangen, die Jungfrau Maria aber war dazu nicht imstande? Vergleiche doch, wenn du es über dich bringst, ihren durch makellose Reinheit geheiligten jungfräulichen Schoss mit all den Stellen auf der Erde, wo Bäume und Pflanzen spriessen! Bei jener Frau also bist du entsetzt– oder tust du, als ob du entsetzt wärest – über einen Mutterleib, welcher der Keuschheit geweiht ist, dass aber Jesus in sämtlichen Pflanzgärten um unsere Städte herum aus den Kloakenwassern gezeugt wird, darüber bist du nicht entsetzt! Denn welches noch so verschmutzte Nass lässt nicht zahllose Keime entstehen und gedeihen? Auf diese Weise wird, so verkündet ihr es, der leidensfähige Jesus geboren, und gleichzeitig erklärt ihr lautstark, es sei ungeziemend zu glauben, dass Jesus aus der Jungfrau geboren wurde. Wenn ihr das Fleisch für unrein hält, warum erscheint euch dann nicht als noch unreiner, was das Fleisch natürlicherweise zur Regelung seines Wohlbefindens ausscheidet? Ist etwa das Fleisch unrein, seine Ausscheidungen dagegen rein? Fällt euch also nicht auf, seht ihr es nicht, dass die Felder die Exkremente des Fleisches bevorzugen, um fruchtbarer und ertragreicher zu werden? Eure widersinnige Theorie führt offensichtlich zum Ergebnis, dass die Erde vom Heiligen Geist – der nach eurer Aussage das Fleisch Marias als unwürdig verschmäht hat – umso üppiger und reicher befruchtet wird, je eifriger sie mit dem Schmutz und Unrat des Fleisches gedüngt wurde. Oder werdet ihr etwa zu eurer Verteidigung vorbringen, der Heilige Geist könne überall, ohne sich einer Befleckung auszusetzen, gegenwärtig sein und tätig werden? Die Anwort darauf wird lauten: Warum also nicht im Schoss einer Jungfrau? Soviel zur Frage der Empfängnis; richtet nun den Blick auf die Geburt eures Jesus! Nach eurer Darstellung hat die Erde vom Heiligen Geist empfangen und den leidensfähigen Jesus geboren, der nun aber, wie ihr behauptet, durch diese Geburt unrein wurde und daher an jedem Holz hängt, in den Früchten der Sträucher und Bäume, sodass er durch das Fleisch unzähliger Lebewesen, die sich davon nähren, weiter verunreinigt wird, und nur in den Teilen Reinigung findet, denen ihr (Auserwählte) mit eurem Hunger zu Hilfe kommt. Und so glauben wir Christen mit unserem Herzen und bekennen es mit unserem Munde, dass Christus, der Sohn Gottes, das Wort Gottes, sich mit dem Fleisch bekleidet hat, ohne dabei befleckt zu werden, da ja jene Substanz, die durch nichts befleckbar ist, auch durch das Fleisch nicht befleckt werden kann; ihr dagegen behauptet, folgt man eurer Fabel, dass Jesus schon befleckt ist, während er noch am Baum hängt, noch bevor er in das Fleisch eines beliebigen Lebewesens eingeht, das ihn gerade verspeist. Denn wenn er da nicht befleckt ist, kann er auch nicht gereinigt werden, indem er durch euch (Auserwählte) aufgegessen wird! Wenn ihr weiter behauptet, dass jeder Baum ein Kreuz Jesu sei, weshalb Faustus von ihm sagt, dass er an jedem Holze hängt (536,21), warum tut ihr es nicht jenem Joseph von Arimathäa gleich (cf. Joh. 19,38), der ein gutes Werk vollbrachte und jenen wahren Jesus vom Kreuz nahm, um ihn zu bestatten, und pflückt eurerseits die Baumfrüchte, um euren Jesus vom Holz zu nehmen, an dem er hängt, und ihn in eurem Bauch zu bestatten? Und warum eigentlich soll es gottgefällig sein, Christus im Bauch zu bestatten, gottlos dagegen, ihn vom Holz zu nehmen? Wartet ihr etwa, – damit auch auf euch zutrifft, was der Apostel aus dem Propheten (Ps. 5,11) zitiert (Rm. 3,13): Ihre Kehle ist ein offenes Grab – mit offenem Mund, wer euch Christus in euren Schlund wirft, als ob dieser die beste Grabstätte für ihn wäre? Sagt uns schliesslich noch wieviele Personen das für euch sind, die ihr als Christus bezeichnet! Ist es ein Christus, den die Erde vom Heiligen Geist empfangen und als leidensfähigen geboren hat, der nicht nur an jedem Holze hängt, sondern sogar auf der Wiese ausgebreitet ist, ein zweiter Christus, den die Juden unter Pontius Pilatus gekreuzigt haben, und ein dritter Christus, der auf Sonne und Mond aufgeteilt ist (544,1)? Oder ist es ein und derselbe Christus, von dem ein Teil in den Bäumen gefesselt ist, ein anderer aber frei ist und jenem gefesselten und gefangenen Teil zu Hilfe eilt? Wenn die zweite Annahme zutrifft, dann frage ich euch, wem jener Christus, der, wie ihr eingesteht, unter Pontius Pilatus gelitten hat, obwohl er nach eurer Darstellung nicht Fleisch geworden war – auf die Frage, wie er einen solchen Tod erleiden konnte ohne im Fleisch zu sein, möchte ich vorerst nicht eingehen –, wem also jener Christus seine Schiffe übergeben hat (540,7), um von ihnen auf die Erde herunterzusteigen und jene Leiden auf sich zu nehmen, die für ein körperloses Wesen undenkbar wären. Denn bei rein geistiger Gegenwart hätte er ja diese Leiden in keiner Weise erfahren können, bei körperlicher Gegenwart aber hätte er nicht gleichzeitig sowohl auf der Sonne, auf dem Mond und am Kreuz sein können. Wenn er also körperlos war, wurde er nicht gekreuzigt; wenn er aber einen Körper besass, stelle ich die Frage, woher er ihn hatte, da ja nach eurer Darstellung alles Körperliche dem Volk der Finsternis entstammt – wobei ihr allerdings nie imstande wart, die göttliche Substanz anders als körperlich zu denken. So steht ihr vor dem Dilemma: Entweder zu behaupten, der Gekreuzigte sei körperlos gewesen – eine absurdere und verrücktere Behauptung gibt es gar nicht –; oder: der Gekreuzigte, den man gesehen habe, sei nur Einbildung, nicht Wirklichkeit gewesen – gäbe es eine schlimmere Gotteslästerung als dies? –; oder: nicht alles Körperliche entstamme dem Volk der Finsternis, sondern es gebe auch Körperliches aus göttlicher Substanz, das aber nicht unsterblich sei, und so ans Kreuz geschlagen und getötet werden könne – auch das ist noch völlig unsinnig –; oder: Christus habe seinen sterblichen Körper aus dem Volk der Finsternis erhalten, was bedeuten würde, dass ihr zwar davor zurückschreckt, an seine leibliche Abkunft von der Jungfrau Maria zu glauben, nicht aber an die aus dem Volk der Dämonen. Wenn schliesslich laut der Darstellung des Faustus, die dieser eurem endlos langen Mythos entnahm, dann allerdings in grösstmöglicher Kürze zusammenfasste, die Erde vom Heiligen Geist den leidensfähigen Jesus empfängt und zur Welt bringt, der, an jedem Holze hängend, das Leben und das Heil der Menschen ist (536,19), dann stellt sich die Frage, warum jener Retter inbezug auf das Hängen so übereinstimmt mit dem, der da hängt, inbezug auf das Geborenwerden sich dagegen so unterscheidet von dem, der da geboren wird. Wenn ihr aber eure Aussagen Jesus befinde sich in den Bäumen, Jesus sei unter Pontius Pilatus gekreuzigt worden, Jesus sei zwischen Sonne und Mond aufgeteilt, damit begründet, dass diese Wesen ja samt und sonders aus ein und derselben Substanz beständen, warum schliesst ihr dann nicht auch eure unzähligen andern Gottheiten unter der Bezeichnung Jesus zusammen? Warum sollte denn nicht auch jener splenditenens Jesus sein, warum nicht jener Atlas, und jener König der Ehre, und jener Mächtige Geist, und jener Erste Mensch, und was ihr sonst noch ohne Zahl unter verschiedenen Namen und mit verschiedenen Aufgaben verkündigt?

Übersetzung ausblenden
Reply to Faustus the Manichaean

11.

But what are we to make of these words of Faustus: The Holy Spirit, by his influence and spiritual infusion, makes the earth conceive and bring forth the mortal Jesus, who, as hanging from every tree, is the life and salvation of men? Letting pass for a moment the absurdity of this statement, we observe the folly of believing that the mortal Jesus can be conceived through the power of the Holy Spirit by the earth, but not by the Virgin Mary. Dare you compare the holiness of that chaste virgin's womb with any piece of ground where trees and plants grow? Do you pretend to look with abhorrence upon a pure virgin, while you do not shrink from believing that Jesus is produced in gardens watered by the filthy drains of a city? For plants of all kinds spring up and are nourished in such moisture. You will have Jesus to be born in this way, while you cry out against the idea of His being born of a virgin. Do you think flesh more unclean than the excrements which its nature rejects? Is the filth cleaner than the flesh which expels it? Are you not aware how fields are manured in order to make them productive? Your folly comes to this, that the Holy Spirit, who, according to you, despised the womb of Mary, makes the earth conceive more fruitfully in proportion as it is carefully enriched with animal off-scourings. Do you reply that the Holy Spirit preserves His incorruptible purity everywhere? I ask again, Why not also in the virgin's womb? Passing from the conception, you maintain in regard to the mortal Jesus--who, as you say, is born from the earth, which has conceived by the power of the Holy Spirit--that He hangs in the shape of fruit from every tree: so that, besides this pollution, He suffers additional defilement from the flesh of the countless animals that eat the fruit; except, indeed, the small amount that is purified by your eating it. While we believe and confess Christ the Son of God, and the Word of God, to have become flesh without suffering defilement, because the divine substance is not defiled by flesh, as it is not defiled by anything, your fanciful notions would make Jesus to be defiled even as hanging on the tree, before entering the flesh of any animal; for if He were not defiled, there would be no need of His being purified by your eating Him. And if all trees are the cross of Christ, as Faustus seems to imply when he says that Jesus hangs from every tree, why do you not pluck the fruit, and so take Jesus down from hanging on the tree to bury Him in your stomach, which would correspond to the good deed of Joseph of Arimathea, when he took down the true Jesus from the cross to bury Him? 1 Why should it be impious to take Christ from the tree, while it is pious to lay Him in the tomb? Perhaps you wish to apply to yourselves the words quoted from the prophet by Paul, "Their throat is an open sepulchre:" 2 and so you wait with open mouth till some one comes to use your throat as the best sepulchre for Christ. Once more, how many Christs do you make? Is there one whom you call the mortal Christ, whom the earth conceives and brings forth by the power of the Holy Spirit; and another crucified by the Jews under Pontius Pilate; and a third whom you divide between the sun and the moon? Or is it one and the same person, part of whom is confined in the trees, to be released by the help of the other part which is not confined? If this is the case, and you allow that Christ suffered under Pontius Pilate, though it is difficult to see how he could have suffered without flesh, as you say he did, the great question is, with whom he left those ships you speak of, that he might come down and suffer these things, which he certainly could not have suffered without having a body of some kind. A mere spiritual presence could not have made him liable to these sufferings, and in his bodily presence he could not be at the same time in the sun, in the moon, and on the cross. So, then, if he had not a body, he was not crucified; and if he had a body, the question is, where he got it: for, according to you, all bodies belong to the race of darkness, though you cannot think of the divine substance except as being material. Thus you must say either that Christ was crucified without a body; which is utterly absurd; or that he was crucified in appearance and not in reality, which is blasphemy; or that all bodies do not belong to the race of darkness, but that the divine substance has also a body, and that not an immortal body, but liable to crucifixion and death, which, again, is altogether erroneous; or that Christ had a mortal body from the race of darkness, so that, while you will not allow that Christ's body came from the Virgin Mary, you derive it from the race of demons. Finally, as in Faustus' statement, in which he alludes in the briefest manner possible to the lengthy stories of Manichaean invention, the earth by the power of the Holy Spirit conceives and brings forth the mortal Jesus, who, hanging from every tree, is the life and salvation of men, why should this Saviour be represented by whatever is hanging, because he hung on the tree, and not by whatever is born, because he was born? But if you mean that the Jesus on the trees, and the Jesus crucified under Pontius Pilate, and the Jesus divided between the sun and the moon, are all one and the same substance, why do you not give the name of Jesus to your whole host of deities? Why should not your World-holder be Jesus too, and Atlas, and the King of Honour, and the Mighty Spirit, and the First Man, and all the rest, with their various names and occupations?


  1. John xix. 38. ↩

  2. Rom. iii. 13. ↩

  Drucken   Fehler melden
  • Text anzeigen
  • Bibliographische Angabe
  • Scans dieser Version
Editionen dieses Werks
Contra Faustum Manichaeum libri triginta tres vergleichen
Übersetzungen dieses Werks
Contre Fauste, le manichéen vergleichen
Gegen Faustus
Reply to Faustus the Manichaean

Inhaltsangabe

Theologische Fakultät, Patristik und Geschichte der alten Kirche
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Impressum
Datenschutzerklärung